Berliner Morgenpost vom 29.05.2022 - von Joachim Fahrun

Ausgaben für eine beabsichtigte Umgestaltung der 500 Meter langen Fußgängerzone sind darin noch nicht enthalten.

Die auf 500 Meter für den Autoverkehr gesperrte Friedrichstraße ist derzeit wohl die am meisten diskutierte Straße Berlins . Jetzt hat die Senatsverkehrsverwaltung im Zuge der Haushaltsberatungen auf Nachfragen der FDP-Fraktion erstmals aufgelistet, was der Verkehrsversuch den Steuerzahler kostet. Die Summe, die im laufenden Jahr 2022 im Landeshaushalt für das Projekt „Flaniermeile Friedrichstraße “ vorgesehen ist, beträgt demnach 213.103 Euro und 36 Cent.

Die verkehrliche Begleituntersuchung kostet 22.365,61 Euro. Die Gestaltungskonzeption sowie die „Begleitung der technischen Umsetzung der Aufbauten“ schlägt mit 62.832 Euro zu Buche. Die Reinigung der Friedrichstraße wird mit 17.136 Euro veranschlagt. 18.469,75 Euro werden fällig, um die Showcases genannten Glas-Vitrinen mit Strom zu versorgen und zu beleuchten.

56.000 Euro kosten neue und zusätzliche Stadtmöbel

Für neue und schönere Stadtmöbel sind 56.300 Euro vorgesehen. Und die Pflege der Grünflächen in den großen Töpfen wird für 36.000 Euro erledigt.

In der Auflistung von Meike Niedbal, Staatssekretärin von Verkehrs - und Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) wird allerdings weitgehend vom Status quo ausgegangen. Die von Jarasch gewünschte Umgestaltung des Abschnitts zwischen Leipziger und Französischer Straße zu einer „Piazza“ nach italienischem Vorbild ist in der relativ kleinen Summe für dieses Jahr noch nicht enthalten. „Mehrausgaben für das Projekt im laufenden Haushaltsjahr sind möglich, können derzeit aber nicht zielgerichtet abgeschätzt werden“, lässt die Staatssekretärin die Haushaltspolitiker des Abgeordnetenhauses wissen.

Ob es so kommt, wie die grüne Senatorin sich das wünscht, ist noch keineswegs ausgemacht. Viele Einzelhändler laufen weiterhin Sturm gegen das Vorhaben, obwohl die von viel Kritik begleitete Markierung einer Fahrradstraße sich inzwischen von selbst von der Fahrbahn ablöst und wohl nicht wieder ersetzt werden soll. Die Idee, die Radfahrenden über die parallel laufende Charlottenstraße zu führen, sorgt für Unverständnis, weil über diese Straße die großen Parkhäuser der Gegend um den Gendarmenmarkt zu erreichen sind.

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Gesamtkonzept für den Stadtteil gefordert

Die SPD ist zwar nicht grundsätzlich gegen eine autofreie Friedrichstraße, fordert aber ein Gesamtkonzept für den ganzen zentralen Stadtteil zwischen Leipziger Straße und Unter den Linden. Aus ihrer Sicht darf aber Jaraschs Senatsverwaltung nicht alleine planen. Eingebunden werden sollen auch das Haus von Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos, für SPD) und die Anlieger.

In der Fachwelt gibt es auch Bedenken gegen die in den von Jarasch auf Computer-Simulationen der künftigen Gestaltung der Fußgängerzone gezeigten Grünflächen und Bäumen. Diese könnten dort nie Wurzeln schlagen, weil direkt unter dem Asphalt der Tunnel für U-Bahnlinie 6 und zahlreiche Versorgungsleitungen verliefen, heißt es.

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