BZ-Berlin Online vom 01.06.2023

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (50, CDU) will kein Dokument in Gender-Sprache unterschreiben. Nun verbietet Verkehrssenatorin Manja Schreiner (45, CDU) angeblich allen Mitarbeitern ihrer Behörde das Gendern, behauptet zumindest ein SPD-Politiker. Die Behörde dementiert das.

"Heute in meinem Postfach: Eine Meldung, wonach die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt all ihren Mitarbeiter*innen untersagt hat, gendergerechte Sprache in ihrer Außenkommunikation zu verwenden", twitterte der Abgeordnete Mathias Schulz (37, SPD) am Mittwochabend. Er wirft Schreiner einen "Kulturkampf" vor. Einen Beleg für das vermeintliche Gender-Verbot kann Schulz allerdings nicht vorlegen. Er bezeichnet sich als Verfechter einer "inklusiven Sprache". Der Politiker zur B.Z.: "Allgemeine Vorgaben halte ich für falsch."

Umgehend meldete sich Grünen-Politikerin Antje Kapek (46) zu Wort: "Autoritärer Gender-Verbotserlass statt versprochenem neuen Miteinander?" Und weiter: "Manja Schreiner führt aus, was Kai Wegner letzte Woche angekündigt hat. Die versprochene Politik der Vielfalt ist damit jetzt schon ad absurdum geführt."

Der Regierende hatte in einem Interview mit der B.Z. gesagt: "Ich habe noch keinen Brief in Gender-Sprache unterschrieben. Mir ist wichtig, dass die Sprache der Verwaltung verständlich ist. Jeder kann privat sprechen, wie er möchte. Aber ich möchte gern das Deutsch sprechen, das ich in der Schule gelernt habe und das alle verstehen." Daraufhin warf ihm Grünen-Fraktionschefin Bettina Jarasch (54) vor, "Sprachpolizei" zu spielen.

Die Verkehrsverwaltung dementierte am Donnerstag das angebliche Gender-Verbot: "Dies ist eine Falschinformation. Es sind keine Anweisungen dieses Inhalts ergangen", so ein Sprecher der Behörde zur B.Z.

Offenkundig war Bahar Haghanipour (39, Grüne), Vize-Präsidentin des Abgeordnetenhauses, mit ihrer Kritik etwas vorschnell. "Noch keine 100 Tage im Amt und die CDU-Männerpartei macht Frauen unsichtbar", hatte sie Mittwochabend empört getwittert.

Zumindest in einer Pressemitteilung der Verkehrsverwaltung vom 26. Mai wurde noch gegendert - darin war gleich mehrfach von "Studierenden" statt Studenten die Rede. Wenige Tage zuvor, in der Ankündigung zur Wiedereröffnung der Friedrichstraße für den Autoverkehr, wurde das Wort "Anwohnende" verwendet - Schreiner selbst wurde jedoch mit "Anwohnerinnen und Anwohnern" zitiert.

FDP-Politiker Stefan Förster (42) versteht die Aufregung um das angebliche Gender-Verbot in der Verkehrsverwaltung ohnehin nicht: "Vermutlich sollen sie nur die amtliche deutsche Rechtschreibung einhalten, so wie man dies auch von Behördenmitarbeitern erwarten darf. Sonderzeichen in Wörtern, die vorher den Mitarbeitern aufgezwungen worden sind, waren das Problem."

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