Berliner Bürgervereine für einen originalgetreuen Wiederaufbau des Bauakademiegebäudes
Gemeinsame Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft der Historischen Bürgervereine Berlin Nr. 11
Berlin, 24.10.2022

Eine Allianz Berliner Bürgervereine spricht sich für eine originalgetreue Rekonstruktion der Schinkelschen Bauakademie auf den erhaltenen Grundmauern und unter Verwendung der noch vorhandenen Bauteile aus.

Nur die sorgfältige Rekonstruktion der historischen Fassaden des Schinkelschen Bauakademiegebäudes wird zu einem dauerhaft zufriedenstellenden Ergebnis führen. Daher ist der Wiederaufbau des bedeutenden Bauwerks die vernünftigste und nachhaltigste Lösung und muss Leitlinie beim geplanten Realisierungswettbewerb werden.

Die 2016 vom Deutschen Bundestag beschlossene und in der Haushaltsplanung explizit bezeichnete 'Wiedererrichtung des Gebäudes der Bauakademie Berlin' sollte erklärtermaßen nach dem Grundsatz „so viel Schinkel wie möglich“ erfolgen. Dies kann in sinnvoller Weise nur durch einen originalgetreuen Wiederaufbau realisiert werden. Die Grundmauern hierfür sind nach den Ausgrabungsbefunden noch vorhanden, zahlreiche Spolien ließen sich bei einer Rekonstruktion wiederverwenden. Ziegelsteine und Terrakotten könnten in der Region gefertigt werden und sind haltbar über Jahrhunderte. Eine rekonstruierte Bauakademie ließe sich als langfristig klimagerechtes, CO2-neutrales Gebäude mit einer Vollziegelfassade realisieren.

So könnte das hochgeschätzte und wegweisende, 1962 abgerissene Meisterwerk des bedeutenden Architekten Karl Friedrich Schinkel wiederaufgebaut werden. Das Bauakademiegebäude gehört mit seiner zugleich schlichten und künstlerisch hochwertigen Fassade unverzichtbar zum architektonischen Gesamtbild der historischen Berliner Mitte mit Museumsinsel, Schloss und der Straße Unter den Linden. Zugleich würde es das in Sichtweite befindliche Ensemble Schinkelscher Bauwerke aus Bauakademie, Alten Museum und Friedrichswerderscher Kirche wieder komplettieren.

Aber auch das Innere der Bauakademie bot rekonstruktionswürdige Innovationen: revolutionär war die Kompensation statischer Kräfte durch eingemauerte Stahlanker, die zu für die damalige Zeit filigranen tragenden Wänden führten. Auch das von Schinkel entworfene Stützenraster ermöglichte eine variable und bis dahin ungekannt große Nutzfläche. Schinkel schuf nach den Freiheitskriegen in den 1830er Jahren, aus der Not folgend, ein Bauwerk, das nur aus brandenburgischen Ziegeln, Holzbalken und Kalk bestand. Er entwickelte dafür auch die Ziegelherstellung bezüglich Rezeptur, Brenntemperatur und der verwendeten Werkzeuge weiter und schuf so ein Bauwerk mit einer beeindruckenden Farbwirkung und Bestandsqualität. So könnte die bereits im Rahmen einer Lehrbaustelle aufgemauerte Nord-Ost-Ecke des Bauakademiegebäudes auch Ausgangspunkt für eine Nutzung der Rekonstruktionsarbeiten als Ausbildungsort für Handwerk und Bautechnik zu Ehren des bedeutenden Architekten sein.

Die Baugeschichte des Klosters Chorin zeigt, dass Schinkel selbst an Rekonstruktionen arbeitete. Architektonische Utopien, wie sie durch den 'Thinktank' der Bundesstiftung Bauakademie vorgeschlagen wurden, können auch an anderen Orten realisiert werden. Auf die Grundmauern der Bauakademie gehört allein das wiedergewonnene Original. Dies entspricht auch nachweislich den Erwartungen einer deutlichen Bevölkerungsmehrheit. Hierüber sollte man sich nicht hinwegsetzen und eine mit Erwartungen überfrachtete, beliebige Gestaltung zulassen.

Die unterzeichnenden baukulturell engagierten Bürgervereine unterstützen daher ausdrücklich die vom Berliner Senat intendierte Vorgabe einer originalgetreuen Rekonstruktion der Bauakademiefassaden bei dem anstehenden Architekturwettbewerb.

Gerhard Hoya
Vorstandsvorsitzender der
Gesellschaft Historisches Berlin

Im Auftrag der Allianz der Bürgervereine:

  • Berliner Historische Mitte e.V.
  • Errichtungsstiftung Bauakademie
  • Förderverein Bauakademie
  • Forum Stadtbild e.V.
  • Gesellschaft Historisches Berlin e.V.
  • Planungsgruppe Stadtkern im Bürgerforum Berlin e.V.
  • Stadtbild Deutschland e.V. Ortsverband Berlin

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