Berliner Zeitung vom 21.01.2023 von Markus Tubbesing

In welchem Style sollen wir bauen?“ So titulierte der Karlsruher Architekt Heinrich Hübsch sein berühmtes Architekturtraktat von 1828. Mit seiner Frage wollte er die geltenden strengen Stilvorstellungen des Klassizismus überwinden und sich stattdessen rückbesinnen auf die Grundelemente der Architektur, die konstruktiven Bedingungen des Materials, auf regionaltypische Formen − und darauf aufbauend zum architektonischen Erscheinungsbild finden. Mit seiner Frage hatte Hübsch einen neuen Stilpluralismus innerhalb der Architektur eingeleitet.

Nichts liegt mir ferner, als mit der Frage nach der Zukunft des Molkenmarkts einen neuen Stilpluralismus auszurufen. Im Gegenteil: Ich möchte nicht fragen, wie ein zeitgenössisches Stadtquartier an dieser Stelle aussehen sollte, sondern mich auf die Suche nach den charakteristischen stadträumlichen Grundstrukturen dieses einzigartigen Ortes machen. Unter Verwendung der ortstypischen stadträumlichen Elemente würde ich dann gerne den „Geist“ dieses geschichtsträchtigen Ortes sichtbar und erlebbar machen. Denn die Antwort auf die Frage „Welches Stadtquartier sollen wir bauen ?“ kann aus meiner Sicht an dieser neuralgischen Stelle von Berlin nur lauten: ein Quartier, welches seinen Bewohnerinnen und Besuchern unmissverständlich erfahrbar macht, dass sie hier am historischen Gründungsort der Stadt, im Kern von Alt- Berlin sind.

Dieses Ziel, ein Stadtquartier zu errichten, das uns erlebbar macht, dass wir uns am Gründungsort Berlins befinden, wurde aus meiner Sicht im Programm des 2021 ausgelobten Molkenmarktwettbewerbs völlig aus den Augen verloren. Stattdessen standen allgemeine Themen wie Innovation, Flexibilität und Experimentierfreudigkeit im Fokus; allesamt Themen, die zweifellos zum Grundstock jedes aktuellen städtebaulichen Projekts gehören. Sollten wir aber die Antwort auf unsere Frage nicht noch ein wenig erweitern und festlegen, dass wir ein Stadtquartier bauen , das unmissverständlich erfahrbar macht, dass wir uns im Zentrum der über achthundertjährigen Stadt befinden, und welches zugleich nicht nur geschichtsbewusst, sondern auch zukunftsträchtig ist?

1. Beharrliche städtebauliche

Grundstrukturen

Um ein geschichtsbewusstes und zugleich zukunftsträchtiges Stadtquartier zu errichten, müssen wir uns zunächst auf die Suche nach den städtebaulichen, stadträumlichen und architektonischen Grundstrukturen machen. Auch wenn sie an manchen Stellen heute beinahe bis zur Unkenntlichkeit verwischt und nur noch in Fragmenten überliefert sind, stammen die baulichen Grundstrukturen des Bereichs rund um den Molkenmarkt unmissverständlich aus der Phase der mittelalterlichen Stadtgründung des 13. Jahrhunderts.

In dieser Zeit wurden für die Berliner Altstadt fünf langgezogene Blockstreifen zwischen Stadtgraben und Spree eingemessen und − wie die Bodenarchäologie inzwischen nachgewiesen hat − in kleine, schmale Parzellen aufgeteilt. Charakteristisch für die südliche Berliner Altstadt waren ihre langen, kurvierten und in ihrer Kontur leicht unregelmäßigen Blockkanten, aus denen wiederum leicht unregelmäßige, in sich abgeschlossene Stadträume entstanden. Diese im Mittelalter angelegte Grundstruktur und ihre historisch gewachsene Ausformulierung in Plätzen, Höfen, Straßen und Gassen sollten wir allen städtebaulichen Überlegungen zugrunde legen.

