Einst gehörte das Waldhaus zum größten Klinikareal Europas. Später verfiel das schlossartige Gebäude. Alle Infos zu dem Lost Place.
Morgenpost Online vom 04.05.2023

Die ehemalige Tuberkulose-Heilstätte ist wohl eines der auffälligsten Bauten im Pankower Ortsteil Buch. Die schlossartige Anlage diente einst dazu, Tuberkulosekranke von der Bevölkerung zu isolieren. Seit 1992 steht das Gebäude leer – und wurde zu einem der interessantesten Lost Places in Berlin . Hier erhalten Sie alle wichtigen Informationen zur Geschichte des Waldhauses Buch.

Das sind die Fakten zum Waldhaus Buch im Überblick:

  • Adresse: Zepernicker Straße/Alt-Buch 74, 13125 Berlin -Buch
  • Geschichte: Errichtung Hauptgebäude 1901-1905 nach Plänen des Architekten Ludwig Hoffmann; Militärlazarett im Zweiten Weltkrieg; ab 1963 als orthopädische Klinik Teil des Städtischen Klinikum Buchs; seit 1992 Leerstand
  • Führungen: Keine
  • Status: Aktueller Lost Place
  • Planung : Geplant ist die Errichtung eines Medizin-Quartiers mit Wohnvierteln

Wo liegt das Waldhaus Buch genau?

Das Waldhaus Buch liegt an der Adresse Alt-Buch 74 im Ortsteil Buch im Bezirk Pankow auf einem Gelände, das östlich von der Zepernicker Straße und westlich vom Pölnitzweg begrenzt wird. Das Waldhaus ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln am besten mit den Buslinien 259 und 353 (Haltestelle Alt-Buch) oder alternativ mit der Buslinie 893 (Haltestelle Am Stener Berg) zu erreichen. Vom S-Bahnhof Buch (S2) benötigt man fußläufig etwa 10 Minuten, kann dafür aber den hübschen Schlosspark Buch durchqueren.

Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte des Waldhauses Buch :

Ausganglage: Das Waldhaus als Teil der Bucher Heilstätten

Der Berliner Stadtbaurat und Architekt Ludwig Hoffmann (1852–1932) hat das Bild von Buch und seinen Heilanstalten maßgeblich geprägt. In Buch gehörten zwei Lungensanatorien, ein Alters- und Pflegeheim und zwei psychiatrische Kliniken zu dem Gesundheitskomplex, das er im Norden von Berlin – damals noch vor den Toren der wachsenden Metropole – mitgestaltete. 1899 beschlossen die Stadtverordneten von Berlin in Buch eine Tuberkulose-Heilstätte zu errichten und ebneten damit den Weg für die Errichtung des Waldhauses.

Tuberkulose breitete sich um die Jahrhundertwende in der Bevölkerung von Städten wie Berlin massiv aus . Gleichzeitig konnten Mediziner mit Behandlungskuren abseits der Ballungsräume, mit Liege- und Frischluftkuren, Erfolge in der Bekämpfung der Infektionskrankheit erzielen. Die Lungenheilstätte in Buch war das erste Sanatorium, welches für diesen Zweck neu errichtet werden sollte und ist ein eindrucksvolles Zeugnis für den Krankenhausbau zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Waldhaus Buch: Errichtung in der Kaiserzeit

Das Waldhaus wurde als Heimstätte für Brustkranke ab 1901 erbaut und ging 1905 in Betrieb. Bis zu 150 Tuberkulosekranke sollten hier an der frischen Luft von Buch behandelt werden. Neben dem zweigeschossigen Hauptgebäude, dessen Fassade einem neobarocken Schloss nachempfunden wurde, gehörten zur Anlage des Lungensanatoriums ein Pförtnerhaus, ein Beamtenwohnhaus und weitere halboffene Liegehallen, die dem Aufenthalt der Kranken im Freien dienten. Der Gesamtkomplex war in eine weitläufige Parklandschaft eingebettet.

