Berliner Zeitung vom 3.8.2017 - von Ulrich Paul

Der Auftrag ist klar: Die Schinkelsche Bauakademie in der historischen Mitte soll wieder aufgebaut werden. So hat es der Bundestags-Haushaltsausschuss beschlossen. Ob das Gebäude nach historischem Vorbild originalgetreu rekonstruiert wird, ist aber noch nicht gesagt.

Das soll erst im Zuge eines zweistufigen Verfahrens zum Wiederaufbau der Bauakademie entschieden werden, erklärte das Bundesbauministerium jetzt auf Anfrage der Berliner Zeitung. Möglich wäre demnach genauso gut, dass es eine moderne Interpretation der Schinkelschen Architektur gibt. Damit haben sich die Vertreter der Architektenschaft durchgesetzt, die für ein offenes Verfahren plädiert hatten.

 

Die Berliner Architektenkammer ist zufrieden
Nach Angaben von Ministeriumssprecher Andreas Kübler ist zunächst ein Ideenwettbewerb geplant, der konkrete Vorschläge dazu erbringen soll, wie die angestrebte Nutzung „mit und in dem Gebäude“ realisiert werden kann. Daran solle sich ein Architektenwettbewerb anschließen, bei dem konkrete Entwürfe für den Wiederaufbau vorgelegt werden. „Im Rahmen des Ideenwettbewerbs soll auch über die Rekonstruktion der Schinkel’schen Fassade oder eine alternative äußere Form entschieden werden“, sagte Kübler.

Die Berliner Architektenkammer ist zufrieden. „Es ist positiv, dass beim Wiederaufbau der Bauakademie auch Entwürfe in zeitgenössischer Auseinandersetzung mit Schinkels Bauakademie eine Chance haben“, sagte Kammer-Präsidentin Christine Edmaier. An diesem Standort in Berlin könne aus ihrer Sicht aber nicht irgendein modernes Gebäude entstehen. Dazu sei die Bauakademie architekturhistorisch zu bedeutend.

Nutzung ist noch offen
„Wichtig ist, dass in einem ersten Schritt geklärt wird, wie die neue Bauakademie genutzt werden soll“, so Edmaier. Zunächst solle deswegen ein Wettbewerbsverfahren durchgeführt werden, bei dem es um die Konzeption und inhaltliche Ausrichtung des Hauses gehe und weniger um die Architektur. Inneres und Äußeres müssten danach aufeinander abgestimmt werden. „Von außen Schinkel und von innen modern – das finde ich schwierig“, sagte Edmaier. „Da wird man sich schon entscheiden müssen, ob möglichst genaue Rekonstruktion oder eben nicht.“

Noch laufen die Abstimmungen zu den Wettbewerbsvorgaben, sagte Ministeriumssprecher Kübler. „Wir streben an, Anfang September mit der zweistufigen Ausschreibung zu starten.“ Der Ideenwettbewerb richte sich nicht nur an Architekten und Ingenieure, sondern zugleich an Fachleute für Veranstaltungen, Kommunikation und Eventmanagement.

Interesse an einer Nutzung haben laut Kübler beispielsweise die Technische Universität Berlin (TU) und das Auswärtige Amt angemeldet. Die TU würde sich gerne mit ihrer Architektursammlung sowie über Ausstellungen und Veranstaltungen „einbringen“. Das Auswärtige Amt habe Interesse daran, dass sich seine Auslandsorganisationen beteiligen können, wie das Deutsche Archäologische Institut und das Goethe-Institut.

Fertigstellung bis 2023 geplant
Der Ideenwettbewerb soll laut Kübler bis zum Frühjahr 2018 abgeschlossen sein. „Dann wird es ein Dialogforum mit allen Beteiligten geben, auf dem die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs diskutiert werden“, skizziert der Sprecher die weitere Planung. Mitte 2018 solle der Architektenwettbewerb starten. „Bis Anfang 2019 sollen die Ergebnisse dieses Realisierungswettbewerbs vorliegen“, so Kübler. „Wiedererrichtet werden soll die Bauakademie in den Jahren 2020 bis 2023.“

Zuvor solle es archäologische Untersuchungen des Geländes geben, die möglicherweise schon in diesem, spätestens aber im nächsten Jahr beginnen sollen. „Dazu sind wir im Gespräch mit dem Eigentümer des Grundstücks, dem Land Berlin“, so der Sprecher. Noch gehört die Fläche Berlin. Der Senat hat sich aber im Hauptstadtfinanzierungsvertrag dazu verpflichtet, das 2179 Quadratmeter große Areal an den Bund zu verkaufen.

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