Berlins neue Altstadt wird als erstes Quartier weitgehend autofrei geplant
B.Z. vom 23.08.2023 von Hildburg Bruns
Mitte - Berlins zerstörte Altstadt vis-àvis vom Roten Rathaus wird ab 2026 mit neuem Gesicht wieder aufgebaut. Am Molkenmarkt heißt es: zurück in die Zukunft! Boulevard, Straßen, Gassen, Plätze und Höfe - weitgehend autofrei. Highlight: Schau-Fenster für acht von Archäologen freigelegte Mittelalter-Spuren.
"Wir wollen einen historischen Bezug, aber in der heutigen Zeit landen", sagte Bausenator Christian Gaebler (58, SPD) am Dienstag nach dem Beschluss des Rahmenplans durch den Senat.
Die Voraussetzung für drei neue Baublöcke ist fast geschafft: Die Verlegung der Grunerstraße direkt ans Rote Rathaus wird im laufenden Jahr vollendet. Damit wird Platz für 450 Neubau-Wohnungen (überwiegend WBM, Degewo), davon die Hälfte zu Sozialmieten. Plus 49 000 Quadratmeter für Gewerbe - ohne XXL-Supermärkte, viel Kultur. Vor allem für Ateliers, Proberäume, Spielstätten, Ausstellungen. Langfristig könnte das Anti-Kriegs-Museum einziehen.
Die Gebäude sollen sich der Umgebung anpassen: vier bis maximal sechs Geschosse hoch, schräge Dächer wie beim angrenzenden Nikolaiviertel, die zu 60 Prozent begrünt und zu 30 Prozent mit Fotovoltaik bestückt werden. Wie die Fassaden aussehen, steht erst nach Architektur-Wettbewerben fest. Erste Ideen lieferten Büros aus Berlin und Dänemark.
Da der Molkenmarkt durch U- und S-Bahn (Rotes Rathaus, Klosterstraße, Alexanderplatz) und geplante Tram-Haltestellen ( Molkenmarkt , Nikolaiviertel) gut erreichbar ist, soll das Quartier weitgehend autofrei werden.
Für Kfz-Stellplätze soll das Parkhaus der Rathauspassage reichen. Die Flächen im neuen Quartier sind für Außengastronomie, Grün, Sickerflächen für Regenwasser und Kunst. Zwar sollen Jüden-, Parochial-, Klosterstraße befahrbar sein - aber nicht für den Durchgangsverkehr.
Noch bis Ende 2025 buddeln Archäologen in der Gegend nach den Spuren der Berliner Stadtgeschichte - immerhin siedelten hier schon vor 800 Jahren Urberliner. Als Bodendenkmale sollen bewahrt und präsentiert werden: mittelalterliche Keller, Teile des Französischen Kirchhofs, Relikte eines Elektrizitätswerks und das Hofpflaster des Großen Jüdenhofes.
Bausenator Gaebler sagte optimistisch zum Bauende : "2028 wäre ein schöner Termin."
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Am Molkenmarkt entsteht ein Viertel auf Grundlage des historischen Berliner Stadtkerns. Doch für jeden Hauptstädter liegt das Zentrum woanders. Ob Kudamm, Alex, Altstadt Spandau oder Bölschestraße: Berlin hat viele Zentren! Was meinen Sie?
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