Forsa-Umfrage zeigt: Berliner wünschen sich im Stadtkern mehrheitlich eine Neubebauung, die sich an der Vorkriegssituation orientiert.
Morgenpost Online News vom 30.10.2023

Der Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs und die anschließende Umgestaltung zur autogerechten Stadt hat Berlins Altstadt weitgehend vernichtet. Ein Verlust, den 59 Prozent der Berlinerinnen und Berliner bedauern – und den heutigen Zustand im Bereich der historischen Mitte rund um das Rote Rathaus als „weniger bis gar nicht attraktiv“ bewerten. Zufrieden sind dagegen nur 37 Prozent, so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa, das der Berliner Morgenpost exklusiv vorliegt.

Für die Umfrage im Auftrag der Stiftung Mitte Berlin , der Gesellschaft historisches Berlin e.V. und des Berliner Ortsverbandes von Stadtbild Deutschland e.V. wurden im August 1014 Berlinerinnen und Berliner ab 18 Jahren nach ihrer Meinung zur Gestaltung der Berliner Mitte befragt. Demnach findet die Mehrheit der Befragten (61 Prozent) es grundsätzlich gut, wenn in Städten und Gemeinden einige vollständig zerstörte Gebäude nach historischem Vorbild wiederaufgebaut werden. 28 Prozent sprechen sich dagegen aus.

Historisch bedeutsame Gebäude sollen wiedererstehen

Konkret zur Situation am Molkenmarkt befragt, wo zwischen Nikolaiviertel, Rotem Rathaus und Stadthaus entlang der zurückgebauten Grunerstraße ab 2026 ein Quartier mit 450 Wohnunge n entstehen soll, befürwortet die Mehrheit (52 Prozent) eine Neubebauung, die sich an der Bebauung vor dem Zweiten Weltkrieg orientiert. 41 Prozent lehnen dies ab.

Deutlichere Zustimmung findet dagegen, wenn einige historisch bedeutsame Gebäude, wie die am Großen Jüdenhof, nach historischem Vorbild wiederaufgebaut würden. Dies wünschen sich insgesamt 60 Prozent der Befragten, während sich 25 Prozent dagegen aussprechen.

Mehrheit wünscht Reparatur der autogerechten Stadt

Damit die durch die breite Schneise des Straßenzugs Leipziger Straße – Mühlendamm – Grunerstraße geteilte ursprüngliche Altstadt wieder zusammenrückt, wäre mit 52 Prozent eine Mehrheit der Befragten sogar dafür, dass die Breite des Straßenzugs deutlich verringert wird. Und zwar auch dann, wenn dadurch der Straßenverkehr beeinträchtigt wird. 41 Prozent befürworten dagegen, dass der stark befahrene Straßenzug der B1 sich auch weiterhin überwiegend an den Bedürfnissen des Straßenverkehrs orientiert.

Freifläche zwischen Fernsehturm und Humboldt-Forum umstritten

Deutlich kontroverser bewerten die Berlinerinnen und Berliner die zumindest teilweise Wiederbebauung der Freifläche zwischen Fernsehturm und Humboldt-Forum . . Fast genauso viele Berlinerinnen und Berliner , insgesamt 46 Prozent, würden befürworten, wenn dort wieder Häuser entstehen.

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