Berlin, den 05.03.2009

Das Neue Museum hat nunmehr wieder seine Türen geöffnet. Das Haus zeigt seine Narben. Geflickte Ziegelwände, Säulen, teilweise rekonstruiert, teilweise mit abgewaschenen Kanneluren, konservierte Putzplacken, rekonstruierte Mosaikfußböden, weißer Sichtbeton - mal gesandstrahlt, mal geschliffen, Kopie einer mittelalterlichen Holzbalkendecke, für jeden Geschmack etwas aus einem Gemischtwarenladen. Der Besucher ist irritiert. Er ist einer Einladung zur Besichtigung eines wieder aufgebauten und sanierten Gebäudes gefolgt. Es empfangen ihn jedoch zusammengekleisterte Trümmerrest des Originals, ergänzt um Neubauten.

Das Original des Neuen Museums ist nicht wieder zu erkennen. Der englische Architekt David Chipperfield, die Landesdenkmalpfleger, die Denkmaltheoretiker der Technischen Universität Berlin und die Museumsleitung haben nichts von der Entwurfsidee Stülers verstanden. Sie verordneten dem Bau eine Wiederherstellung mit eingearbeiteten und herauspräparierten Rissen, Verletzungen und Amputationen. Die Spuren der Zerstörung blieben sichtbar und wurden sogar noch hervorgehoben, um den zweiten Weltkrieg und seine Folgen an diesem Bauwerk sichtbar zu machen und keine Verwechslung von glänzenden mit „echten" Bauteilen aufkommen zu lassen. Hinzugefügte Neubauten überformen den Bestand.

Die Mahnungen der Gesellschaft Historisches Berlin e.V. u.a. waren mehr als berechtigt. Um einer momentanen Wirkung Willen wurde die Schöpfung Stülers bis zur Unendlichkeit verfremdet.

Das Kunstwerk Stülers wurde ohne Not geopfert. Die Landesdenkmalpflege unter Leitung von Herrn Prof. Haspel hat dies mit ihrem Dogma der „Zeitschichtentheorie" zu verantworten. Sie hat nicht, wie es die internationalen Schutzregeln für Weltkulturerbestätten fordern, die UNESCO International in Paris von den Maßnahmen unterrichtet. Herr Prof. Haspel fürchtete die Ablehnung der von ihm gebilligten Maßnahmen.

Die Verantwortlichen wollten beim Wiederaufbau und Sanierung des Neuen Museums ein Exempel für den „korrekten" Denkmalschutz statuieren und nun stehen sie vor einem Desaster. Der Vorstand der Gesellschaft Historisches Berlin fordert daher den sofortigen Rücktritt der Verantwortlichen wie Herrn Prof. Haspel, Herrn Prof. Wildung und des Architekten Chipperfield. Für die unglaublich hohe Summe von 233 Mio. Euro wurde eine künstliche Ruine geschaffen. Die Außenfassaden wurden entgegen den Regeln der Baukunst und insbesondere der Bauphysik weder verputzt, noch die vorhandenen Putzflächen ordnungsgemäß saniert. Um zukünftige Bauschäden und somit hohe Bauunterhaltungskosten zu vermeiden, sind die Fassaden entsprechend den Regeln der Baukunst zu verputzen.

Der Vorstand der

Gesellschaft Historisches Berlin e.V.