Waldhaus Buch: Pflege der Tuberkulosepatienten bis zum Zweiten Weltkrieg

Im Spätsommer 1905 begann die Belegung der Tuberkulose-Heilstätte, die 1927 den amtlichen Namen "Waldhaus Buch" erhielt. Die Patienten waren in Krankenzimmer im Mittelbau untergebracht. Sanitär-, Behandlungs- und Diensträume für Ärzte und Pfleger sowie je ein großes Treppenhaus befanden sich in den Seitenflügeln und die Zimmer für das Pflegepersonal im Dachgeschoss. Die Anordnung der Räume und eine lichtdurchflutete Atmosphäre im gesamten Gebäude erleichterten die Pflege und ermöglichten eine für damalige Verhältnisse optimale Versorgung der zumeist todgeweihten Kranken.

In der Weimarer Republik entwickelten sich aus den Versorgungs- und Pflegeanstalten in Buch nach und nach Krankenhäuser, die aktiv medizinische Behandlung betrieben. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Waldhaus 1942 von der Wehrmacht beschlagnahmt und als Luftwaffen-Lazarett bis zum Ende des Krieges genutzt.

Waldhaus Buch: Integration in das DDR-Klinikum Buch

Nach Kriegsende wurde die Lungenklinik zur orthopädischen Klinik umfunktioniert, als 1946 die Orthopädische Klinik des Städtischen Krankenhauses in das Waldhaus einzog. 1960 begann auf dem Gelände der Neubau einer Klinik für Rehabilitation und 1963 wurde das Krankenhaus mit seinen Kliniken für Orthopädie und Rehabilitation in das Städtische Klinikum Buch integriert. Das Klinikum war mit etwa 3000 Betten der größte Medizinstandort der DDR und genoss bis zur Wiedervereinigung einen exzellenten Ruf. In den 1960er-Jahren wurde auf dem Areal des Waldhauses ein Schwimmbad abgerissen und in den 1980er-Jahren ein weiteres mehrgeschossiges Bettenhaus errichtet.

Waldhaus Buch: Nach der Wende wird das Klinikum zum Lost Place

Nach der Wiedervereinigung wurde das Waldhaus 1992 endgültig stillgelegt – und dämmerte seitdem jahrzehntelang in einen Schwebezustand. Die Gesamtanlage steht unter Denkmalschutz . Eine landeseigene Berliner Immobiliengesellschaft verwaltete das Sanatorium seit seiner Stilllegung und das Gebäude wurde versiegelt, um das Eindringen von Unbefugten zu verhindern. Dennoch gelingt es immer wieder Schaulustigen in die Ruine einzudringen und eindrucksvolle Fotos in den weiten, verlassenen Hallen des ehemaligen Sanatoriums zu schießen: Die Bausubstanz des zum Lost Place verkommenen Waldhauses ist dem Verfall ausgesetzt. Der Putz blättert von den Wänden und in den Innenräumen haben sich Graffiti-Künstler verewigt.

 Gibt es Zukunftspläne für das Waldhaus Buch?

Als sich zwischenzeitlich eine Nutzung durch eine evangelische Schule zerschlug, stellte das Land Berlin die Immobilie bei einem Bieterverfahren zum Verkauf. Nun steht fest: An dem Standort soll ein Medizin-Quartier mit Wohnviertel entstehen. Eine Investorengruppe um Dirk Germandi erwarb die Immobilie, um das altehrwürdige Gebäude in ein Zentrum für Medizinunternehmen zu verwandeln. Wer in das sanierte Waldhaus einziehen wird, ist allerdings noch nicht klar. Zur Finanzierung der denkmalgerechten Restaurierung der Ruine ist nördlich des Waldhauses die Errichtung von vier Neubauten mit bis zu 330 Wohnungen geplant.

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