Wohnungsgesellschaften verzichten vorerst auf rund 1000 neue Einheiten
Berliner Morgenpost vom 03.07.2023 von Isabell Jürgens

Die Zinsen sind hoch, Fachkräfte knapp und das Baumaterial ist teuer. Europas größter Wohnungskonzern Vonovia hat deshalb angekündigt, im Jahr 2023 keine neuen Bauvorhaben mehr zu starten. Auch die landeseigenen Wohnungsgesellschaften in Berlin treten bei ihren Projekten auf die Bremse, wie aus der Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf eine Anfrage der Linken hervorgeht.

So hat zum Beispiel die Gesellschaft Stadt und Land ein Bauvorhaben an der Fritz-Werner-Straße in Marienfelde mit 93 Wohneinheiten vorerst auf Eis gelegt. Die Baugenehmigung liege zwar seit April 2023 vor, so Wohn-Staatssekretär Stephan Machulik (SPD), die Fertigstellungsplanung werde allerdings um drei Jahre, von 2026 auf 2029 verschoben. Noch schlechter sind die Nachrichten von der Gesobau. Diese hat mitgeteilt, dass es bei rund 600 Wohnungen, aufgeteilt auf fünf Projekte, infolge der stark steigenden Baukosten und Zinsen zu Verschiebungen des Starts kommt. Neue Termine würden aktuell geprüft. Ein Bauvorhaben verfügt aktuell über eine Baugenehmigung , die länger als sechs Monate zurückliegt.

Bei Berlins größter Wohnungsgesellschaft, der Degewo, mit rund 77.000 Wohnungen ist nur ein Neubauprojekt mit 28 Einheiten, das eine Baugenehmigung aus dem November 2022 hatte, verschoben worden. „Ursache sind nicht die Baukosten , sondern die zuvor erforderliche Verlegung einer Niederschlagswasserleitung, die umfangreiche Abstimmungen und Planungen erfordert“, so der Staatssekretär. Die drei anderen kommunalen Unternehmen Howoge, WBM und Gewobag haben keine konkreten Bauprojekte gemeldet. Allerdings hatte Howoge-Chef Ulrich Schiller im Interview mit der Berliner Morgenpost kürzlich mitgeteilt, dass die zum Ziel gesetzten 1500 Wohnungen jährlich auf 1200 Einheiten reduziert wurden. Die Projekte, die jetzt zurückgestellt wurden, seien kleine Lückenschlüsse und Nachverdichtungen mit 20 bis 25 Wohneinheiten, die relativ teuer sind und auch keine entsprechenden Synergieeffekte bringen. Damit haben in diesem Jahr von den sechs Landeseigenen drei den Bau von rund 1000 Wohnungen aufgrund der schwierigen Marktlage zurückgestellt.

„Zur Sicherung der Investitionstätigkeit im sozialen Wohnungsneubau plant der Senat eine Fortschreibung der Wohnungsbauförderungsbestimmungen mit einer erweiterten Förderung “, verweist der Staatssekretär auf Maßnahmen, die das Land Berlin unternimmt, um den Wohnungsbau-Motor wieder anzukurbeln.

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