Wenngleich die meisten vornehmlich in Holz gebauten Wohnhäuser aus dieser Zeit dem Stadtbrand von 1380 zum Opfer gefallen waren, blieb die grundlegende Blockstruktur im Zuge des Wiederaufbaus mit Häusern aus Stein erhalten. Auch in der Zeit des Absolutismus, als an die Stelle der kleinteiligen Textur aus schmalen, giebelständigen Häusern vielerorts größere, traufständige Adelspaläste traten, stand die städtebauliche Grundstruktur nie infrage. Selbst im kaiserzeitlichen Berlin , als die Altstadt mit Großbauten sukzessiv monumentalisiert wurde, bezogen sich die Architekten weiterhin auf die langen, kurvierten und leicht unregelmäßigen mittelalterlichen Blockkanten und gaben den großen Häusern leicht gebrochene, unregelmäßige Konturen.

Auch die Altstadtmodernisierung unter Aspekten des Verkehrs , die bereits seit den 1870er-Jahren eingesetzt und an einigen Stellen die vorhandenen Straßenzüge gehörig aufgeweitet hatte, war zwar stellenweise radikal vorgegangen; doch nahm sie durchaus Bezug auf die Unregelmäßigkeit der historischen Straßenzüge und reinszenierte alte Sicht- und Bezugspunkte im neuen, aufgeweiteten Stadtraum. Dieser Ansatz der Altstadtmodernisierung wurde mit den Planungen der 1920er-Jahre weitergeführt und mit den Neuordnungsplänen während der Nazidiktatur ab 1933 nahtlos fortgesetzt.

Zu einem ideologischen Paradigmenwechsel kam es erst in den 1960er-Jahren mit der Planung des Leiters der „ Planungsgruppe Stadtzentrum“, Peter Schweizer, in der Abteilung Städtebau und Architektur von Hans Gericke. Die raumbildenden Grundprinzipien der einstigen Altstadt wurden in dieser Planung gänzlich aufgegeben, im Mittelpunkt stand nun die autogerechte Stadt; was an Denkmalen den Krieg überlebt hatte, stand auf locker ins Verkehrsnetz eingestreuten „Traditionsinseln“.

2. Paradigmenwechsel im Umgang mit

historischen Spuren ab 1975

Zwar hatte die Kritik an der autogerechten Stadt in Ost wie West bereits früher eingesetzt; am Umgang mit der Nikolaikirche in der südlichen Berliner Altstadt manifestierte sich aber ein erneuter Paradigmenwechsel, nun im Umgang mit historischen Spuren im Städtebau der DDR. 1978 wurde ein „Ideenwettbewerb für die architektonische und funktionelle Gestaltung des Komplexes Rathausstraße im Zentrum der Hauptstadt der DDR, Berlin “ zur Gestaltung des Quartiers rund um die Nikolaikirche ausgelobt, den das Kollektiv BMK Ingenieurhochbau Berlin unter der Leitung des Architekten Günter Stahn für sich entscheiden konnte.

Die BMK-Gruppe hatte mit ihrem städtebaulichen Entwurf eine detailreiche Untersuchung der räumlichen und baulichen Strukturen des Quartiers und der „für die Entwicklung Berlins baugeschichtlich so bedeutsame[n] Epoche des 17. und 18. Jahrhunderts“ verbunden. Bis 1983 hat sie einen städtebaulichen Ansatz entwickelt, der historische Strukturen erhalten wollte und gleichzeitig durch Neubauten in industrieller Bauweise ergänzte.

Nach der Wende verfolgten die Verfasser des „Planwerks Innenstadt Berlin “ den Weg einer ergänzenden Reparatur bis hin zur Teilrekonstruktion übergreifender städtischer Raumstrukturen. Wenngleich zu Beginn recht grobmaschig, sorgten zahllose städtebauliche Gutachten, Planungswerkstätten und Architekturworkshops, die das Planwerk flankierten, für eine immer stärkere Ausdifferenzierung und Detailtiefe. So entstand beispielsweise im Jahr 2002 ein Gutachten zur Neubebauung des Jüdenhofs durch Dieter Hoffmann-Axthelm und Marc Jordi. In ihrem Gutachten erzählten sie nicht nur die Geschichte des Jüdenhofs und seiner Umgebung, sondern untersuchten auch, wie eine historisch orientierte Neubebauung aussehen könnte. In einem Architekturworkshop zur Erarbeitung eines Masterplans für den Molkenmarkt im Jahr 2004 sollten die Beteiligten „die historischen Spuren und unterschiedlichen Schichten im Stadtgrundriss berücksichtigen, die vorhandenen Gebäude als Rudimente einbeziehen sowie eine stadtwirtschaftlich tragfähige Vision für das Quartier aufzeigen“.

