29.01.2013 - Stellungsnahme der GHB: Im Februar 2012 verkündete Bausenator Michael Müller, dass nunmehr alle rechtlichen Voraussetzungen vom Senat geschaffen worden seien, so dass mit dem Bau des Schlosses begonnen werden könne. Der Senat wolle nunmehr auch in der ersten Jahreshälfte einen internationalen Gestaltungswettbewerb für das Schlossumfeld starten, der bis zum Jahresende entschieden werden soll. Wörtlich sagte er: „Ziel ist es, diesen bedeutenden Ort im historischen Zentrum der Stadt wieder zu einem urbanen Mittelpunkt zu machen".

Senatsbaudirektorin Regula Lüscher erläuterte, dass sie keine historische Rekonstruktion erwarte und der Freiraum zwischen Spree und Spreekanal sowie zwischen Karl-Liebknecht-Straße und der Schlossstraße zeitgenössisch gestaltet wird. Man solle spüren, dass die Zeit nicht stehen geblieben sei.

In einer Presseerklärung wies die Gesellschaft Historisches Berlin e.V. darauf hin, dass sich die Bürger an den Rekonstruktionen des Pariser Platzes und des Schinkelplatzes erfreuen, jedoch nicht an den modernen Parkanlagen, wie am Bundeskanzleramt, am Potsdamer Platz und am Invaliden-Park, die aus Wettbewerben hervor gingen. Die GHB forderte daher die Vertreter der Politik auf, auf einen teuren Architektenwettbewerb zu verzichten und das Umfeld des Schlosses nach historischem Vorbild wieder herzustellen.

Im April 2012 lud dann Frau Lüscher zu einer „Informationsveranstaltung zum geplanten freiraumplanerischen Wettbewerb Umfeld Humboldt-Forum" für den 7. Mai 2012 ein.

Ausführlich wurden die Geschichte des Schlossumfeldes dargestellt und viele Beispiele von modernen Gartenanlagen gezeigt. Zur Podiumsdiskussion blieb nicht mehr Zeit als 15 Minuten. Die Diskutanten auf dem Podium, wie unser Vorstandsmitglied Herr Serwene, wussten nicht so recht, warum sie eingeladen waren.

Im August 2012 gab dann die Senatsverwaltung den Auslobungstext-Entwurf für den Freiraumgestaltungswettbewerb heraus. Der Auslober wünschte sich eine zeitgemäße Platzgestaltung. Objekte des ehemaligen Schlossareals, die heute an anderen Standorten öffentlich zugänglich sind, sollten an diesen Orten verbleiben und nicht zurückgeführt werden. Viele Bürger, auch die Gesellschaft Historisches Berlin e.V., protestierten gegen das Vorhaben des Senates.

In der Preisrichter-Kommissionssitzung am 23. August 2012 wurde auf Drängen des Staatssekretärs André Schmitz und des Stiftungsvorsitzenden Berliner Schloss Humboldt-Forum, Manfred Rettig, die Rahmenbedingung entgegen der ursprünglichen Absicht offen gestaltet.

Die GHB nahm die Veröffentlichung des Wettbewerbes zum Anlass, in einer Presseerklärung nochmals darauf hinzuweisen, dass die wesentlichsten Gründe für den Beschluss des Deutschen Bundestages zum Wiederaufbau der barocken Schlossfassade städtebauliche und historische Gründe waren. Es ist sicherzustellen, dass nach der Wiedererrichtung des Baukörpers der barocken Schlossfassade ein Umfeld zu schaffen ist, in dem ein Ensemble der Tradition wieder erkennbar wird.

bez-schlossplatzAm 14. und 15. Januar 2013 trat die von Frau Lüscher berufene Preisrichterkommission zusammen, um über die vorliegenden Gestaltungsvorschläge zu entscheiden. Die Beteiligung war mit nur 41 Arbeiten sehr gering. Nicht ein einziger ausländischer Architekt hatte einen Entwurf vorgelegt.

Die Preisrichterkommission war mehrheitlich sehr enttäuscht von der Qualität der Entwürfe. Auch der als Gast eingeladene Vorsitzende der Gesellschaft Historisches Berlin e.V., Gerhard Hoya; konnte sich von der mangelnden Qualität der Arbeiten überzeugen. Entwürfe, die eine Rekonstruktion der Schlossterrassen und die Rückführung der Großskulpturen sowie des Neptunbrunnens vorsahen, wurden nicht vorgelegt.

Nach langer und kontroverser Diskussionen entschied sich dann die Preisrichterkommission für 4 Preise und 2 Ankäufe. Der mit knapper Mehrheit prämierte Sieger-Entwurf sieht eine moderne Gestaltung des Schloss-Umfeldes vor. An die historischen Spuren wird in keiner weise erinnert. Im Norden, gegenüber dem Lustgarten, wird mit Stauden-Beeten an die historischen Schlossterrassen erinnert. Der südliche Schlossplatz ist eine steinerne Wüste, die mit Steinbänken bestellt ist.

Da der preisgekrönte Entwurf keine dem Ort angemessene Gestaltung vorschlägt, fordert die Gesellschaft Historisches Berlin e.V. den Wettbewerb aufzuheben und eine Rekonstruktion des Umfeldes nach historischem Vorbild zu veranlassen.

Berlin, den 29. Januar 2013

Gerhard Hoya, Vorstandsvorsitzender  Gesellschaft Historisches Berlin e.V.