B.Z. vom 21.03.2023 von Gunnar Schupelius

Die BVG will das U-Bahn-Netz ausbauen und dabei in seiner Länge mehr als verdoppeln, von jetzt 150 auf dann 371 Kilometer. Dabei sollen die Linien in die Außenbezirke verlängert und mit einer ganz neuen Ringbahn verbunden werden.

Diesen Plan mit dem Titel "Expressmetropole Berlin " hat die BVG für die Koalitionsverhandlungen von SPD und CDU vorbereitet. Er ist noch vertraulich, der "Tagesspiegel" hat daraus am Wochenende zitiert.
Im Einzelnen fasst die BVG Pläne zusammen, die immer wieder diskutiert, aber nie verwirklicht wurden, zum Beispiel die Verlängerung der Linien U 3 von Krumme Lanke bis Kleinmachnow, der U 9 bis Marienfelde, der U 6 nach Lichtenrade, der U 7 zum Flughafen, der U 8 ins Märkische Viertel und der U 1 bis Heerstraße im Westen und bis Antonplatz im Nordosten. Neu ist die Idee der Ringbahn, die alle nach außen führenden Linien anfährt, sodass man zum Umsteigen nicht mehr in die Innenstadt fahren muss. Sollte eine Koalition aus CDU und SPD zustande kommen, wäre der politische Wille zum U-Bahn- Bau wieder vorhanden. Bisher stellten sich Grüne und Linke gegen die Verlängerung der U-Bahn-Linien und bestanden darauf, dass nur das Straßenbahn-Netz ausgebaut wird. Zur Begründung hieß es, der U-Bahn- Bau sei viel teurer als die Straßenbahn und außerdem nicht "klimaschonend", weil sehr viel Beton verbaut werde.

Genauso sehen es auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Fahrgastverband IGEB. Beide lehnen die U-Bahn-Pläne ab. Es ist sicher richtig, dass die Straßenbahn sehr viel kostengünstiger zu haben ist, aber sie ist nicht die Alternative zur U-Bahn, sondern allenfalls eine Ergänzung.

Schließlich geht es ja um die viel besungene " Verkehrswende ": Die Menschen sollen vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen.
Wenn aber der Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn gelingen soll, dann muss die Bahn auch fahren, und zwar nicht im Schneckentempo, sondern schnell und zuverlässig, wie es eben nur im Tunnel möglich ist.
Die U-Bahn fährt in Berlin seit 1902. Sie wurde auf Anregung von Werner von Siemens gebaut. Die erste Linie führte vom Potsdamer Platz zum Stralauer Tor (Oberbaumbrücke). Die großen Linien wurden in den 1920er-Jahren angelegt, weitere nach 1945 (U 9, U 5), nach der Wiedervereinigung blieb die Verlängerung der U 5 die einzige neue Strecke.

Das U-Bahn-Netz wuchs nicht mit der wachsenden Stadt. Große Teile Berlins sind auch nach 121 Jahren nicht an die U-Bahn angebunden, sie bleiben abgehängt. Ganz anders sieht es zum Beispiel in London und Paris aus, hier werden neue Linien eröffnet.
In Berlin verhindern vor allem die Grünen seit 2016 jeden U-Bahn-Plan. Hätten die Grünen schon vor 100 Jahren das Sagen gehabt, dann gäbe es heute überhaupt keine U-Bahn in Berlin . Das muss man sich mal vorstellen, um zu verstehen, wie absurd diese Verweigerung ist.

Zum Glück gibt es bei der BVG noch Köpfe, die mehr von einer sinnvollen Verkehrsplanung verstehen. Hoffentlich finden sie bei CDU und SPD Gehör.

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