Neuer GHB-Vorstand auf der Mitgliederversammlung gewählt
Rückglick zur Mitgliederversammlung am 19. Juni von Stefi Bey

Der neue Vorstand der Gesellschaft Historisches Berlin e.V. ist gewählt:
Auf der Mitgliederversammlung am 19. Juni 2014 erhielten Gerhard Hoya, Vorstandsvorsitzender, Horst-Peter Serwene, Stellvertreter und Joachim Hentschel, Schatzmeister, mit mehr als 90 % der Stimmen das Vertrauen.
Zum erweiterten Vorstand gehören: Sigrid Schlawe, Christel Wolfermann, Lukas Kuiper, Klaus Krause und Bernd Wendland.          

Während der dreistündigen Veranstaltung im kleinen Säulensaal der Zentral- und Landesbibliothek an der Breite Straße, berichtete der alte und neue Vorstandsvorsitzende Gerhard Hoya zunächst über die Arbeit der Gesellschaft Historisches Berlin (GHB) in den zurückliegenden beiden Jahren und machte die Position des Vereins deutlich. „Die Zukunft der historischen Mitte Berlins bleibt das herausragende Thema der Stadtentwicklung“, betonte der Vorsitzende. Durch den sichtbaren Baufortschritt des Berliner Schlosses nehme die Diskussion um dieses wichtige Areal sogar noch zu. Der Bund, vertreten durch die Stiftung Schloss/Humboldtforum fordert, umgehend mit den Planungen des Umfeldes zu beginnen. Längst sei der Landschaftsarchitekten-Wettbewerb entschieden, doch die Umsetzung lasse auf sich warten. „Und unsere Senatsbaudirektorin Lüscher sträubt sich nach wie vor gegen die Wiederaufstellung der Großskulpturen“, erklärte Gerhard Hoya.

An mehreren Beispielen erläuterte er die „unzureichende Arbeitsweise der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung“. So sei zwar vor kurzem mit der Bebauung des Schinkelplatzes begonnen worden, doch die von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher  prämierte Architektur füge sich keineswegs in das historische Ensemble ein. Gespräche mit dem Investor, der Firma Moll aus München, führten lediglich zu geringfügigen Korrekturen in der Fassadengestaltung.

Weiter führte der Vorstandsvorsitzende aus, dass das Abgeordnetenhaus die Bauverwaltung bereits aufforderte, bis zum Jahresende 2015 einen Städtebauwettbewerb für die Historische Mitte auszuschreiben. „Zur Vorbereitung dieses Wettbewerbes soll auch eine Bürgerbeteiligung durchgeführt werden“, sagte Hoya. Frau Lüscher berief daraufhin ein Kuratorium: „Bemerkenswert daran ist, von den zwölf Mitgliedern vertreten neun die gleiche Meinung wie sie“, machte der Vorstandsvorsitzende deutlich.

Für das Marx-Engels-Forum (ehemals Heiliggeistviertel) und für das Marienviertel favorisiere die Senatsbaudirektorin eine Freiraum-Gestaltung unter weitgehender Erhaltung der DDR-Planung. „Aber wir haben andere Vorstellungen und erarbeiteten in den zurückliegenden Monaten einen Gestaltungsvorschlag für den Neuen Markt und die Umbauung der Marienkirche“, betonte Gerhard Hoya. Die GHB fasste ihre Ideen dazu in einer Broschüre zusammen.

Zur Entwicklung der benachbarten Stadtquartiere Petriplatz und Breite Straße sowie Klosterviertel erklärte Hoya, müsse der Senat die vorhandenen Bebauungspläne aus rechtlichen Gründen überarbeiten und neu öffentlich auslegen.

Kritik übte er ebenso an den aktuellen Baumaßnahmen Staatsoper und Museumsinsel. Zudem würden dringend notwendige Bauunterhaltungsmaßnahmen, wie beispielsweise im Schlosspark Glienicke, unterbleiben. „Bitte unterstützen Sie den Vorstand, auch durch Ihre vermehrte aktive Mitarbeit, weiterhin bei dem Bestreben, die aufgezeigten Stadtentwicklungsprobleme positiv, im Sinne der Bürger zu beeinflussen“, wandte sich der Vorsitzende an die Versammlungsteilnehmer.

Er präsentierte anschließend einige Zahlen: So führte die GHB 2013 unter anderem 14 öffentliche Veranstaltungen durch. Dazu gehörten der „Tag des offenen Denkmals“, Invalidenhofbesichtigungen, Vorträge zum Alexanderplatz oder zum Thema „Die verlorenen Kirchen der Berliner Mitte“ sowie das Projekt „Schule und Denkmal“ an der Rothenburg-Grundschule.

Gerhard Hoya bedankte sich bei seinen Mitstreitern für die geleistete Arbeit. Und er  appellierte eindringlich an die Vereinsmitglieder, die es in den zurückliegenden Monaten versäumten, ihre Beiträge zu begleichen, das schnellstmöglich nachzuholen. Rund 16000 Euro würden derzeit durch das Nichtzahlen in der Kasse fehlen.
Schatzmeister Joachim Hentschel berichtete über den aktuellen Stand der Finanzen. 47,845,11 Euro befänden sich derzeit auf den vier Konten der GHB. „Wir versuchen auch weiterhin, ein ausgeglichenes Ergebnis zu erwirtschaften“, sagte er. Die Kassenprüfer Harald Voß und Peter Oldenbossel (beide wurden wieder gewählt), bestätigten in ihrem Bericht: „Der Vorstand gibt die Mittel sparsam und sinnvoll aus.“

Natürlich wurde auf der Mitgliederversammlung auch lebhaft diskutiert. Eine kontroverse Debatte entwickelte sich zum Antrag von Volker Kipke. Das bisherige Vorstandsmitglied hatte gefordert, die Gesellschaft möge sich „für ein Schlossmuseum stark machen, in dem die zahlreichen erhaltenen Kunstwerke und sonstigen Teile der Schlosseinrichtung gezeigt werden, die heute auf die verschiedenen Stellen in und um Berlin verteilt sind.“  Gerhard Hoya machte allerdings deutlich, dass dieser Antrag auf einer Vorstandsitzung nicht die nötige Mehrheit bekommen hatte. Auch Horst-Peter Serwene erklärte: „Wir setzen uns für die Herstellung der ursprünglichen Raumstruktur im zweiten Obergeschoss von dem Schlüterschen Treppenhaus bis zum ehemaligen Weißen Saal mit einer gestalterischen Berücksichtigung ihrer künstlerischen Geschichte ein.“ Letztendlich kam durch die Vermittlung des Versammlungsleiters Peter Eichler ein Kompromiss zustande. So verpflichtete sich der neue Vorstand, verstärkt bei den zuständigen Stellen dafür zu plädieren, dass die historischen Raumfolgen im Schlossneubau zu schaffen sind und mit der historischen Ausstattung verknüpft werden.