Pressemitteilung der Allianz Berliner Bürgervereine
Berlin, 16.09.2023
Berliner Bürgervereine sprechen sich für eine Neugestaltung des Schloßplatzes in Anlehnung an den Zustand vor der Zerstörung aus. Dies würde seiner geschichtlichen Bedeutung gerecht werden und böte Möglichkeiten einer verbesserten Klimaresilienz.
Im aktuellen Koalitionsvertrag wurde die Wiederherstellung einer Brunnenanlage auf dem Schloßplatz in Aussicht gestellt. Der Schloßbrunnen, der hier von 1891 bis 1951 stand, soll nach dem Willen des Senats aber vor dem Fernsehturm verbleiben, wo er 1969 aufgestellt worden ist.
Die Allianz Berliner Bürgervereine vertritt den Standpunkt, dass es die beste Lösung wäre, die originalen Figuren des Schloßbrunnens nach ihrer ohnehin fälligen Restaurierung in einer rekonstruierten Brunnenschale wieder an dem Ort aufzustellen, für den sie entworfen wurden: dem Schloßplatz. Eine moderne Brunnenanlage würde hingegen zum jetzigen Standort vor dem Fernsehturm passen.
Der Schlossbrunnen war eine heitere und originelle Schöpfung des Neobarock, 1888 – 91 nach Entwürfen des Berliner Bildhauers Reinhold Begas auf Kosten der Stadt geschaffen. Bereits Karl Friedrich Schinkel hatte seinen Standort vor dem Portal II des Berliner Schlosses, gegenüber der Einmündung der Breiten Straße, vorgeschlagen. Heute wie damals ist der Brunnen mit seiner flachen Granitschale ein an Sommertagen beliebtes Wasserspiel und leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufenthaltsqualität an seinem Standort.
Da aber jüngst die Entscheidung gegen eine Versetzung des Schloßbrunnens verkündet wurde und wir die Gefahr sehen, dass eine beliebige moderne Gestaltung des Schloßplatzes die Wiederaufbauleistung der Schlossfassaden entwerten würde, setzen wir uns im Namen zahlreicher baukulturell interessierter Berliner Bürgerinnen und Bürger dafür ein, dass bei der Neugestaltung des Schloßplatzes prägende Charakteristika des Zustands vor der Zerstörung um 1950 wiederhergestellt werden. Der Begassche Schloßbrunnen könnte als spendenfinanzierte Replik wiederentstehen, ebenso die beiderseitigen Schmuckbeete, die südlichen Schloßterrassen und die Grünanlage am Schlossrondell. An der West- und Südseite des Platzes könnten neu gestaltete Grünflächen entstehen, die dort heute befindliche Durchgangsstraße aufgehoben werden. Dies würde die Wiederherstellung des kunsthistorischen Zusammenhangs von Schlossfassade und Schloßplatz ermöglichen, immerhin über fünf Jahrhunderte der protokollarisch bedeutendste Platz Berlins.
Ein rekonstruierter Schloßbrunnen mit den historischen Schmuckbeeten des Schloßplatzes, in Verbindung mit weiteren Baumpflanzungen und Grünanlagen an den Platzrändern und verkehrsberuhigenden Maßnahmen, würde der Forderung nach Klimaresilienz entsprechen und wäre zugleich eine der geschichtlichen und künstlerischen Bedeutung des Platzes angemessene Lösung.
Berlin, 16.9.2023
Allianz Berliner Bürgervereine:
Berliner Historische Mitte e.V.
Bürgerforum Berlin e.V.
Errichtungsstiftung Bauakademie
Gesellschaft Historisches Berlin e.V.
Planungsgruppe Stadtkern
Stadtbild Deutschland e.V. Ortsverband Berlin