Von Horst Peter Serwene - September 2009

Viele Namen traditioneller Berliner Stadtviertel sind heute kaum noch bekannt. Wer verbindet unseren Boulevard Unter den Linden mit der Dorotheenstadt oder den Schiffbauerdamm mit der Friedrich-Wilhelm-Stadt? Kein Stadtplan oder Stadtführer bedient sich der traditionellen Namen. Welches Viertel repräsentiert denn nun die „Berliner Mitte“? Eine genaue Eingrenzung der „Berliner Mitte“ gibt es natürlich nicht, aber einige Stadtviertel sollen wieder in Erinnerung gebracht werden.

 

berlin-1860

Die Stadtgeschichte beginnt offiziell um 1237 in Alt Berlin um die Nikolaikirche und in Cölln um die Petrikirche. In Alt-Berlin entwickelten sich noch im 13. Jahrhundert das Klosterviertel (Klosterkirche), das Marienviertel (Marienkirche) und das Heiliggeistviertel. Eigentlich ist von diesen ältesten Stadtquartieren innerhalb der Festungsmauer nur noch das Nikolaiviertel ein Begriff, da es „teilweise historisierend“ aufgebaut wurde.

Die anderen Viertel sind völlig abgerissen worden oder nur noch zum Teil vorhanden. Die Diskussionen vom Wiederaufbau der Stadtgrundrisse vom Klosterviertel und Marienviertel haben begonnen.

Ab 1673 wurden neue Vorstädte gegründet, da Berlin innerhalb der Festungsmauern (1658-1734) zu wenige Entwicklungsmöglichkeiten hatte.

Die Dorotheenstadt mit der Straße „Unter den Linden“ wurde angelegt und auch die Friedrichstadt mit ihrer strengen rechtwinkligen Gliederung um Friedrichstraße und Gendarmenmarkt. Die Spandauer Vorstadt, als Begriff durchaus bekannt, entwickelte sich dagegen eher „ungeplant“, was an dem ungeordneten Straßengrundriss abzulesen ist. Beliebt sind hier der Hackesche Markt und der alte Heeresweg nach Spandau, die Oranienburger Straße.

Die Friedrich-Wilhelm-Stadt, eine Gründung des 19. Jahrhunderts hat wieder eine systematische Straßenanlage mit der Louisenstraße als Hauptmagistrale, die auf Schinkels „Neues Tor“ zuläuft. Durch den Abriss der Festungsmauern (˜ 1734) und den Abriss der Zollmauer (˜ 1865), wuchsen die Stadtviertel immer mehr zusammen.

Ab 1920 wurde Groß-Berlin beschlossen und in 20 Stadtbezirke gegliedert. Es entstand der Bezirk „Mitte“ als 1. Bezirk. Könnte der 1. Bezirk nicht die „Berliner Mitte“ sein? Immerhin umfasst der Altbezirk „Mitte“ (heute mit Tiergarten und Wedding ein neuer Großbezirk) die historischen Stadtviertel Alt-Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt, Friedrichstadt, Spandauer Vorstadt, Königstadt (Alex) und Friedrich-Wilhelm-Stadt. Gefühlt könnte dieser Stadtbereich zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor die „Berliner Mitte“ sein. Eine exakte Festlegung ist mir nicht bekannt.

Die Gesellschaft Historisches Berlin will nicht nur diese Namen, sondern auch die traditionellen Viertel wiederentdecken. Wir haben schon Führungen im Klosterviertel und der Dorotheenstadt unternommen und im Internet das Marienviertel und das Klosterviertel vorgestellt.

Als nächstes Quartier wollen wir die Friedrich-Wilhelm-Stadt bekannter machen. Dazu wird es einen Vortrag (28.9. –siehe Rundbrief) und eine Stadtführung (siehe Rundbrief) geben.

Weitere Vorträge und Führungen sind geplant. Wir würden uns über Ihre Vorschläge und Beteiligungen freuen.


 

Eine kleine historische Reise in Bildern durch Alt-Berlin