Berlin, 23. April 2019 - gemeinsamen Pressemitteilung der Berliner Bürgervereine

Die Senatsplanung für die historische Mitte muss endlich erwachsen werden
Die Stadtwerkstatt befasste sich im März 2019 mit einer Klimastudie für das sogenannte Rathausforum und den Sport- und Freizeitmöglichkeiten auf der riesigen Leerfläche. Gleichzeitig sind in den Medien Vorschläge der Stiftung Zukunft für die Berliner Mitte vorgestellt worden. Anlass für die Arbeitsgemeinschaft der historischen Bürgervereine Berlin, eigene Vorschläge im Sinne der Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt 2007 zu unterbreiten.

 

Die Klimastudie, die in der Stadtwerkstatt an den Beginn der Diskussion zur Gestaltung des Rathausforums gestellt wurde, sollte den Befürwortern einer Reurbanisierung den Wind aus den Segeln nehmen: Die Freifläche müsse angeblich zur Stadtbelüftung erhalten bleiben. Dabei folgt aus der Klimastudie unter anderem auch, dass eine Durchwegung der riesigen Hochhausriegel klimatisch von Vorteil ist, da die Kaltwinde dann ungehinderter fließen können. Der Architekt Lutz Mauersberger hat nachgewiesen, dass die Begrünung des Rathausforums aktuell auch nur 21 Prozent der Fläche ausmacht und sich dieser Anteil nach einer Bebauung durch grüne Höfe und Dächer noch übertreffen ließe. Außerdem spricht natürlich die akute Wohnungsnot, aber auch die 800jährige Stadttradition an diesem Ort für die Rückkehr des urbanen Lebens. Zudem müssen Marienviertel, Heiliggeistviertel, Nikolaiviertel und Klosterviertel untereinander und damit dann auch die umliegenden Vorstädte (König-, Stralauer-, Luisen-, Spandauer Vorstadt) erneut städtebaulich miteinander verbunden werden.

Bereits in der Stadtdebatte 2015 gab es den größten Konsens unter den Teilnehmern, den motorisierten Individualverkehr durch Rückbau der breiten Verkehrsschneisen in der Berliner Mitte deutlich zu verringern. Die Straßenzüge, die über 700 Jahre die genannten Viertel verbunden haben, müssen menschengerecht wiederhergestellt werden.
Die Idee, dieses 21 Fußballfelder große Bällebad des Senats lediglich mit mehr Bällen (Lederers „Kulturelle Angebote“) zu füllen, ist zum Scheitern verurteilt!
Berlin täte gut daran, sich an anderen Städten zu orientieren: Dresden, Frankfurt a.M., Potsdam, Breslau, Königsberg und Danzig bauen seit Jahren sehr erfolgreich wichtige Straßen und Plätze des Ortsbildes ihrer Vorkriegszeit wieder auf.