2005 folgte ein Masterplan nach den Entwürfen von Ulla Luther und Helmut Riemann, der eine Neuinterpretation des historischen Stadtraums in den Mittelpunkt stellte. Parallel zu dieser Planungstätigkeit engagierten sich zahllose zivilgesellschaftliche Vereine und Stiftungen für eine geschichtsbewusste Wiederbelebung der südlichen Berliner Altstadt. Sie differenzierten die Umgestaltungspläne anhand ihrer Einzelvorhaben weiter aus.

Mit Blick auf diesen seit 1975 bereits in der DDR-Zeit eingeschlagenen kritischen Weg einer Wiedergewinnung grundlegender städtebaulicher Strukturen, Raumformen und Gebäudetypen im Nikolaiviertel und den vielen Vorarbeiten für den Molkenmarkt erscheint der Auslobungstext des Offenen städtebaulichen und freiraumplanerischen Wettbewerbs zum Molkenmarkt von 2021 ausgesprochen mager. Weder würdigen die Auslober, dass in unmittelbarer Nachbarschaft zum Nikolaiviertel bereits ein geschichtsbewusstes und zukunftsfähiges Stadtquartier geglückt ist, noch erwähnen sie die zahllosen planerischen und zivilgesellschaftlichen Bemühungen rund um das Molkenmarktquartier. Vielleicht war eine geschichtsreflektierte Reparatur an dieser Stelle durch die Auslober ja gar nicht intendiert?

Wenn doch, dann sollten wir strukturelle Grundkriterien für das zukünftige Quartier festlegen: lange, kurvierte und in ihrer Kontur leicht unregelmäßige Blockkanten, leichte Unregelmäßigkeiten im Stadtraum, kleinteilig parzellierte, wechselnd trauf- und giebelständige Häuser in Materialien wie Putz, Stein, Backstein und Holz. Dies wären gute Grundlagen, auf denen sich ein architektonischer, künstlerischer und sozioökonomischer Diskurs entfalten könnte. Sie wären aber auch ein großer Gewinn für die Denkmalpflege, zumal wir ja nicht nur die zahlreichen Denkmale an diesem Ort in ihrer Substanz erhalten, sondern sie in einem adäquaten Kontext präsentieren wollen, der sie wieder für alle besser verständlich macht.

3. Geschichte plus Zukunft: die alte

Herausforderung
In der Geschichte des Städtebaus war die Frage danach, wie sich ein geschichtsbewusstes und zugleich zukunftsträchtiges Stadtquartier bauen ließe, immer wieder gestellt worden. Insbesondere am Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich an den rücksichtslosen Assanierungsprojekten zahlreicher europäischer Altstädte − die Kahlschlagsanierung der Altstadt von Florenz ist hierfür ein prominentes Beispiel − ein paneuropäischer Denkmalpflegestreit entfacht.

Nun stand die Frage auf dem Tapet: Wie kann man, jenseits von Alt-Neu-Kontrastprogrammen, geschichtsbewusst mit Altstadtwunden umgehen? Eines der avantgardistischsten Beispiele war der sukzessive Umbau der Altstadt von Stuttgart durch Karl Hengerer mit Entwürfen des Architekten Theodor Fischer zwischen 1906 und 1909. Dabei wurde alte Bausubstanz herausgebrochen, aber beim Bau von solideren, komfortableren und zeitgemäßen Neubauten darauf geachtet, die stadträumlichen Strukturen zu erhalten, verloren gegangene Bautypen aufzugreifen und Materialien sowie Farben zu wählen, die sich harmonisch ins Altstadtbild einfügten.

