Tagesspiegel vom 18.02.2024 von Marco Zschieck

An den derzeit oft trüben Februartagen muss man schon etwas Glück haben, aber wenn dann doch mal die Mittagssonne scheint, bekommt man einen Eindruck, wie die neue Häuserzeile am Alten Markt künftig wirken wird. Am Klingnerschen Haus ist das Gerüst schon vor einen paar Monaten gefallen und gibt den Blick auf die grünliche Fassade frei. Und auch an den Nachbargebäuden ist der Fortschritt sichtbar. An einer weiteren Fassade ist das Baugerüst verschwunden.

Hier, in der früheren Schloßstraße, die heute Anna-Zielenziger-Straße heißt , baut die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 (PWG). