Rund 20 Jahre war das historische Kleinod hinter Bauzäunen verschwunden. Nun hat das „Forum an der Museumsinsel“ wieder geöffnet – saniert und aufwendig rekonstruiert.
Berliner-Woche Online vom 08.05.2023 von Ulrike Kiefer

Eines der spannendsten Bauprojekte in Mitte ist nach einer reinen Bauzeit von 14 Jahren jetzt beendet worden – nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit. Es trägt den Namen „Forum an der Museumsinsel“ und liegt zwischen Oranienburger Straße, Tucholskystraße, Monbijoupark und Museumsinsel unweit vom neu entstehenden Stadtquartier „Am Tacheles“. Acht historische Gebäude aus vier Jahrhunderten sind in dem Bauensemble an der Museumsinsel vereint und wurden von der Eigentümerfamilie, Mitarbeitern, Planern und Bauunternehmen aufwendig rekonstruiert.

Dazu gehören beispielsweise das älteste Logenhaus der Freimaurer in Deutschland, das Bauhaus und der Hörsaal der Universitätsfrauenklinik. Auch wenn dort 28 Mietwohnungen entstanden sind, wird das Areal in exponierter Lage vorwiegend gewerblich genutzt. So sitzt beispielsweise im heutigen „Gropius Ensemble“ bereits seit 2018 das Unternehmen Google, im Bauhaus eine Kommunikationsagentur und im ehemaligen Fernsprechamt das Unternehmen Delivery Hero. Ins Fernsprechamt wird dazu das „Hotel Telegraphenamt“ einziehen. Auch zwei Restaurants öffnen auf dem Areal. „Es ist ein lebendiger Ort mit hoher Aufenthaltsqualität mitten in Berlin , an dem sich alle Berliner und ihre Gäste treffen und wohlfühlen“,sagt Michael Schürer, Geschäftsführer des "Forums an der Museumsinsel".

Doch das Gelände mit seinem neuen Stadtplatz will auch öffentlicher Treffpunkt für die Berliner sein. So lockt der Innenhof auf dem nördlichen Teil des Geländes künftig mit zahlreichen Angeboten Besucher an und passt sich dabei den Jahreszeiten an. Während im Frühling ein Blumenbeet präsentiert wird, plätschert im Sommer ein Springbrunnen als „Kinderwaschanlage“. Im Herbst sind Erntedank- und Oktoberfestveranstaltungen mit Mietern und Nachbarn geplant. Und im Winter läutet künftig ein Weihnachtsbaum mitten auf dem Forum die Feiertage ein – mit Hüttenzauber und Eisbahn. Außerdem soll es im Hof jeden Morgen ein Sportangebot geben und zum Feierabend gemeinsames Tanzen unter freiem Himmel.

Das „Forum an der Museumsinsel“ war in seiner rund 200-jährigen Geschichte stets ein Ort für Kommunikation und Wissenschaften. Es ist in einen nördlichen und einen südlichen Teil unterteilt, getrennt von der Ziegelstraße. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der nördliche Teil zu einem Post- und Kommunikationszentrum, das weit über die Berliner Grenzen hinaus Bedeutung erlangte. So nahm 1916 im historischen Haupttelegraphenamt die Stadtrohrpost ihren Betrieb auf, über deren Netz mit einer Länge von bis zu 254 Kilometern Fahrrohr jährlich 25 Millionen Sendungen zu 99 Stationen in Berlin befördert wurden. Der südliche Teil des Gesamtareals wurde bereits vor mehreren Jahren fertiggestellt. Von der ersten Idee bis zur tatsächlichen Realisierung sind rund 20 Jahre vergangen. Nun ist das historische Stadtareal wieder erlebbar.

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