Einen ähnlichen Weg waren die Denkmalbehörden in der Stadt Danzig in den 1920er-Jahren gegangen, wo in der historischen Altstadt durch einige Kaufhausprojekte empfindliche Löcher gerissen werden sollten. Zum Beispiel mit dem Kaufhaus Walter & Fleck an der Langgasse konnte dort gezeigt werden, wie eine Neubaumaßnahme durchaus als Neubau ablesbar sein, aber dennoch auf die gestaltbildenden Kriterien einer Altstadt reagieren kann.

Eine solch vermittelnde Herangehensweise bildete angesichts der verheerenden Lücken, die nach dem Zweiten Weltkrieg die ost- und westdeutschen Städte prägten, eine gute Grundlage für einen geschichtsbewussten und dennoch eigenständigen und authentischen Wiederaufbau. In der Hansestadt Lübeck beispielsweise, wo die Bombardements auf der nordwestlichen Altstadtinsel ein gigantisches Kriegsloch gerissen hatten, orientierte man sich ab 1950 zwar auf öffentlich finanzierte, großmaßstäbliche Wohnungsbauprojekte. Durch feine Vor- und Rücksprünge in den Gebäudekanten wurde aber die Mannigfaltigkeit des typischen Lübecker Straßenzugs aufgegriffen sowie durch das Aufrufen der Giebelmotive und der Backsteinsichtigkeit an das Stadtbild der Vorkriegszeit angeknüpft. Heute ist diese bauliche Zeitschicht etwa an der Mengstraße deutlich als Nachkriegsschöpfung der 1950er-Jahre erkennbar, ohne jedoch in einem grundsätzlichen Widerspruch zum umgebenden mittelalterlichen Bestand zu stehen.

Noch einen Schritt weiter war man 1950 in der Hansestadt Münster gegangen. Dort war in der Innenstadt sehr wenig Bausubstanz erhalten geblieben, und doch entschieden sich die Stadtplanungsbehörde und das Amt für Denkmalpflege im Zuge des Wiederaufbaus des Prinzipalmarkts dafür, an der Raumkontur und Parzellenstruktur, dem Typus des Giebelhauses und der Materialisierung der Vorkriegszeit festzuhalten, durchaus aber zuzulassen, dass die Häuser eine zeitgenössische Ausformulierung und Nutzung erhalten. Der Prinzipalmarkt in Münster zeigt, wie der historische Charakter eines verloren gegangenen Stadtraums sogar nach einem beinahe vollständigen Substanzverlust wiedergewonnen werden kann. Dies gelang aber nur durch eine Planungskultur, die auf den Dialog zwischen Ämtern, Architektinnen und Bauherren setzte. Mit der Wiedererschaffung des Prinzipalmarkts wurde den Stadtbewohnern von Münster ein zentraler Stadtraum wiedergegeben, dessen identifikatorische Kraft bis heute unbestritten ist.

Während einige deutsche Städte aus einem geschichtsreflektierten Wiederaufbau heraus kraftvolle Impulse für eine städtische Architektur der 1950er-Jahre gewannen, widerfuhr den meisten deutschen Städten ein derartiges Geschichtsbewusstsein nicht. Stattdessen dominierte das Interesse an einer autogerechten Innenstadt. Als ab 1975 die Kritik an diesem Konzept in Ost- und Westdeutschland gleichermaßen in die obersten Reihen der Politik drang, konnten auch im geteilten Berlin beidseits der Mauer endlich einige kritische Projekte entstehen. Besonders prominent für die Frage nach dem Molkenmarkt waren die Pläne für das Nikolaiviertel ab 1980. Günther Stahn sowie seine Kollegen Rolf Ricken und Heinz Mehlan beschäftigten sich mit dem überkommenen Stadtgrundriss, auch um damit der Denkmalsubstanz im Quartier einen adäquaten Rahmen zu geben; dabei schreckten sie nicht davor zurück, diesen stellenweise anzupassen. Aus den zur Verfügung stehenden seriellen Bauartikeln machte ihr Entwurf ebenfalls keinen Hehl. Das Nikolaiviertel ist das prominenteste Beispiel der Kehrtwende in der Baupolitik der DDR nach 1975 und steht für „eine Phase der Rückbesinnung auf die urbanen Qualitäten gewachsener Stadtteile.“

