Berlins historische Mitte rund um den Molkenmarkt soll lebenswerter werden. Doch darüber, wie das gelingen soll, wird noch diskutiert.
Berliner Morgenpost vom 01.02.2022 von Isabell Jürgens

Die erste Phase des Städtebaulichen Wettbewerbs zum Molkenmarkt in Mitte ist entschieden und hat gleich zwei Siegerentwürfe hervorgebracht. Dort, wo gerade erst Berlins älteste Straße, ein Bohlenweg aus dem Jahr 1236 von den Archäologen freigelegt wurde , soll wieder ein Stück echte Innenstadt entstehen. Aktuell ist der Molkenmarkt nicht viel mehr als eine extrem verkehrsbelastete Kreuzung . Am kommenden Donnerstag, 3. Februar, können Interessierte die prämierten Entwürfe zur Umgestaltung nun mit den jeweiligen Planungsteams besprechen und ihre Anregungen und auch Kritik äußern.

Zur Erinnerung: Ende November hatte das Preisgericht die Entwürfe der Architekten Bernd Albers und Silvia Malcovati mit Vogt Landschaftsarchitekten und OS Arkitekter in Zusammenarbeit mit cka Czyborra Klingbeil Architekturwerkstatt prämiert. Diese Entwürfe sollen entsprechend den Empfehlungen der Jury weiterentwickelt werden.

Die erste sogenannte Werkstatt findet am Donnerstag angesichts der Pandemie digital statt. Neben der Vorstellung der Entwürfe durch die Verfasser stehen die Themen „Nutzungsmischungen, Identität und Raumqualität“ auf dem Programm. Eine zweite Werkstatt folgt dann am 28. April, dann stehen die Themen „Öffentlicher Raum, Verkehr und Vernetzungen“ auf dem Programm.

Wohnungen, Gastronomie und Kulturangebote

Ziel des Wettbewerbs war es, innovative und zukunftsfähige Entwürfe für ein nachhaltiges und attraktives, kleinteiliges Innenstadtquartier am Molkenmarkt zu erhalten. Geplant sind Wohnungen, gastronomische Angebote, Läden, Büros, eine Kita sowie kulturelle Einrichtungen. Große Teile des Projekts sollen durch die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften Degewo und WBM realisiert werden.

Das Ziel des Wettbewerbs, die überdimensionierten Straßenzüge in Berlins historischer Mitte wieder zu lebenswerten Stadtquartieren zu machen, teilt auch das Bürgerforum Berlin . Dennoch hat der Verein eine „Petition für einen vielfältigen Molkenmarkt “ auf change.org gestartet, die aktuell bereits knapp 1300 Menschen unterschrieben haben (Stand Di., 1.2., 12.30 Uhr) – darunter so prominente Unterzeichner wie der frühere Präsident des Deutschen Bundestages Wolfgang Thierse (SPD) sowie die ehemaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin , Walter Momper (SPD) und Eberhard Diepgen (CDU).

Kritik: Das Bauvorhaben sei „billig und schlicht“

Die Unterzeichner eint die Befürchtung, dass das erklärte Ziel auf Grundlage des Wettbewerbs nicht erreicht werden kann. „Denn wichtige Fragen sind seit Jahren unbeantwortet und es fehlt an essentiellen Vorgaben: So ist die Anzahl und Größe der zu planenden Baugrundstücke weiterhin ungeklärt“, heißt es in der Petition. Zudem sollen die beiden öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften WBM und Degewo möglichst kostenbewusst bauen . Diese Vorgabe erlaube nur sehr eingeschränkt architektonische Details, urbane Vielfalt und anspruchsvolle Fassadengestaltung.

„So billig und schlicht sollte man am Molkenmarkt , im zentralen Schaufenster Berlins , nicht bauen “, heißt es weiter, verbunden mit der Forderung, das Areal in viele kleine und mittelgroße Grundstücke aufzuteilen, die dann in einem Konzeptverfahren an die Wohnungsbaugesellschaften und an einzelne Bauherren – darunter Genossenschaften, Stiftungen und Baugruppen – in Erbpacht mit einem moderaten Zins vergeben werden sollen.

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