von Horst Peter Serwene - Mai 2011

Im Mittelalter war der Große Jüdenhof Standort einer jüdischen Wohnsiedlung mit Synagoge und einem rituellen Bad. Vermutlich bestand die Siedlung aus einigen einfachen Fachwerkhäusern, die keinen Hof bildeten. Im 16. Jahrhundert wurde die jüdische Bevölkerung vertrieben und die religiösen Gebäude zerstört. In diesem Bereich entstand im 17./18. Jahrhundert ein Platz mit zwölf Wohnhäusern, die meist von einfachen Handwerkern bewohnt wurden. Die Juden, die im 17. Jahrhundert wieder zurückkamen, siedelten dort nicht mehr. Der Große Jüdenhof hat seinen Namen aber behalten.

Während der Gründerzeit ist das Klosterviertel durch große Wohn- und Verwaltungsbauten (Gericht / Stadthaus) stark umgeformt worden. Der Große Jüdenhof aber behielt seine kleinteilige Bau- und Parzellenstruktur.

Die Platzanlage war ein besonders beliebtes Fotomotiv Alt-Berlins. Für den Bau des Neuen Stadthauses in der Parochialstr. wurden die Häuser 1-5 abgerissen (siehe Bild 2), Haus Nr. 5 aber wieder historisierend aufgebaut. Die kriegsbeschädigten Häuser wurden teils in den 1950er Jahren, endgültig mit dem Ausbau der Grunerstr. 1965 abgerissen. Der Große Jüdenhof wurde zum Parkplatz ...

Im Bebauungsplan Klosterviertel / Molkenmarkt soll der Große Jüdenhof wieder als besonderes Altberliner Motiv kleinteilig, am alten Grundriss orientiert, gestaltet werden.

An die Stelle der Parzellen 2 / 3 soll das Antikriegsmuseum (1925 – 1933), vormals in der Parochialstr. 29, errichtet werden. In diesem Jahr wurde mit den archäologischen Grabungen begonnen. Neben den Fundamenten und Kellern der abgerissenen Häuser, hofft man auch mittelalterliche Spuren der Synagoge und eines rituellen Bades zu finden.

03_lage_des_grossen_juedenhofs_heute