Weniger architektonisch motiviert, dafür stärker an der Rückgewinnung eines historischen Stadtraumes und eines passenden Rahmens für die Rekonstruktion der Frauenkirche in Dresden interessiert, war das Projekt für eine Rekonstruktion des Dresdner Neumarkts ab 1999. Kann dieses Projekt Referenz für den Molkenmarkt und das Klosterviertel in Berlin sein? Leider wurde hier nie versucht, aufbauend auf den historischen städtebaulichen Strukturen ein Spannungsverhältnis zwischen Geschichtsbewusstsein und Authentizität anzustreben, sodass es zu einer spannungsreichen architektonischen Auseinandersetzung nie gekommen ist. Dresden könnte insofern ein Denkanstoß für das Molkenmarktquartier sein, weil hier eine Herangehensweise über Leitbauten versucht wurde − ein Weg, den Lutz Mauersberger mit seinem Leitbautenkonzept für den Molkenmarkt 2019 geebnet hat. Sollten wir einen solchen Weg weiterverfolgen, müsste das allerdings auf wissenschaftlichen Grundlagen, typologisch fundiert und anschließend konsequent bis ins Detail sorgfältig konstruiert werden.

Mit dem umstrittenen Dom-Römer-Quartier, das ab 2012 in Frankfurt am Main entstand, befinden wir uns ganz und gar in der Kampfzone zwischen Architektur und Denkmaltheorie. Zumal hier ja keine Kriegswunde geschlossen, sondern eine bauliche Schicht der Nachkriegszeit erst einmal abgerissen werden musste, um sie dann mit einer Teilrekonstruktion zu überbauen. Und doch ist das Dom-Römer-Projekt in seiner stadträumlichen, architektonisch- baukonstruktiven Exaktheit und Detailtiefe ein ambitioniertes und − insbesondere in dieser beachtenswerten Sorgfalt − für das Berliner Klosterviertel wichtiges Referenzprojekt. Das Dom-Römer-Quartier hat aufgezeigt, wie es in einer Mischung aus Rekonstruktion und ambitioniertem Neubau zahlreichen Architekten − wie etwa Judith und Ulrich von Ey, Johannes Götz + Guido Lohnmann sowie Marc Jordi und Susanne Keller − gelang, aus einem kritischen Geschichtsbewusstsein heraus authentische Neubauten zu entwerfen, die das Alte weder demütig kopieren noch überheblich konterkarieren. Vielmehr erwecken sie ein Gefühl von Dauer, Rückbindung und Geschichtsbezug und stehen dennoch unmissverständlich in unserer Zeit.

In dieser Weise aufgefasst, könnte uns das bevorstehende Quartier am Molkenmarkt nicht nur in eine städtebauliche und denkmalpflegerische, sondern in eine ambitionierte und wegweisende architektonische Auseinandersetzung führen.

Dass die Generation heranwachsender Architekturstudierender in der Auseinandersetzung mit einem historischen Kontext längst eine willkommene Erweiterung ihrer Themen sieht, zeigen die Projekte aus den Entwurfssemestern zur Franziskanerklosterkirche und zum Gymnasium zum Grauen Kloster im Klosterviertel sowie zum Molkenmarkt , die ich zusammen mit meinem Kollegen Dieter Eckert in den Wintersemestern 2020 und 2021 an der FH Potsdam veranstaltet habe. Die nachkommende Generation geht viel unideologischer an die Sache heran und scheint sich überhaupt nicht zu fragen, wogegen sich ihr Entwurf ideologisch richtet, sondern nur, was sie mit ihrem Entwurf ausdrücken wollen. Die heranwachsenden Architektinnen und Architekten an unseren Hochschulen teilen sich längst nicht mehr in ein geschichtsvergessenes und ein geschichtsversessenes Lager. Stattdessen schlagen sie aus einer analytischen Auseinandersetzung mit der Geschichte und der Denkmalsubstanz des Ortes die Funken für ihr städtebauliches und architektonisches Projekt. Dem sollten auch wir entsprechen und an dieser bedeutenden Stelle ein geschichtsbewusstes und zugleich zukunftsträchtiges Stadtquartier bauen.

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