In Paris sind mittlerweile viele Straßen autofrei - Bürgermeisterin Anne Hidalgo (von den Berliner Grünen oft und gerne gelobt) wollte es so.
B.Z. vom 16.05.2022 von Stefan Peter

In einigen Straßen wurden vor den Restaurants Terrassen auf der Fahrbahn errichtet. Anderswo gibt es weder Lokale oder Spaziergänger, trotzdem sind auch diese Straßen komplett autofrei. Langfristig sollen über 70 (!) Prozent der Parkplätze in der Innenstadt verschwinden.

Der Autoverkehr ist freilich nicht verschwunden, er konzentriert sich nun in den Straßen, die (noch) befahren werden dürfen. Die Folge sind tagtäglich lange Staus, Hup-Konzerte, steckenbleibende Linienbusse. Ohnehin hat man im Pariser Rathaus "vergessen", den Nahverkehr vor der Verbots-Orgie attraktiver zu machen und damit echte Anreize zum Wechsel zu schaffen: die U-Bahn ist auch außerhalb der Rushhour überfüllt - mitunter so sehr, dass gar nicht alle Passagiere mitkommen.

Die Gewinner der neuen Regeln sind die Radfahrer - für die wurden auf den Hauptstraßen Radspuren angelegt, sie dürfen außerdem durch Straßen rasen, die für Autos gesperrt sind. Es ist wie auf der Friedrichstraße : Fußgänger werden gnadenlos weggebimmelt oder bepöbelt, wenn sie nicht schnell genug zur Seite springen. Wenig überraschend, dass Eltern ihre Kinder auch auf der autofreien Straße nicht spielen lassen. Dabei hatte die Bürgermeisterin vollmundig die Umwandlung in Flanier- und Spielstraßen versprochen.

Auch wenn der links-grüne Teil des Pariser Bürgertums von ihr begeistert sein mag, im Rest Frankreichs sieht es anders aus: Bei den Präsidentschaftswahlen trat Hidalgo als Kandidatin für die Sozialistische Partei an - und holte landesweit 1,75 Prozent der Stimmen.

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