Tagesspiegel vom 27.08.2023 von Christian Latz

Der Berliner Senat will die Mittel für das Flussbad -Projekt im Spreekanal kürzen. Statt jährlich 300.000 Euro soll der Verein Flussbad e.V. in den kommenden beiden Jahren jeweils nur noch 53.000 Euro für die Umsetzung des Projekts und das Projektbüro erhalten. Das geht aus dem Senatsentwurf zum Berliner Doppelhaushalt 2024/25 hervor.

Seit 2015 versucht der Verein Flussbad e.V. die Pläne für das Baden im Spreekanal voranzutreiben. Mehr als sechs Millionen Euro erhielt der Verein für seine Arbeit seither vom Land Berlin.
Trotz Millionen-Investitionen ist das Flussbad -Projekt in den vergangenen Jahren bislang nicht den entscheidenden Schritt vorangekommen.

Noch immer ist ungeklärt, ob und unter welchen Bedingungen eine öffentliche Badestelle im Spreekanal umsetzbar wäre. Neben der Frage, wie die Badenden dereinst in den Kanal steigen sollen, ist insbesondere offen, ob das Spreewasser grundsätzlich zum Baden geeignet ist , oder durch welche Filteranlagen die Wasserqualität ausreichend verbessert werden könnte .

CDU fordert baldige Entscheidung über Flussbad in der Spree

Die Berliner CDU drängt daher auf eine baldige Entscheidung darüber, ob das Projekt Flussbad in der Spree weiterverfolgt werden soll oder das Vorhaben beendet wird. „Wenn das Flussbad möglich ist, muss man es möglich machen. Wenn nicht, müssen wir einen Schlussstrich unter das Projekt ziehen “, sagte Danny Freymark, umweltpolitischer Sprecher der Berliner CDU-Fraktion, dem Tagesspiegel.

Die fehlenden Fortschritte seien der Öffentlichkeit nur noch schwer zu erklären. „Es sieht nicht gut aus, wenn ein Projekt seit zehn Jahren läuft, aber de facto keine wahrnehmbaren Erfolge stattfinden“, sagte Freymark. Der CDU-Politiker nahm diesbezüglich auch den Senat in die Pflicht. „Das Flussbad muss liefern, braucht dafür aber auch die politischen Rahmenbedingungen, um liefern zu können.“

Tim Edler vom Flussbad -Verein sieht durch die drohenden Kürzungen die gesamte Arbeit des Vereins gefährdet. Denn betroffen seien insbesondere die Bürostellen. Ohne diese sei die Organisation des Vereins kaum noch möglich. „Wenn man die Mittel nicht mehr dafür gibt, dann ist das eine politische Entscheidung gegen das Projekt.“

Wenn die Berliner Landesregierung es will, könnte es 2025 schon mehrere Badestellen in der Spree geben.Tim Edler, Flussbad e.V.

Edler gibt sich weiterhin optimistisch. Was die Sauberkeit der Spree betrifft – und dass dem Projekt bald der Durchbruch gelingt. „Jetzt wird der Ertrag der langen Arbeit endlich sichtbar.“ Der Verein sei zuversichtlich, dass mit weiterhin gutem politischen Willen das Baden in der Spree bald wieder möglich sei. „Wenn die Berliner Landesregierung es will, könnte es 2025 schon mehrere Badestellen in der Spree geben“, ist Edler überzeugt. „Es wäre daher gerade jetzt besonders blöd, zu sagen, wir stellen das Projekt ein.“

Untersuchungsergebnisse aus dem vergangenen Jahr hätten bereits dazu geführt, dass der geplante Filter deutlich kleiner dimensioniert werden könne als ursprünglich vorgesehen. „Jetzt versuchen wir, die Spree als Badegewässer nutzen zu können, ganz ohne dass Umbauten nötig wären“, sagte er.

Noch laufen Tests zur Wasserqualität in der Spree

Es gebe vielversprechende Rechenmodelle, die auf Daten zur Wettervorhersage und Messwerten beruhen. „ Damit ließe sich die Gefährdung durch die Wasserverschmutzung so exakt prognostizieren, dass man das Gewässer zum Baden temporär öffnet und schließt “, sagte Edler.

Die Idee: Die Spree soll nur in den Tagen rund um stärkere Regenfälle gesperrt werden, wenn Berlins Mischwasserkanalisation überläuft und mit dem Kanalwasser auch Fäkalien in die Spree eingeleitet werden. In Trockenphasen hingegen wäre der Fluss zum Baden grundsätzlich freigegeben, weil die Wasserqualität dann auch ohne Filter ausreichend wäre – so zumindest die Hoffnung des Vereins.

Noch steht dafür vor allem eine Laboranalyse aus . Sie soll klären, ob es für die Bestimmung der Wasserqualität ausreicht, die Konzentration von E. coli-Bakterien zu messen, oder ob andere Krankheitserreger auch dann gehäuft in der Spree vorkommen, wenn die Werte der als Standard geltenden Messung von E .coli unbedenklich sind.

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„Die abschließende Beurteilung, ob die Qualität des Wassers in einem Kanal wie dem Spreekanal ausreichend zum Baden ist, kann demnach erst nach Abschluss der Untersuchungen festgestellt werden“, teilt die Senatsumweltverwaltung mit.

Sollten die Ergebnisse positiv ausfallen, will der Flussbad -Verein seine Idee nicht auf das Umfeld der Museumsinsel beschränken. „Wir werden dann schnell auch über andere Bereiche der Spree in Berlin nachdenken, wo wir das Baden möglich machen wollen“, sagte Edler. Denkbar sei die Insel der Jugend am Treptower Park.

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