Morgenpost vom 21.10.2022 von Isabell Jürgens
Senatsverwaltung für Rekonstruktion der Schinkel-Fassade

Die Debatte um den Wiederaufbau der 1962 von der DDR-Regierung abgerissenen Bauakademie sorgt innerhalb der rot-grün-roten Koalition für Streit. Die Koalitionäre sind uneins, wie das 1832 bis 1836 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel errichtete Gebäude mit der prägnanten roten Ziegelfassade wieder errichtet werden soll.

Guido Spars, Gründungspräsident der Bundesstiftung Bauakademie , hatte am Mittwoch Ergebnisse eines von ihm einberufenen Expertengremiums präsentiert, das sich gegen eine Rekonstruktion und für einen Neubau ausspricht. Dieser soll sowohl innen als auch außen ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit ausstrahlen. Daraufhin hatte die SPD-geführte Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erklärt, man wolle zwar einen Bau , der nachhaltig und klimagerecht errichtet werde, aber zugleich die baukulturellen Werte von Karl Friedrich Schinkel verkörpere und Bezug nehme zur historischen Umgebung. „Deswegen unterstützen wir die Wiederherstellung der historischen Fassade“. Auf dieser Grundlage wolle man gemeinsam mit dem Bund die Auslobung für den notwendigen Realisierungswettbewerb erarbeiten.

„Das Land Berlin hat keine Meinungsbildung zur Rekonstruktion“, betont dagegen der stadtentwicklungspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Andreas Otto. Im Gegenteil, der Koalitionsvertrag enthalte ein Bekenntnis zu Innovation und Nachhaltigkeit. „Nachhaltiges und innovatives Bauen , Kreislaufwirtschaft, die Nutzung nachwachsender Baustoffe , geringer Energieverbrauch, Begrünung von Dach und Fassaden sollen in der Akademie erforscht und vermittelt werden“, so Otto. „Und diese Nutzung muss mit dem neuen Gebäude der Bauakademie auch direkt ausgestrahlt werden“, fordert Otto.

„Mehr Respekt bitte – vor Schinkel“, fordert dagegen die Baukammer Berlin . „Hier geht es um die Bebauung eines historischen Ortes, eines Ortes, wo früher ein einzigartiger Bau, ein bauingenieurtechnisches Novum, ein Meisterwerk stand“, so Peter Traichel, Geschäftsführer der Baukammer Berlin. Dessen Fundamente seien vom Abriss verschont geblieben . Diese „Wurzeln“ gelte es nun wiederzubeleben – „in Gestalt einer Bauakademie in historischem äußeren Gewand.“

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