ES WIRD ENG FÜR AUTOS! BETTINA JARASCH HÄLT NUR NOCH EINE SPUR PRO RICHTUNG FÜR NOTWENDIG
BZ vom 23.06.2022 von Hildburg Bruns

Mitte - Sie will den Abschied von breiten Schneisen und mehr Luft schaffen. Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (53, Grüne) schrumpft zwei wichtige Spree-Übergänge im Herzen der Stadt.

Die geplanten Neubauten von Mühlendammbrücke am Nikolaiviertel und Gertraudenbrücke über den Spreekanal sollen um fünf bzw. neun Meter schrumpfen.

"Es gab dringliche Anregungen zu überdenken, ob die Pläne zukunftstauglich sind", so Jarasch. "Denn wir werden nicht alle paar Jahre die Brücken neu bauen ."

Was jetzt kommt?
Bei beiden Brücken kommen unterschiedliche Spuraufteilungen - abhängig von den Phasen des Tram-Ausbaus und der Entwicklung des erhofften abnehmenden Autoverkehrs. Das große Nadelöhr wird aber die Bauzeit: Während der Jahre 2024 bis 2028 wird der Verkehr über jeweils eine Hälfte geleitet, die andere wird abgerissen und erneuert.

Neue Gertraudenbrücke (eröffnet 1978 mit 35 Meter Länge, 34,10 Meter Breite): Der Architektenwettbewerb zum Neubau wird demnächst ausgeschrieben. Die Vorgabe: eine schmalere Breite von 29,25 Meter. Aber von Beginn an mit separatem Radweg (östliche Seite) und zwei Kfz-Spuren/Richtung. Auf der anderen Straßenseite läuft der Fuß-/Radverkehr über die historische, ertüchtigte Gertraudenbrücke (erbaut 1895).

Die beiden Busspuren fallen weg, sobald ab Mitte 2028 die Straßenbahn vom Alex über die Leipziger Straße bis zum Potsdamer Platz rollt. Wunschziel der Senatorin: Ist die Verkehrswende geschafft und rollen weniger Autos, brauchen sie ihrer Meinung nach nur noch eine Spur je Richtung. Das würde bedeuten, dass der Verkehr von 40 000 auf 20 000 Kfz schrumpfen müsste!

Mühlendammbrücke (eröffnet 1968 mit 116 Meter Länge, 45,20 Meter Breite): Sie verschmälert sich auf 36,20 Meter, soll ebenfalls am Ende nur noch 2 Kfz-Spuren haben.

Mit dem Rad bald viel schneller an den Wannsee
Berlin - Pack die Badehose ein und dann nichts wie raus mit dem Rad zum Wannsee!
Auf zwei Rädern soll es zukünftig noch schneller von der City-West durch den Grunewald aus der Stadt hinausgehen. Die Route ist 13,8 Kilometer lang. Rund sechs davon führen entlang der Avus über Königs- und Kronprinzessinnenweg - schon heute ein beliebter Radweg. Die Strecke wird bis 2030 zur Radschnellverbindung ausgebaut, zuständig ist das landeseigene Unternehmen infra Velo. 2026 werden die ersten Aufträge vergeben.
Das Land investiert rund 17,6 Millionen Euro in den Ausbau. Das Vorhaben ist eine von zehn Radschnellverbindungen, die bis 2030 eröffnen sollen (B.Z. berichtete).
Von Wannsee teilt sich die Strecke an der Auerbachbrücke. Ein Zweig führt in Richtung Eichkampstraße, einer am Friedenthalpark entlang über die Bornstedter Straße zum S-Bahnhof Halensee.
Geplant sind ein 2,50 Meter breiter Fußweg und eine vier Meter breite Radspur. "Wir werden 31 Kreuzungen sicherer umbauen", sagte Projektleiter Bastian Birkenstock (34) gestern bei der Vorstellung der Pläne. Der schmale Radweg vor dem Bahnhof Wannsee soll verschwinden und durch eine Radspur auf der Straße ersetzt werden.
Wermutstropfen für Autofahrer: Insgesamt 330 Parkplätze sollen wegfallen.

Adenauer-Enkel reißt Spielhalle am Nollendorfplatz ab
Schöneberg - Die Automaten sind abgebaut, vorübergehend hängt knallige Kunst an den Wänden. Aber auch diese Episode endet im Oktober, denn ab Ende 2022 wird die frühere Merkur-Spielhalle abgerissen.
Neues Spiel am Nollendorfplatz! Das Grundstück (1500 m²) gekauft hat mit seinen Partnern der Enkel des ersten deutschen Kanzlers, Patrick Adenauer (61). Sein Kölner Unternehmen Bauwens entwickelt den künftigen Bürostandort.
In direkter Nachbarschaft zum denkmalgeschützten Metropol wächst das "No6" mit Platz für rund 500 Arbeitsplätze. Schon wegen der Lage soll es Vorbildcharakter haben, wie Mit-Gesellschafter Clemens Stahr (39) betont. Etwa eine edle Muschelkalk-Fassade.
Der Öko-Faktor: 100 Meter tiefe Geothermie-Lanzen sorgen mit Erdwärme fürs Kühlen und Heizen. Die bodentiefen Fenster in Holzrahmen haben eine Bronze-Abdeckung aus recyceltem Kupfer, Fotovoltaik ist eh klar.
Der Neubau des Architekturbüros Henn hat sechs Geschosse und Richtung Nollendorfplatz eine Terrasse. Die Investition? Rund 50 bis 60 Millionen Euro inklusive Grundstückskauf.

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