Bereits im Jahr 1837 gestaltete Peter Joseph Lenné vor der nördlichen Fassade der Bauakademie einen Schmuckplatz. In den folgenden Jahrzehnten wurde der westliche Rand des nunmehr ‚Schinkelplatz' genannten Areals mit gewerblichen Bauten umfasst. Auf der Luftaufnahme aus dem Jahre 1920 erkennt man gut den engen städtebaulichen Zusammenhang mit dem Schlossbereich.

Luftbild 1920

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Bauakademie und die umliegende Bebauung schwer beschädigt. Die DDR baute in den sechziger Jahren die Bauakademie, die umliegende Bebauung und die Platzanlage zugunsten eines Neubaus für das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten zurück.

Blick vom Französischem Dom zum DDR-Außenministerium

Nach der Wiedervereinigung wurde das Gebäude des Außenministeriums mit dem Ziel der Rekonstruktion des historischen Stadtgrundrisses abgetragen. Der Schinkelplatz wurde aufwendig rekonstruiert.

Rekonstruierter Schinkelplatz

Nördlich des Platzes wurde die Kommandantur ebenfalls rekonstruiert. Der Wiederaufbau der Bauakademie wurde zwar beschlossen, jedoch konnte bisher keine Finanzierung aufgestellt werden.

Der Berliner Senat beschloss, den westlichen Rand des Schinkelplatzes wieder zu bebauen. Ein Bebauungsplan wurde aufgestellt und rechtskräftig. Investoren erwarben die Grundstücke. Für die Bebauung am nordwestlichen Rand wurde vom Senat und einem Münchener Investor ein städtebaulicher Wettbewerb für ein Büro- und vier Wohngebäude ausgelobt. Das Wettbewerbsergebnis ist erschreckend schlecht.

Monotone Lochfassaden an so einem prominenten Ort führen zu einer der schlimmsten Bausünden unserer Stadt. Die Senatsbaudirektorin wünschte sich Neubauten, die sich zurücknehmen. Die nunmehr vorgelegten Entwürfe zeigen eine langweilige Architektur. Die Fassaden sind farb- und gesichtslos. Statt die Fassaden mit klassischen Elementen zu gestalten, gibt man sich Schattenspielereien hin.

Nordansicht Staab Architekten

Die Gesellschaft Historisches Berlin e.V. wünscht sich ein Umdenken. Politiker, Verwaltung und Investoren sollten an einem so prominenten Ort in Nachbarschaft zur Kommandantur, zur Friedrichswerderschen Kirche, zur Bauakademie und zu den barocken Fassenden des Schlosses/Humboldtforums eine gute Architektur einfordern. Die Fassaden sind mit traditionellen Elementen zu gestalten. Die Erd- bzw. Sockelgeschosse sind deutlich zu betonen. Die im Bebauungsplan geforderte öffentliche Nutzung der Erdgeschosse ist durch die Gestaltung der Fenster- und Türöffnungen kenntlich zu machen.

Die Gesellschaft Historisches Berlin e.V. hofft im Ergebnis der öffentlichen Diskussion, dass es nicht zu einer der schlimmsten Bausünden in der historischen Mitte Berlins kommt.

Berlin, den 19.09. 2012

Gerhard Hoya

Vorstandsvorsitzender

Gesellschaft Historisches Berlin e.V.