Trotz jahrelanger Ankündigungen: Noch immer fehlt ein Innenstadtkonzept für Reisebusse.
Berliner Morgenpost vom 06.02.2018 - von Thomas Fülling

Können Sie sich noch an 2009 erinnern? Damals sorgte ausgerechnet der damalige Berliner ADAC-Chef Walter Müller mit seiner Idee für Furore, zugunsten der Fußgänger den gesamten Bereich zwischen Lustgarten und Stadtschloss nach dessen Wiederaufbau in eine autofreie Zone zu verwandeln. Der von ihm als Alternative für die Autofahrer angeregte Straßentunnel von der Karl-Liebknecht-Straße bis zum Pariser Platz wurde nicht zuletzt wegen der exorbitanten Kosten schnell verworfen. Die Notwendigkeit, sich intensiv Gedanken um die Bewältigung der erwarteten Besucherströme in Berlins Mitte zu machen, wurde allseits anerkannt.

Die damals amtierende Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) versprach, sich umgehend zu kümmern. Vor allem für die mehr als 100 Reisebusse, die schon jetzt täglich die Museumsinsel ansteuern, sollte es ein Konzept geben. Um ein Verkehrschaos zu verhindern, werde die Anfahrt mit einem Zugangssystem nach Pariser Vorbild gesteuert. 2011 sollte es in Kraft treten.

Sieben Jahre später wissen wir: Aus den vollmundigen Ankündigungen ist – wie so oft in Berlin – nichts geworden. Ein Innenstadtkonzept für Reisebusse gibt es nicht. Welche negative Folgen dies für Anwohner und andere Verkehrsteilnehmer in Mitte hat, kann allsommerlich am Checkpoint Charlie beobachtet werden. Angesichts dieser Erfahrungen erscheint die Sorge von Johannes Wien, Chef der Stiftung Humboldt Forum, vor einem Verkehrschaos nach der Eröffnung des Stadtschlosses im Herbst 2019 nicht ganz unberechtigt.

Der Senat verspricht nun wieder, intensiv an einem Verkehrskonzept für Berlins historische Mitte zu arbeiten. Auch von einem Plan für die Lenkung der Reisebusse ist die Rede. Die Ideen dafür sind übrigens die alten. Es bleibt nur zu hoffen, dass es dieses Mal nicht bei Ankündigungen bleibt.

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