Leserbrief an die Frankfurter Allgemeine Zeitung, von Joachim Moeller, Berlin, 25.01.2014
In der Mitte Berlins
Der Artikel "Aus Liebe zur Leere. Verwegen: Eine Charta zur historischen Mitte Berlins" von Andreas Kilb (F.A.Z. vom 16. Januar) zeigt abermals, wie schwer sich die Berliner Stadtplanung mit dem Areal des alten Berlins tut. Es gelingt ihr augenscheinlich nur schwer, die richtigen städtebaulichen Rückschlüsse für diesen bedeutenden Ort zu ziehen und in städtebaulich be

friedigendes Handeln umzusetzen.

Durch die Wiedererrichtung des Schlosses als Humboldtforum ist die jetzige Ödnis der im Krieg zerstörten und von der DDR abgeräumten Berliner Mitte wieder in die städtebauliche Betrachtung geraten. Wegen ihres desolaten Zustandes entstand der Wunsch nach Wiedererweckung der ehemaligen Stadt. Dafür hatte sich auch schon der vormalige Senatsbaudirektor Hans Stimmann mit seinen Plänen zur Re-Urbanisierung und kritischen Rekonstruktion dieses Areals, und hier besonders des ehemaligen Marienviertels, eingesetzt und sich hierfür erhebliche Kritik bei Fachkollegen eingefangen.

Der aus der Schweiz gekommenen jetzigen Senatsbaudirektorin Regula Lüscher ist anzuraten, nochmals die historische Stadtentwicklung Berlins zu studieren, um die Bedeutung des Ortes als Kern des alten Berlins und der darauf aufbauenden weiteren städtebaulichen Entwicklungen unter dem Großen Kurfürsten, dem Soldatenkönig und dem Alten Fritz zu erkennen. Den Initiatoren der "Charta für die historische Mitte Berlins" ist zu wünschen, dass ihre Aussagen und Thesen Gehör finden und Grundlage einer• zwingend notwendigen Diskussion aller Beteiligten sein werden, damit die städtebaulich richtigen Entscheidungen für die zukünftige Entwicklung des bedeutendsten Bereichs der Hauptstadt getroffen werden können.