Repräsentative Befragung zur Neugestaltung von Molkenmarkt und Rathausforum erbringt klare Ergebnisse zur Bebauung und zum Verkehr.
Berliner Zeitung vom 31.10.2023 von Maritta Adam-Tkalec

Wie sollen die Brachen im alten Stadtzentrum Berlins in Zukunft aussehen? Nach jahrelangen politischen Debatten, Werkstattgesprächen und -verfahren sowie Architektenwettbewerben liegt nun das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage vor. Demnach wünscht sich eine Mehrheit der Berliner Bürgerinnen und Bürger eine historische Mitte mit weniger Verkehr und mehr Rekonstruktionen historischer Häuser.

Eine deutliche Mehrheit von 61 Prozent der Befragten findet es laut Forsa grundsätzlich gut, wenn in Städten und Gemeinden einige vollständig zerstörte Gebäude nach historischem Vorbild wieder aufgebaut werden. 28 Prozent finden das nicht gut.

Ein ähnliches Resultat bringt die konkretere Frage nach der Rekonstruktion sogenannter Leitbauten nach historischem Vorbild wie beispielsweise am Großen Jüdenhof: 60 Prozent finden das gut, 25 Prozent sagen Nein. Für den Molkenmarkt befürworten 52 Prozent eine an der historischen Bebauung vor dem Zweiten Weltkrieg orientierte Neugestaltung. 41 Prozent wollen das nicht.

Die Mitte ist unattraktiv

Eine klare Mehrheit empfindet die historische Mitte so, wie sie sich heute zeigt, nicht als schön: Nur drei Prozent halten sie für sehr attraktiv, 34 für attraktiv. 58 Prozent finden sie weniger beziehungsweise gar nicht attraktiv.

Dass die Berliner Gründerzeitbauten grundsätzlich mehr Denkmalschutz verdienen, um das historische Straßenbild zu erhalten, befürworten 59 Prozent; 32 Prozent wollen das nicht. Das Interesse an Fragen der Stadtplanung und -gestaltung erweist sich als generell ausgeprägt. 61 Prozent der Befragten sagen, sie interessierten sich dafür stark beziehungsweise sehr stark.

Ein etwas anderes Bild ergibt die Frage, wie die Brache zwischen Humboldt-Forum und Fernsehturm künftig aussehen soll. Für eine Bebauung mit zeitgemäßen Häusern auf dem Grundriss der Straßen und Plätze der Vorkriegszeit sprachen sich 25 Prozent aus, 21 Prozent befürworten Bauten an den Längsrändern. Insgesamt würden also 46 Prozent eine Art der Bebauung befürworten. 47 Prozent hingegen bevorzugen die Freiraumgestaltung, wie sie die derzeitigen Pläne vorsehen.

Was die künftige Belastung der Alten Mitte durch Verkehr betrifft, ergaben die Umfragen eine Präferenz für die Reduktion. 49 Prozent finden, dass die Grunerstraße im Bereich Molkenmarkt deutlich schmaler sein sollte, damit die Altstadt nicht länger zerschnitten wird; 44 Prozent meinen, die Straßenbreite solle sich an den Bedürfnissen des Straßenverkehrs orientieren und akzeptieren damit den aktuellen Bebauungsplan.

Deutlicher ist die Zustimmung zu einer schmaleren Gestaltung des Straßenzuges Leipziger Straße – Mühlendamm – Grunerstraße. Das wünschen 52 Prozent, auch wenn dadurch der Straßenverkehr beeinträchtigt wird. 41 Prozent wollen, dass die Breite unverändert bleibt.

Die Forsa-Umfrage wurde in Auftrag gegeben von der Stiftung Mitte Berlin, der Gesellschaft Historisches Berlin e.V. und dem Berliner Ortsverband von Stadtbild Deutschland e.V.. Vom 23. bis 30. August 2023 wurden 1014 nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählte Personen der deutschsprachigen Berliner Bevölkerung ab 18 Jahren befragt.

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