Leserbrief von Katrinka Delattre, Hamburg, 23.03.2025
Zum Artikel: "Isi und Isa schlagen sich durch die neue Welt" in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Sehr geehrte Redaktion,
der o.g. Beitrag von Niklas Maak erinnert mich an die Verharmlosung der SED-Diktatur durch Katja Hoyers Buch "Diesseits der Mauer". Hermann Henselmann gibt der Stadt wieder Hoffnung auf die Zukunft, die DDR letztlich doch das bessere Deutschland.
Über Henselmanns Mitverantwortung für den Kahlschlagwahn in der historischen Mitte von Berlin mit seiner bedeutsamen deutsch-jüdischen (Bau-) Geschichte, die bewusste Sprengung von Kirchen, wiederaufbaufähigen Synagogen und Jugendstilwarenhäusern - u.a. Kaufhaus Wertheim von Alfred Messel - verliert der Autor leider kein Wort. Der Architekt Hermann Henselmann war auch Nutznießer und williger Mitläufer einer
Diktatur. Vergleichbar mit Theresia Enzenbergers Bauhausschülerin in "Blaupause" können die Frauen mit der eher autogerechten Stadtplanung der Männer um Henselmann wenig anfangen und leisten stillen Widerstand. Ihr Ideal ist nicht die industrielle Planstadt vom Fließband. Sie möchten wieder an das kleinteilige Gestaltungmuster südeuropäischer Städte anknüpfen.
mit freundlichem Gruß
Katrinka Delattre