Städtebauer war ein Verfechter der Rekonstruktion
Berliner Morgenpost vom 22.04.2022 - von Isabell Jürgens

Der unermüdliche Verfechter für die Rekonstruktion der Berliner Innenstadt auf Grundlage des historischen Stadtgrundrisses, der Berliner Architekt und Städtebauer Bernd Albers, ist am Dienstag seinem Krebsleiden erlegen. Das teilten am Donnerstag sowohl sein Büro als auch der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin (AIV) mit.

„Mit großer Trauer bedauern wir Ihnen mitteilen zu müssen, dass nach kurzer schwerer Krankheit unser Geschäftspartner und Freund Professor Bernd Albers allzu früh von uns gegangen ist“, heißt es in einer Mitteilung seines Büros. Sein Verlust hinterlasse eine große Lücke in der öffentlichen Debatte über die Zukunft unserer Stadt und in der Welt der Architektur, schreiben die Architekten Silvia Malcovati und Stefan Lotz, die das Büro Bernd Albers nun als alleinige Geschäftsführer weiter führen werden.

Er wirkte als Verfasser am Planwerk Innenstadt mit

Albers, 1957 im westfälischen Coesfeld geboren, studierte in den 1980er-Jahren an der Technischen Universität und der damaligen Hochschule der Künste Berlin Architektur. Seit der Wiedervereinigung hatte Bernd Albers mit seinem Architekturbüro entscheidende Impulse für die Berliner Stadtentwicklung gesetzt sowie zahlreiche Wettbewerbserfolge und Bauten in Deutschland und Europa realisiert. Von 1996 bis 1999 wirkte er zudem als Verfasser am Planwerk Innenstadt mit.

Die von Albers vorgeschlagene teilweise Bebauung des Marx-Engels-Forums im Umfeld des Fernsehturms löste damals heftige politische Kontroversen aus, die schließlich dazu führten, dass das historische Zentrum Berlins im Senatsbeschluss zum Planwerk Innenstadt von 1999 einfach ausgespart wurde.

Zu seinem wichtigsten aktuellen Projekt, das von seinen Büropartnern jetzt fortgesetzt wird, gehörte die Wiederbebauung am Molkenmarkt im Berliner Stadtkern. Erst Ende November 2021 hatte das Preisgericht die Entwürfe der beiden Planungsteams Bernd Albers, Gesellschaft von Architekten / Vogt Landschaftsarchitekten sowie OS arkitekter / cka czyborra klingbeil architekturwerkstatt jeweils mit einem ersten Preis prämiert und beide Büros zur weiteren Ausarbeitung der Planung im Rahmen eines Werkstattverfahrens ausgewählt.

Albers lieferte als Bebauungsvorschlag eine Neuinterpretation des historischen Stadtgrundrisses von Berlin. Er propagierte eine eher kleinteilige Bebauung – mit Ausnahme entlang der Bereiche an den großen Verkehrsachsen Grunerstraße und Molkenmarkt, wo größere Gebäude entstehen sollten. Entlang der Parochialstraße sah Albers dagegen schmale Stadthäuser auf der Breite der historischen Parzellen als Rückgewinnung der bürgerlichen Wohn- und Geschäftshäuser vor.

„Mit vielbesprochenen Bauten wie dem Stresemann-Quartier in Kreuzberg oder dem Kaufhaus Gerber in Stuttgart setzte Bernd Albers markante Zeichen für einen Städtebau in der Tradition der europäischen Stadt“, heißt es in der Würdigung durch den AIV. Mit Bernd Albers gehe auch ein engagierter Hochschullehrer, der nach Stationen an der ETH Zürich und der Universität Bologna seit 1996 als Professor an der Fachhochschule Potsdam lehrte. „Nicht nur die Berliner Fachwelt trauert um einen großen Architekten und Städtebauer“, so der AIV weiter.

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