2021 sollte das „M20“ stehen. Jetzt verschiebt Kulturstaatsministerin Monika Grütters den Spatenstich.
Berliner Morgenpost vom 13.08.2018

Das von den Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron entworfene Museum des 20. Jahrhunderts in Berlin kommt später als geplant. Der erste Spatenstich ist nach Angaben von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) erst für das kommende Jahr angesetzt. Eigentlich hatte das ambitionierte Gebäude in der Nähe des Potsdamer Platzes schon 2021 fertig sein sollen.

 

Die Architekten hätten inzwischen ihren Wettbewerbsentwurf in Absprache mit den Nutzern weiterentwickelt, er werde im Herbst vorgestellt, sagte die Kulturstaatsministerin. „Für mich ist die aktuelle Planung absolut überzeugend. Das Modell ist jetzt präziser, offener und einladender für die Besucher geworden“, so Grütters.

Das Architektur-Starduo Herzog & de Meuron, das auch für den Bau der Hamburger Elbphilharmonie verantwortlich ist, hatte im Oktober 2016 den internationalen Realisierungswettbewerb für den Museumsbau gewonnen. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), Hermann Parzinger, und Kulturstaatsministerin Monika Grütters hatten damals den „grandiosen Entwurf“ gelobt, die Jury hatte einstimmig entschieden.

Hitzige Diskussion, hohe Ansprüche
In der Öffentlichkeit war der Gewinnerentwurf des kurz „M20“ genannten Museums aber eher auf Kritik gestoßen. Denn der Bau weckt jede Menge Begehrlichkeiten, seit Jahrzehnten wird über die Brache und Einöde am Kulturforum debattiert und gestritten. Der neue Museumsbau soll jetzt alles gutmachen, die Neuausrichtung des zersplitterten Areals herbeiführen und die Menschen zu den Kulturstätten locken.

Aber manche Berliner fühlen sich bei dem Entwurf viel mehr als an einen Museumsbau an eine „Scheune“, ein „Bierzelt“, einen „Bahnhof“ oder einen „überdimensionierten Discounter“ erinnert.

Eine Kuratorin startete gemeinsam mit Architekturexperten eine Onlinepetition, die dem Entwurf von Herzog & de Meuron kritisch gegenüberstand. Ziel der Aktion war es, die öffentliche Diskussion zur Gestaltung dieses zen­tralen Ortes in Berlin anzustoßen und die Dimensionen des Siegerentwurfs für die Öffentlichkeit vor Ort am Kulturforum anschaulich zu machen. Ein Baugespann, also eine Art Gerippe in Größe und Form des geplanten Museums sollte aufgestellt werden, um den Bürgern die Dimension des Baus zu zeigen. Nur 1217 Menschen schlossen sich der Petition an, die Initiative versandete. Eine weitere Forderung der Kritiker war eine transparente Finanzplanung der verwendeten Steuermittel, auch vor dem Hintergrund der Debakel mit Großflughafen BER und Staatsoper.

Grütters schloss jetzt nicht aus, dass auch die anfangs veranschlagten Baukosten von 200 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt noch steigen könnten. „Das war eine auf Basis einer Machbarkeitsstudie von 2012/2013 festgelegte Zahl, die angepasst werden muss“, sagte die Landesvorsitzende der Berliner CDU. Und: „Die Baupreise sind allgemein gestiegen, alle Risiken müssen berücksichtigt werden.“ Eine genaue Kostenberechnung sei erst nach Vorliegen der detaillierten Bauplanung möglich.

Inzwischen wurde die Größe des Gebäudes um 18 Prozent reduziert. In einem Workshopverfahren wurden bereits 2017 einige Bedenken aufgegriffen, die Planungen angepasst. So wurde der Abstand zur St.-Matthäus-Kirche vergrößert und beträgt nun 14 statt zehn Meter. Dazu hat die SPK mit der Kirche eine nachbarrechtliche Vereinbarung geschlossen, die Maße wurden im Bebauungsplan festgeschrieben. Damit wird das Museum an seiner Westfront um vier Meter kleiner, zudem rückt es gegenüber dem Wettbewerbsentwurf um etwa fünf Meter zurück, um die Apsiden der Kirche sichtbar zu halten.

Berücksichtigt wurde bei den Anpassungen auch ein Naturdenkmal: eine mächtige Platane, die noch aus der Ursprungszeit des Tiergartenviertels stammt und unter besonderem Schutz steht. Der altehrwürdige Baum wird in das Gebäude integriert, nur seine Krone ragt heraus. Dafür muss nun die Aussparung im Dach vergrößert werden.
Das Museum der Moderne steht zwischen den beiden Architektur-Ikonen von Hans Scharouns Berliner Philharmonie und Mies van der Rohes Neuer Nationalgalerie. Die wird voraussichtlich bis 2019 saniert und soll 2020 wiedereröffnen. „Es wird sowohl von der Ästhetik wie von der Funktionalität her ein Museum der Weltklasse. Das sind wir dem Standort zwischen diesen beiden Solitären am Kulturforum aber auch schuldig“, sagt Grütters zum „M20“.

In dem neuen Museumsbau soll dann die hochkarätige Berliner Sammlung von Kunst des 20. Jahrhunderts gezeigt werden. Auch die auf einen Versicherungswert von insgesamt fast einer Milliarde Euro geschätzten Sammlungen der privaten Mäzene Marx, Marzona und Pietzsch sollen hier einen Platz finden. Die drei Sammler hatten besonders auf den Neubau gedrängt, weil die bisherige Nationalgalerie schon ohne ihre Schenkungen aus allen Nähten platzte.

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