Berliner Morgenpost

Freitag, 12. August 2011 02:53  - Von Katrin Lange

Baustopp am Jagdschloss Glienicke

Bezirk widerruft Genehmigung

 
Vor gerade mal knapp zwei Wochen hat Sozialstadtrat Norbert Schmidt (CDU) in Vertretung für den nach Halle gewechselten SPD-Baustadtrat Uwe Stäglin das Stadtplanungsamt in Steglitz-Zehlendorf übernommen, da sorgt er bereits für den ersten Paukenschlag.

Das Bezirksamt hat auf seine Initiative beschlossen, die denkmalschutzrechtliche Genehmigung für den Wiederaufbau der Taut-Fassade am Jagdschloss Glienicke zu widerrufen. Damit ist die Sanierung des 300 Jahre alten Jagdschlosses, das 2003 bei einem Brand zerstört wurde, gestoppt - es dürfen keine Aufträge für die Rekonstruktion des von Max Taut in den 60er-Jahren nachträglich eingebauten Glaserkers vergeben werden. Schmidt begründet den Beschluss damit, "dass nur Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) und Landeskonservator Jörg Haspel für Taut sind, der Rest der Welt, einschließlich des Regierenden Bürgermeisters, sich aber für die Rekonstruktion der historischen Fassade des Architekten Albert Geyer ausspricht". Bauherr für das Jagdschloss ist das Land Berlin, der Bezirk Steglitz-Zehlendorf führt die Sanierung allerdings aus. "Der Beschluss soll klarmachen, dass wir im Bezirk die Fassade von Taut nicht wollen", sagt Schmidt. Davon werde er jetzt auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung als oberste Denkmalschutzbehörde in Kenntnis setzen.

Von der zuständigen Senatsverwaltung war am Donnerstag noch keine Stellungnahme zu bekommen, weil der Beschluss noch nicht angekommen war. "Es gab eine einvernehmliche Regelung, den Glaserker von Max Taut wieder aufzubauen", sagt Sprecherin Petra Rohland. Wenn diese jetzt vom Bezirk einseitig zurückgezogen werde, müsse der Sachverhalt neu betrachtet werden. "Wir müssen erst abwarten, was der Bezirk uns mitteilt, bevor wir uns positionieren", sagt Rohland.

Eine "sehr gute Nachricht" war es allerdings bereits für Uwe Lehmann-Brauns. Der CDU-Abgeordnete und Vizepräsident des Abgeordnetenhauses hatte sich bereits an die Unesco gewandt - mit der Bitte, in dem Fassaden-Streit zu vermitteln. Lehmann-Brauns ist ein vehementer Verfechter der historischen Fassade von Geyer, genau wie die mit der Sanierung beauftragte Architektin Christina Petersen. "Glück gehabt", so ihr erster Kommentar zu dem Baustopp. Der sei gerade noch im richtigen Augenblick gekommen. Der Glaserker ist bereits bis auf die Stahlkonstruktion zurückgebaut. Am Montag wären die Ausschreibungen für den Wiederaufbau der Taut-Fassade herausgegangen, dann wäre es zu spät gewesen, sagt die Architektin. Im Moment sei noch alles möglich, auch der Wiederaufbau der historischen Fassade. Sie werde jetzt die Entscheidung abwarten.

Unabhängig von dieser letzten Baustelle soll aber Mitte September das Gerüst am Jagdschloss fallen. Dann sind die Bauarbeiten beendet. Das Schloss sei wunderschön geworden, ein wahrer Traum, sagt Christina Petersen.