Buch zeigt „Schönheiten auf märkischem Sand“
Berliner Zeitung vom 21.12.2022 von Ingeborg Ruthe

Kein geringerer Heimatkundler und zugleich weltbürgerlich Schreibender als Theodor Fontane hatte eine hohe Meinung von Karl Friedrich Schinkel. Er nannte den Baumeister des preußischen Klassizismus unter allen großen Männern, die das Ruppiner Land hervorgebracht habe, den „Bedeutendsten“.

Schinkel (1781–1841), Neuruppiner wie Fontane, nur 38 Jahre vor dem Dichter in die märkische Landschaft geboren und in Berlin schon mit großem Vorsprung berühmt geworden, hatte einst den Satz geprägt: „Die Architektur ist die Fortsetzung der Natur in ihrer konstruktiven Tätigkeit.“ Ganz dem Klinker und Sandstein gewordenen künstlerischen Credo Schinkels folgend, haben nun der in Eichwalde lebende Historiker Volker Panecke und der Karower Maler und Illustrator H.-Jürgen Malik im Findling-Verlag ein Handbuch herausgebracht, das ein so wissenswerter wie anschaulich-unterhaltsamer Exkurs ist.

Wir wandern unter der Leselampe zu den frühen Bauten Schinkels von Potsdam über Buckow bis Bärwinkel, dann durch „ Berlins prächtige Mitte“ von Berlins Neuer Wache über die Schlossbrücke und Friedrichswerdersche Kirche bis zum Lustgarten und der Bauakademie . Zwei weitere Kapitel führen, ohne dass wir dem grau-nasskalten Stadtwinter trotzen müssten, von der Luisenkirche über Schloss Tegel bis auf die Pfaueninsel. Deren Fähre kann auch eingefroren sein, wir nutzen sie nur in Gedanken. Und zum Schluss gestatten wir der Elisabethkirche in Mitte, der Johanneskirche in Moabit, auch der Paulskirche in Gesundbrunnen einen Besuch ab. Nicht nach gestrengem Architektur-Lehrbuch, diese Tour ist kurzweilig – mit Geschichtchen und Anekdoten gewürzt.

Das Buch beginnt an einem zentralen Ort, sozusagen im Herzstück der Berliner Schinkel-Architektur, dem Schauspielhaus am Gendarmenmarkt . Dort hat der Autor ein fiktives Gespräch mit einer Muse auf dem Giebeldreieck über dem Portikus. Melpomene versichert ihm ihre inspirierende Unterstützung und auch die ihrer anderen acht Musenschwestern. Dann folgen ein kleiner Essay über Fontanes Schinkel-Biografie von anno 1864, Lebensbeschreibungen über Alltag und Kunst des Meisters. Und dann die Bauten , weltliche, fürstliche, sakrale. Malik hat sie alle gemalt, nicht als Veduten, sondern in lebhaften Farben: die Tempel, Pavillons, Schlösser, Herren- und Gutshäuser, die zentralen und die Vorstadt-Gotteshäuser, das unvergleichliche Ensemble Lustgarten mit Altem Museum. Eine Zeitreise mit Wissensgewinn ganz nebenbei, etwa über die markanten Unterschiede von Säulenformen und deren Kapitellen.

„Schönheiten auf märkischem Sand“,
Volker Panecke, Illustrationen H.-J. Malik,
Findling-Verlag, 20 Euro

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