Für den Wiederaufbau der Bauakademie gab der Bundestag vor Jahren 62 Millionen Euro frei. Wie weit die Planungen sind.
Berliner Morgenpost vom 15.01.2024 von Isabell Jürgens
Vor gut sechs Jahren beschloss der Deutsche Bundestag, 62 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie in Berlins historischer Mitte freizugeben. Um das Projekt voranzutreiben, wurde die Bundesstiftung Bauakademie gegründet. Mit dem Baubeginn wurde damals im Jahr 2020 oder 2021 gerechnet. Doch der scheint noch heute in weiter Ferne. Die Brache mit der Musterecke des Gebäudes in unmittelbarer Nachbarschaft des Berliner Schlosses wuchert langsam zu. Und eine Mitteilung der Stiftung vom Montag macht wenig Hoffnung, dass es nun schneller vorangehen könnte.
„Gemeinsam mit dem Land Berlin und dem Bund hat die Bundesstiftung Bauakademie (BSBA) zum Januar 2024, in Vorbereitung auf den architektonischen Realisierungswettbewerb für die neu zuerrichtende Bauakademie, eine Vorstudie zur Fassade beauftragt“, heißt es darin. Wann der Realisierungswettbewerb, dessen Start die Stiftung zuletzt mit angegeben hatte, terminiert ist, dazu macht die Stiftung indes keine Angaben. Grund für die Verzögerung, heißt es auf Nachfrage der Berliner Morgenpost, seien die bisher „noch nicht abgeschlossenen Abstimmungen mit dem Land Berlin zur Aufgabenstellung.“
Bauakademie in Berlin: Funktionale und technische Anforderungen werden geprüft
Stattdessen wird in der Mitteilung die Notwendigkeit einer Fassaden-Vorstudie, zu der Auftrag bereits erteilt wurde, betont. Erstellen soll sie die renommierte Schneider + Schumacher Planungsgesellschaft. Ziel der Vorstudie sei es, „Spielräume zwischen den Vorgaben der Schinkelschen Fassade und den aktuellen bauordnungsrechtlichen , funktionalen und technischen Anforderungen sowie den Erfordernissen aus dem Leitbild der BSBA auszuloten“, heißt es da.
Die Befürworter einer Rekonstruktion der historischen Fassade fürchten eine Abkehr von dem Ziel, das 1832 bis 1836 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel errichtete Gebäude mit der historischen, prägnanten roten Ziegelfassade wieder zu errichten , hatten sich 17 Verbände und Kammern aus Handwerk, Baugewerbe und Architekten in der kontrovers geführten Debatte um den Wiederaufbau Berliner Bauakademie eingeschaltet und so viel Schinkel wie irgend möglich gefordert.
„Kaputt-interpretierter Symbolbau“ befürchtet
Dass man die Schinkelsche Bauakademie nun an Kriterien des Schallschutzes oder den Vorschriften der Arbeitsstättenverordnung scheitern lassen könnte, erzürnt die Anhänger einer historischen Rekonstruktion. „Die Bauakademie muss man insgesamt so originalgetreu wie möglich rekonstruieren, genauer noch als beim Schloss“, fordert etwa der Berliner Architekt Tobias Nöfer. „Wenn kleine Änderungen, etwa wegen der Barrierefreiheit nötig seien, wäre das sicher machbar. „Einen kaputt-interpretierten Symbolbau für Guido Spars sollte sich man allerdings sparen, dann lässt man es lieber ganz und pflanzt stattdessen ein paar Bäume. Ich hoffe, unsere heutige Gesellschaft ist stark genug für diese Konsequenz“. fordert Nöfer.
Bauakademie als „Pilotprojekt“ für nachhaltiges Bauen
Dem widerspricht die Bundesstiftung: „Die Fassadenvorstudie soll den Realisierungswettbewerb nicht vorwegnehmen, sondern dient als Grundlage für die Formulierung der Aufgabenstellung, die zwischen Land Berlin, Bund Und BSBA gegenwärtig abgestimmt wird“, betont die Sprecherin der Stiftung. Und lässt keinen Zweifel daran, dass „die Bauakademie als ein Pilotprojekt im Rahmen des derzeit in der Weiterentwicklung befindlichen Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB 2.0 ) zertifiziert“ werden soll. Ziel der Bundesstiftung Bauakademie sei es daher, den Realisierungswettbewerb für das künftige Gebäude mit Rücksicht auf die vielfältigen Anforderungen so zu moderieren, „dass am Ende des Ausschreibungsprozesses die ästhetisch, funktional und ökologisch überzeugendste bauliche Lösung steht“.
Dass sich die Schinkelsche Bauakademie mit dieser Zielvorgabe jedoch wiedererrichten lässt, daran gibt es starke Zweifel. Der schwarz-rote Berliner Senat hatte jedenfalls noch im April 2023 im Koalitionsvertrag vereinbart, dass „die Wiedererrichtung der historischen Fassade der Bauakademie durch ein geeignetes Verfahren sicherzustellen“ ist. Falls dies nicht durch eine entsprechende mit dem Bund und der Stiftung Bauakademie abgestimmte Aufgabenstellung für den Gestaltungswettbewerb gelänge, werde der Senat hierzu eine Gestaltungsverordnung zugunsten einer historischen Fassade erlassen.
Davon werde man auch nicht abrücken, betonte „Es bleibt dabei, dass wir als Land Berlin eine Rekonstruktion wünschen.“ „Uns geht es aber um eine Versachlichung der Debatte “, so die Senatsbaudirektorin weiter. Dazu sei eine Machbarkeitsstudie erforderlich, die den Weg weisen soll, wie das Ziel des Bundes und das des Landes Berlin gleichermaßen erreicht werden soll.