Unsere Probleme sind marginal im Vergleich zu vielen anderen Ländern. Doch auch wir stehen vor Herausforderungen
Berliner Morgenpost vom 31.12.2022 von Christine Richter

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

vor zwölf Monaten, ich erinnere mich noch gut, sind wir mit viel Optimismus ins neue Jahr gestartet. Die Corona-Pandemie, so haben wir damals angenommen, sollte sich nach zwei langen Jahren spätestens im Sommer dann ihrem Ende nähern, die Wirtschaft könnte wieder in Schwung kommen, die Lieferketten- und anderen Probleme endlich wieder kleiner werden.

Nun, nur zwei Monate später war die Welt eine andere geworden: Durch den Angriffskrieg Putins in der Ukraine, der am 24. Februar begann, wurden die Krisen größer – nicht nur in Europa, weltweit. In der Ukraine sterben durch den Krieg jeden Tag Menschen, jetzt im Winter lässt Putin die wichtige Infrastruktur zerbomben, damit die Ukrainer noch mehr leiden und frieren. In vielen, geraden den ärmeren Ländern hat der Krieg verheerende Folgen, etwa im Jemen leiden die Menschen noch mehr Hunger, weil der so wichtige Weizen aus der Ukraine fehlt. Heute, mehr als zehn Monate nach seinem Beginn ist kein Ende des Kriegs in Sicht.

In Deutschland und Berlin waren die vergangenen Monate auch von dem Krieg geprägt, viele Ukrainer, vor allem Frauen und Kinder sind nach Berlin geflüchtet. Die wirtschaftlichen Folgen wie die explodierenden Energiekosten, die hohe Inflation spüren wir alle – jeden Tag. Und für viele ärmere Menschen ist das Leben noch schwieriger geworden, weil sie die Heizkosten und die teuren Lebensmittel kaum finanzieren können. Wie gut, dass der Staat, dass Bundesregierung und auch das Land Berlin hier schnell Hilfen und Entlastungspakete beschlossen haben.

uch das neue Jahr wird kein einfaches werden. Zwar geht die Pandemie, zumindest in Europa und vielen anderen Teilen der Welt, wohl mit Ausnahme von China, wirklich zu Ende, aber die anderen Krisen sind noch lange nicht bewältigt. Sehr optimistische Menschen hoffen auf ein baldiges Ende des Ukraine-Kriegs, mir fehlt derzeit die Phantasie, an welchem Punkt Putin zu Friedensgesprächen bereit sein könnte. So wird sich das schreckliche Leid in der Ukraine fortsetzen, viele Menschen werden auch weiterhin in Berlin Schutz suchen – und ihn bekommen.

In den vergangenen Monaten ist mir angesichts unserer sicherlich berechtigten Aufregung über die Wahlpannen, die Wahlwiederholung, den Streit um die autofreie Friedrichstraße oder die Klima-Kleber immer wieder bewusst geworden, wie gut es uns doch geht. Wie marginal diese Probleme im Vergleich zur Ukraine, zu denen der Regimegegner im Iran oder der Frauen in Afghanistan sind. In Afghanistan haben die Taliban, die vor knapp 1,5 Jahren wieder an die Macht kamen, vor wenigen Tagen den Frauen verboten, zu studieren oder in Nichtregierungsorganisationen zu arbeiten, Mädchen müssen die Schulen nach der sechsten Klasse verlassen. Auch das Schicksal dieser Frauen wird uns 2023 begleiten – und fordern.

Wir stehen also auch im Jahr 2023 vor großen Herausforderungen – weltweit, natürlich auch in Berlin . Ich hoffe, wir als Berliner Morgenpost konnten und können Ihre Fragen beantworten, Sie zu allen relevanten Themen umfassend informieren – und Ihnen aber auch Mut machen und Zuversicht verbreiten. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein mutiges neues Jahr 2023.
Ihre Christine Richter, Chefredakteurin

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