Kritik am Verfahren um Molkenmarkt -Gestaltung
Berliner Zeitung vom 16.09.2022 von Ulrich Paul

Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt gerät nach dem überraschenden Ende des Werkstattverfahrens zum Molkenmarkt, das ohne die Kür eines Siegerentwurfs ausgegangen ist, in die Kritik. „Kreative Ideen und geistig-schöpferische Leistung wurden mit Füßen getreten“, sagte die Präsidentin der Berliner Architektenkammer, Theresa Keilhacker, am Donnerstag.

„Die Senatsbaudirektorin hat sich mit der Entscheidung, keinen der beiden Entwürfe aus dem Werkstattverfahren zum Sieger zu erklären, über den Auslobungstext hinweggesetzt“, so Keilhacker. Sie verweist dabei auf eine Passage in der Auslobung, in der es heißt: „Als Ergebnis des aufwendigen Qualifizierungsverfahrens soll ein konsensualer Entwurf stehen, der die genannten Herausforderungen löst und von allen Beteiligten mitgetragen wird und umgesetzt werden soll. Dieser wird anschließend die Grundlage für eine Charta für die Entwicklung des Quartiers bilden, die von den Projektbeteiligten einvernehmlich formuliert und anschließend umgesetzt werden soll.“

Wie berichtet, war das Werkstattverfahren am Dienstag zu Ende gegangen, ohne dass das Preisgericht eines der beiden Planerteams zum Sieger kürte, die sich zuvor im städtebaulichen und freiraumplanerischen Wettbewerb 2021 als Erstplatzierte für das Verfahren qualifiziert hatten. Die Neugestaltung des Molkenmarkts soll nun auf Basis einer noch zu erarbeitenden Charta und eines Rahmenmasterplans erfolgen. Die Empfehlungen der Jury aus dem Werkstattverfahren sollen lediglich in die Charta einfließen. Keilhacker befürchtet: „Richtig gute Planungsbüros werden sich künftig sehr gut überlegen, ob sie sich an solchen Verfahren beteiligen.“

Zwar hatte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in einer Pressemitteilung vom 1. Dezember 2021 noch erklärt, dass die Jury am Ende des Werkstattverfahrens „eine Empfehlung zur Umsetzung geben wird“. Senatsbaudirektorin Kahlfeldt und die Jury-Vorsitzende Christa Reicher versuchten indes am Mittwoch den Eindruck zu vermitteln, dass es gar nicht vorgesehen war, einen Siegerentwurf zu küren. Kahlfeldt berief sich dabei auf eine Passage in der Auslobung, nach der die Preisrichter zum Ende des Werkstattverfahrens „eine schriftliche Empfehlung für die weitere Bearbeitung der Planungsaufgabe “ geben.

Das Team um die Büros OS Arkitekter und die Czyborra-Klingbeil-Architekturwerkstatt (OSCKA), dessen Entwurf bei einer öffentlichen Präsentation mit viel Lob bedacht wurde, zeigt sich enttäuscht über den Ausgang des Verfahrens. „Wir haben sehr viel Zeit in die Arbeit an unserem Entwurf investiert. Hätten wir gewusst, dass es in dem Verfahren lediglich darum geht, den Senat klüger zu machen, wären wir anders an die Aufgabe herangegangen“, sagt Marek Czyborra.

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