Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29.07.2022 von Michael Psotta

Ein Märchen genießt inzwischen fast den Ruf der endgültigen Wahrheit: Sozialer Wohnungsbau sei . notwendig, um den aus dem Ruder gelaufenen Wohnungsmarkt wieder in die richtige Richtung zu schieben. Die Argumente klingen vordergründig durchaus nachvollziehbar: Mehr geförderte Wohnungen helfen armen Menschen, entspannen den Wohnungsmarkt im Allgemeinen und setzen genau dort an, wo es am meisten hapert - am Mangel günstiger Mietwohnungen.

Dem steht aber leider entgegen, dass der soziale Wohnungsbau das schlechteste, weil teuerste und ineffizienteste wohnungspolitische Instrument ist. In zahlreichen geförderten Wohnungen sitzen die falschen Haushalte, die die Einkommensgrenzen längst übertreffen. Weil die Förderung des Baus einzelner Wohnungen sehr teuer ist, kann sie immer nur wenigen zugute-kommen - wie in einer Lotterie. Besser wäre es, die Förderung auf das viel gezielter einsetzbare Wohngeld zu konzentrieren. Warum der soziale Wohnungsgau ausgerechnet jetzt in einer Zeit, in der die Ressourcen an allen Ecken und Enden knapp werden, mit neuen Milliardenmitteln hochgefahren werden soll, bleibt ein schwer zu durchschauendes Märchen.

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