B.Z.-Leser nehmen die Kandidaten ins Verhör: Heute: Kai Wegner (CDU). Franziska Giffey, Bettina Jarasch und Kai Wegner beantworteten Leserfragen. Der CDU-Kandidat macht den Anfang
B.Z. vom 30.01.2023 von Hildburg Bruns und Isabel Pfannkuche

Berlin - Der Dreikampf ums Rote Rathaus. Heute präsentieren wir Ihre Fragen an CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner (50), morgen und übermorgen folgen Bettina Jarasch (54, Grüne) und Franziska Giffey (44, SPD).

B.Z.-Leser haben der Redaktion ihre Fragen geschickt, zudem fragten wir Passanten auf der Straße und drucken einen bunten Querschnitt der Antworten des CDU-Politikers aus Spandau.

In Umfragen überflügelt seine Partei derzeit die Konkurrenz und Wegner als Person ebenfalls seine Mitbewerberinnen.

Besonders häufig gefragt wurde nach den Koalitionsabsichten des CDU-Mannes. Der lässt alles offen. Und sagt, ZUR ZEIT sei Schwarz-Grün schwer vorstellbar. Diese Frage wird erst nach der Wahl beantwortet werden - nach Sondierungen und Koalitionsgesprächen für den künftigen Senat.

Was wollen sie tun, um Angriffe auf Menschen aus der LGBTQ-Community zu verhindern und zu reduzieren? (Tobias Kruse (42), Digitalmanager aus Friedrichshain)

Wegner: Für Respekt sorgen mit einer starken Polizei. Angriffe auf Schwule und Lesben sind in dieser vielfältigen Stadt inakzeptabel. Ich könnte mir vorstellen, auch in der Senatskanzlei einen Beauftragten für diese Community zu schaffen.

Wie wollen Sie mit den jungen Menschen umgehen, die sich auf unterschiedlichste Art und Weise für das Klima einsetzen? (Sylvia Maria von Wisselovsky (64), Geschäftsführerin)

Wegner: Für mich ist Fridays for Future eine positive Bewegung, wo junge Menschen für ihre Zukunft auf die Straße gehen. Die Klimakleber sind genau das Gegenteil. Diese Straftäter leisten dem Klimaschutz einen Bärendienst - Hier müsste der Gewahrsam verlängert werden, vor allem ist auch die Justiz gefragt.

Warum führt die CDU ihren Wahlkampf (sogar den für die BVV) ausschließlich auf Deutsch? (Ralf Krämer)

Wegner: Ich nehme insgesamt keine Wahlplakate in anderen Sprachen wahr. Wir reden mit Spätaussiedlern, geben türkischen Zeitungen Interviews. Aber die Amtssprache in Berlin ist Deutsch.

Wie stellen Sie sich den Ausbau des ÖPNV vor? (Michael Gaedtke)

Wegner: Wir brauchen mehr Schiene. Beim U-Bahn- Bau müssen wir aufhören darüber zu sprechen und einfach machen. Den Ausbau der U7 Richtung Schönefeld, aber auch Richtung Heerstraße Nord, den Ausbau am Mexikoplatz und Richtung Märkisches Viertel. Auch die Tram kann eine Möglichkeit sein, wenn sie ein eigenes, von der Straße getrenntes Gleisbett hat.

Sie werben für das E-Auto, sehen in ihm anscheinend die Zukunft für den Individualverkehr. Wo soll der Platz für die benötigte Ladeinfrastruktur herkommen? (Ulli Herzau)

Wegner: Wir müssen über Antriebsformen reden, ich bin gar nicht festgelegt auf Elektromobilität. Wasserstoff hat auch eine große Perspektive. Aber bei der Netzkapazität muss einfach zugelegt werden. Startups könnten jede Laterne zu einem Ladepunkt machen, da passiert in Berlin zu wenig.

Was plant die CDU um das Buchungssystem für Bürgerämter zu verbessern? (Frank Behrend)

Wegner: Die Bürgerämter müssen zunächst personell gestärkt werden. Und die digitalen Leistungen müssen endlich hochgefahren werden.

Der Sportbund will in diesem Jahr eine Bewerbung für Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland entwickeln. Ihre Haltung: Soll sich Berlin als Ausrichter bewerben? (Martin Biesel)

Wegner: Na, unbedingt! Wir haben einen Investitionsstau in unseren Sportanlagen, da könnte eine Olympiabewerbung bei der Infrastruktur richtig helfen. Ich würde mir die Bewerbung für 2036 wünschen - 100 Jahre nach den furchtbaren Nazispielen, um deutlich zu machen, dass diese Stadt, dieses Land sich verändert hat. Hier könnte ich mir eine gemeinsame Bewerbung z.B. mit Tel Aviv vorstellen, wo die Schwimmwettbewerbe stattfinden könnten. Das wäre ein starkes Signal.

Falls die CDU stärkste Kraft wird - können Sie bitte ausschließen, mit den Grünen zu koalieren? (Klaus Angé)

Wegner: Wenn ich mir die Entwicklung bei den Grünen von der A100 bis zur Friedrichstraße anschaue, flächendeckendes Tempo 30 plus Halbierung der Parkplätze kann ich mir zur Zeit nur sehr schwer eine Koalition mit dieser Partei vorstellen.

Wie wollen Sie mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen? (Andreas Lienen)

Wegner: Mehr Bauen. Wir müssen endlich die Potenziale nutzen, Dachgeschossausbau, auch behutsame Nachverdichtung und die Randbebauung des Tempelhofer Feldes muss durchgesetzt werden - dazu würden wir die Berliner mit einem klaren Konzept neu befragen.

Viele meiden nachts den ÖPNV - was könnte mehr Sicherheit bringen? (Paul Müller)

Wegner: Wir brauchen wieder mehr Doppelstreifen, Polizei mit Sicherheitsdiensten. Und an kriminalitätsbelasteten Orten deutlich mehr Videoüberwachung, damit die Leute bei Dunkelheit den ÖPNV mit einem guten Gefühl nutzen können.

Beim Mietspiegel sollten Einbauten irgendwann nicht mehr reingerechnet werden, damit Vermieter Uralteinbauten nicht mehr berechnen können. (Daniela Podien)

Wegner: In Berlin haben wir zur Zeit keinen wirklich rechtssicheren, allgemein-verbindlichen Mietspiegel. Deshalb wollen wir ein Mietenkataster, damit die Leute wissen, was sie wo durchschnittlich zu bezahlen haben. Damit die Leute wirklich vergleichen können, ist die Miete berechtigt oder nicht. Diese Transparenz ist zur Zeit nicht gegeben.

B.Z. MONATSTHEMA

Januar: POLITIK UND WAHL

Steckbrief
Heimat Spandau

Eltern Vater Eisenflechter, Mutter Hausfrau (beide verstorben)

Familie Geboren 15.9.72. Geschieden, drei Kinder (2, 6, 16 Jahre) und Golden Retriever Casper

Partei Im Wendejahr 1989 Eintritt in Junge Union (JU) und CDU
Gegner Innerparteilich u.a. Generalsekretär Mario Czaja
Beruf Gelernter Versicherungskaufmann, Bundestagsabgeordneter (2005 -21), jetzt Oppositions-Chef im Berliner Abgeordnetenhaus
Outfit Immer blauer Anzug, weißes Hemd, dunkelblaue, blank- geputzte Schuhe
Essen Pfeffersteak, Currywurst, Coca-Cola zero

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