Mitten in der Erinnerungslandschaft entlang der Bernauer Straße entstehen 87 neue Wohnungen. Mit mehreren Besonderheiten!
Morgenpost online vom 16.06.2023

Auf dem ehemaligen Mauerstreifen, in einer der hochpreisigsten Lagen der Stadt, entstehen neue, bezahlbare Wohnungen. An der Bernauer Straße, die die Rosenthaler Vorstadt begrenzt, will die Wohnungsbaugesellschaft Berlin -Mitte (WBM) bis Ende nächsten Jahres zwei fünf- und sechsgeschossige Gebäude mit insgesamt 87 Wohnungen fertigstellen. Am Freitag wurde der Grundstein gelegt.

27 der 87 Wohnungen sollen gefördert werden, laut WMB sollen die künftigen Bewohner beim ersten Einzug weniger als sieben Euro pro Quadratmeter Miete bezahlen. Die 27 Wohnungen trügen dazu bei, soziale Gerechtigkeit und eine vielfältige Nachbarschaft auch in bester Innenstadtlage zu fördern, so WBM-Geschäftsführer Steffen Helbig. Auch Geschäfte sollen in die Häuser einziehen.

Im Erdreich fand man Fluchttunnel
Christian Gaebler (SPD), Senator für Stadtentwicklung , Bauen und Wohnen, wies bei der Feier darauf hin, dass die Bernauer Straße ein ganz besonderer Ort für Berlin ist. Die Spuren der ehemaligen Teilung Berlins seien dort am deutlichsten sichtbar. Tatsächlich ist es so, dass im Erdreich unter den beiden Gebäuden sogar Tunnelbauwerke gefunden wurden.

Der für Stadtentwicklung zuständige Stadtrat in Mitte Ephraim Gothe (SPD) sagte, dass der Verlauf der Mauer und ihre Bedeutung als Teil der Erinnerungskultur sichtbar gemacht werde. Entsprechend werde der ehemalige Patrouillenweg auch hinter den neuen Häusern der WBM als öffentlicher Weg gestaltet. „Ich freue mich darüber, dass die Bernauer Straße, einst tödliche Grenze zwischen Ost und West, mit diesen Wohngebäuden weiter in einer städtischen Normalität ankommt.“

Die Wohn- und Geschäftsgebäude werden mitten in der Erinnerungslandschaft entlang der Bernauer Straße zum Gedenken an die Berliner Mauer errichtet. Sie sollen zwei Lücken im Abschnitt zwischen der Brunnenstraße und der Ruppiner Straße füllen. Gestaltet wurden sie vom Büro Mars Architekten.

Extensive Dachbegrünung und Photovoltaik
Es geht um Ein- bis Vier-Zimmerwohnungen mit einer Fläche von 35 bis 100 Quadratmetern, mehr als die Hälfte davon soll barrierefrei zugänglich sein. In beiden Neubauten soll eine nachhaltige Betreiberanlagentechnik eingebaut werden, die in der Lage ist, die CO2-Zielwerte im Verbrauch im Jahr 2050 zu erreichen – eine hochmoderne Wärmepumpe kombiniert mit einem Gasbrennwertkessel für die Spitzenlastabdeckung.

Zusätzlich wird eine Photovoltaik-Anlage installiert und die Wärmerückgewinnung aus der Abluft genutzt. Das Dach soll begrünt werden. Die landeseigene WBM hatte die Flächen im Jahr 2019 von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) erworben. Im Bezirk war der Baustart schon länger erwartet worden. Ephraim Gothe bezeichnete das Wohnprojekt als besonders wertvoll , gerade weil die Wohnungen „leistbar“ seien. Es habe etwas gedauert, doch jetzt, sagte der Baustadtrat , gehe alles sehr schnell. Bereits Ende kommenden Jahres will die WBM fertig sein.

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