Dänen-Konzept oder Berliner Entwurf: Welche Häuser am Molkenmarkt gebaut werden, entscheidet sich erst ab 2024
B.Z vom 15.09.2022 von H. Bruns

Mitte - Ohne Tabula rasa der Nazis in den 1930er-Jahren, Bomben im Zweiten Weltkrieg und den Bau von DDR-Asphaltschneisen in den 1960ern stände hier die Altstadt von Berlin.

Der Molkenmarkt visà-vis vom Nikolaiviertel ist der älteste Platz Berlins - schon bewohnt vor über 800 Jahren.

So alt und noch immer gibt's keinen Plan für die Zukunft!

Mit der in den letzten Zügen liegenden Verlegung der Grunerstraße ans Rote Rathaus wird gerade viel (Bau -)Platz geschaffen für rund 400 Wohnungen (WBM, Degewo), Kunst, Kultur, Geschäfte, Gastronomie.

Das braucht noch viiiiel Zeit! "Wir planen nicht für uns, sondern für die nächste Generation", sagt Jury-Chefin Christa Reicher (62). Konkret: Erst ab 2024 werden Architekten um die besten Gebäude-Ideen ringen, Bauarbeiter rücken erst ab Mitte 2029 an.

"Taktgeber sind die Archäologen", sagt Stadtplanerin Reicher. Die müssen nämlich auf den freigelegten Flächen erst noch nach der Vergangenheit buddeln.

Wichtige Zwischenetappe: Die beiden Sieger-Entwürfe der Stadtpläne der künftigen Kieze von November 2021 wurden in den letzten Monaten ausführlich debattiert, auf Vor- und Nachteile abgeklopft. Aber weder das Berliner Büro Albers noch die Dänen (OSCKA) wurden als endgültiger Gewinner gekürt.

"War auch nicht geplant", sagte Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt (62) gestern. Die Grünen vermuten, dass sie sich in Wahrheit nicht mit dem von ihr bevorzugten Berliner Entwurf durchsetzen konnte. FDP-Experte Stefan Förster (41) fordert: "Der Molkenmarkt ist einer der historisch bedeutendsten Orte für Berlin. Die Stadt muss endlich zu einem Entschluss kommen."

Was jetzt getan werden muss? Klären, wie Regenwasser versickert, statt in der Kanalisation zu landen. Klären, wo welche Energie herkommt, etwa durch Probebohrungen für Erdwärme. Klären, ob die Müllentsorgung unterirdisch funktionieren könnte.

Einen Wunsch hat die Jury selbst in dieser Phase für die Zukunft schon: In der Parochialstraße soll das ehemalige DDR-Fernmeldeamt nicht abgerissen werden. Es ist bekannt als Atelierhaus und Sitz der freien Bühne TD Berlin (ehemals Theaterdiscounter). Heutzutage soll kein Beton mehr vernichtet werden.

Die B.Z. im Internet: www.bz-berlin.de