Gemeinsame Erklärung der Allianz baukulturell engagierter Berliner Bürgervereine
Berlin, 26.02.2024 - In der historischen Mitte Berlins, an der Breiten Straße in unmittelbarer Nähe des Schloßplatzes, möchte die städtische Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) eine ganze Häuserzeile neu bebauen. Für die vorgesehenen fünf Wohn- und Geschäftshäuser zwischen Scharrenstraße und Neumannsgasse wird es einen Architekturwettbewerb geben. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen wünscht sich „funktional, gestalterisch und wirtschaftlich überzeugende Entwürfe unter Integration von archäologischen Grabungsfunden“.
Die Allianz baukulturell engagierter Berliner Bürgervereine äußert sich dazu wie folgt:
„Bei der Auswahl der Preisträger müssen Architekturentwürfe vorrangig berücksichtigt werden, die hinsichtlich der Gestaltungsqualität und Materialwahl an die historische Bautradition des Ortes anknüpfen. Dies sollte für alle zukünftigen Neubauten im historischen Zentrum Berlins gelten.
Dazu braucht es Kriterien, die in Anlehnung an die Vorgaben der Baugestaltungsverordnung Historisches Zentrum - auch für die straßenseitigen Fassaden von Neubauten an der Breiten Straße gelten:
Es sollte mit den traditionell in der Region verwendeten Fassadenmaterialien wie Putz, Ziegel und Natursteinen wie Sand- oder Kalkstein gebaut und damit eine differenzierte Fassadengestaltung ermöglicht werden. Anstriche sollten in ortstypischen Farbtönen erfolgen. Ungeeignet sind hingegen Glas- oder Metallfassaden.
Es sollte eine klare Dreiteilung der Fassaden in Sockel-, Mittel- und Dachzone erfolgen, mit den für Berlin typischen Schrägdächern und ohne sichtbare Technikaufbauten. Dabei könnten auch
gestalterische Charakteristika bedeutender Vorgängerbauten wiederaufgenommen werden, hier beispielsweise des 1966/67 abgebrochenen Ermelerhauses (früher Breite Straße 11) aus den 1720er Jahren.
Die Fassadengestaltung macht im Übrigen nur einen kleinen Anteil der Gesamtkosten eines Neubaus aus, bei einer Straßenfassade im Blockverbund ca. 4%. Die Mehrkosten für eine hochwertige und zeitlos schöne Ausführung fallen dementsprechend kaum ins Gewicht, der Gewinn für das städtische Umfeld ist jedoch erheblich. Ansprechend gestaltete, solide, in der regionalen Bautradition stehende Architektur hat auf lange Sicht die beste Klimabilanz, da sie auch von zukünftigen Generationen geschätzt und erhalten wird.
Es ist wichtig, dass die städtischen Wohnungsbaugesellschaften Menschen mit niedrigem oder mittlerem Einkommen das Wohnen in der Berliner Mitte ermöglichen. Aber kommunal finanzierte Wohnungsbaugesellschaften haben auch eine Verantwortung für die Gesamtstadt und ihre Gesellschaft und sollten auch dieser durch qualitätvolle, als schön empfundene, beständige Architektur einen bleibenden Wert zurückgeben.
Die historische Breite Straße hat Besseres verdient als Billigfassaden – für die geplanten Neubauten braucht es Vielfalt, Qualität und Nachhaltigkeit.“
Allianz Berliner Bürgervereine:
Berliner Historische Mitte e.V., Errichtungsstiftung Bauakademie, Forum Stadtbild Berlin e.V., Gesellschaft Historisches Berlin e.V., Planungsgruppe Stadtkern, Stadtbild Deutschland e.V. Ortsverband Berlin