Von Horst Peter Serwene - Juni 2009

Im Planwerk Innenstadt von 1999 (gültig) ist das Klosterviertel mit seinen städtebaulichen Ergänzungen ausgewiesen. (Bild 21) Durch den Abriss verschiedener Bauten wie Gymnasium zum Grauen Kloster, der Jüdenstr., dem Jüdenhof und dem Molkenmarkt ist die riesige Verkehrsschneise „Grunerstr." entstanden. (siehe Bild 20) Dieser Teil soll wieder geplant und bebaut werden. Anders als beim Marienviertel ist ein bedeutender Teil des Klosterviertels erhalten und es besteht politischer Konsens zur Wiederherstellung des Viertels. Ich möchte einen historischen Abriss geben, die vorhandenen Bauten vorstellen und die aktuellen Planungen darstellen.

 

Im 14 Jahrhundert erfolgte eine Aufteilung Alt-Berlins in vier Viertel.

  1. Nikolaiviertel / Molkenmarkt ab 1230
  2. Klosterviertel ab 1260
  3. Marienviertel ab 12780
  4. Heilige-Geist-Viertel ab 1270

Der Molkenmarkt (Alte Markt) war der älteste Markt in Berlin. Er lag an der wichtigen Nord-Süd-Verbindung Spandauer Straße - Stralauer Straße und am Mühlendamm.

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Ab 1658 (bis 1746) wurde Berlin durch Friedrich Wilhelm, dem Großen Kurfürst zur Festungsstadt.

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Es handelt sich um das etwa 1240 (erwähnt: Quelle(1) 1271) errichtete „Hohe Haus". Es diente den brandenburgischen Markgrafen als Stadtresidenz. Freigelegt wurde es 1930 beim Abriss des im 18. Jahrhundert zum Königlichen Lagerhaus umgebauten Gebäudes. Trotz heftiger Proteste wurde die freigelegte Fassade 1931 abgerissen!!

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Die Parochialkirche in der Klosterstraße wurde ab 1695 nach Plänen von Arnold Nehring begonnen (siehe Aufsatz Parochialkirche)

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Der Molkenmarkt als Alter Markt ab 1230 gegründet. Er gehört zur ersten Berliner Siedlung, dem Nikolaiviertel. Planungs- und verkehrstechnisch mit dem Klosterviertel verbunden.

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Durch den Umbau des Mühlendammes (Verbreiterung) wurde der Molkenmarkt
Quelle(1) zu einem Verkehrsschwerpunkt in Alt-Berlin.

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Hier sind die starken Veränderungen durch Großbauten (Gericht, Stadthaus, Wertheim....) erkennbar.

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Bild 10a, Legende zu Bild 10

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Für neue Verwaltungsgebäude und neue Münze wurden die Bebauung am Molkenmarkt (A) und das alte Krögelviertel (B) abgerissen. Weiterhin Abriss der Mühlendammbebauung (Sparkassengebäude) und Bau (bis 1942) einer neuen Zweikammer-Schleuse.

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Man sieht die schweren Zerstörungen durch den Krieg, aber die alte Stadtstruktur ist gut erkennbar.

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Ab 1967 wurden große Teile des Klosterviertels abgerissen und die jetzige Quelle(1) Grunerstr. entstand. Einige wichtige Bauten sind nach dem Krieg wieder aufgebaut worden oder als Ruine erhalten.

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Von der dreischiffigen Backsteinbasilika sind die Langhauswände mit ihren spitzbogigen Arkaden (Westen) und kräftigen Stützpfeilern erhalten. Am einschiffigen Chor erkennbar die hohen Fenster mit zum Teil vorhandenem Maßwerk. (Sa / So zugänglich)

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Ein Teil der mittelalterlichen Stadtmauer hat sich an der Waisenstr. erhalten.

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Die Fassaden Quelle(2) stammen aus dem 18. Jahrhundert. Im Krieg zerstört wurden sie 1961 wieder aufgebaut. Sie waren typische dreigeschossige Traufenhäuser, die mit ihrer Rückwand direkt an die Stadtmauer angebaut wurden. In den Häusern befindet sich das bekannte Lokal „Zur letzten Instanz".

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(siehe auch Bild 5) ab 1695 von Arnold Nehring (siehe dazu: Quelle(2) Aufsatz Parochialkirche) Der fehlende Teil des Turms soll wieder mit Glockenspiel aufgebaut werden. (Bild5)

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Neben dem Palais Schwerin (Bild 18) Beispiel eines barocken Privathauses im Klosterviertel. Nach schweren Kriegsschäden ab 1952 etwas verändert wieder aufgebaut.

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Für den Neubau der Münze wurde ab 1936 das barocke Palais um einige Meter versetzt, wieder errichtet und um jeweils einen Neuanbau erweitert. Dieser Komplex steht auf dem ehemaligen Krögelviertel und Mühlenhof.

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Die expandierende Reichshauptstadt benötigte bald mehr Büroräume. Das Gebäude im Stile wilhelminischer Repräsentation hatte im Innern Räume für 1000 Beamte und eine repräsentative Festhalle. Der 80m hohe Turm zitiert die Kuppeln der Dome am Gendarmenmarkt.

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„Unzählige Fahrspuren, eine großflächige Kreuzung, Parkplätze und angeschnittene Restflächen, so prägt heute die Grunerstr. Den Bereich Molkenmarkt / Klosterviertel. Gerade in einem der ältesten teile Berlins ist das historische Gefüge der Straßenräume, Gebäude und Monumente fast völlig ausgelöscht." (aus 3, Seite 2)
„Das mittelalterliche Grundmuster der Stadt.... ist städtebauliche Leitlinie zur Reurbanisierung des Klosterviertels" (aus 3 / Seite 4)

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Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat 2008 drei Architektenteams mit der Ausarbeitung eines städtebaulichen Konzepts beauftragt. Diese Beiträge sollen Grundlage für weitere Planungen sein. (Nutzung, Parzellierung, Bautypen...)

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Sie hatte einfache Fachwerkgebäude, eine Synagoge und ein rituelles Bad. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die jüdische Bevölkerung vertrieben und die religiösen Gebäude zerstört. Der Bereich wurde dann mit zwölf Wohnhäusern bebaut und meist von einfachen Handwerkern bewohnt. Die kleinteilige Parzellenstruktur blieb erhalten. Die letzten kriegszerstörten Häuser wurden in den 1960er Jahren abgerissen. Seitdem wird der Bereich als Parkplatz benutzt. In der Planung soll diese Kleinteiligkeit, auch die verschiedenen Traufhöhen und Bautypen, wiederhergestellt werden. So könnte ein Platz mit besonderer „Alt-Berliner" Atmosphäre entstehen.

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Der Molkenmarkt wird leider nur als Kreuzung geplant, ohne jeden Platzcharakter. Auch die Häuser an den großen Straßen (Grunerstr., Spandauer Str., Stralauer Str.) werden wohl in glatter, moderner Architektursprache gestaltet. (Gestaltungsverordnung) Hoffnungen liegen eher in der Gestaltung des „inneren Viertels", wie Jüdenhof, Französischer Kirchhof, neue Parochialgasse ...

Die GHB wird die weiteren Planungen kritisch und mit eigenen Vorschlägen begleiten.

Quellen und Literatur:
1.Benedikt Goebel
Der Umbau Alt-Berlins zum modernen Stadtzentrum
Verlagshaus Braun - Berlin

2.Denkmale in Berlin
Ortsteil Mitte
Michael Imhoff Verlag
(Landesdenkmalamt Berlin)

3.Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Molkenmarkt und Klosterviertel
Februar 2006


Aktuelles zum Thema:

Molkenmarkt
Grüne Höfe sollen Berlins triste Mitte aufwerten
Donnerstag, 2. Juli 2009 - Von Dirk Westphal, Berliner Morgenpost

Der Molkenmarkt in Mitte lädt nicht gerade zum Verweilen ein. Achtspurig rauscht hier der Verkehr über die Freifläche zwischen Rotem Rathaus und Altem Stadthaus. Dabei liegen hier die Ursprünge der Stadt Berlin. Jetzt soll das Areal neu gestaltet werden. SPD und Linke haben sich schon auf ein Konzept geeinigt.

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Lesen Sie dazu den ganzen Artikel:
morgenpost.de - Grüne Höfe sollen Berlins triste Mitte aufwerten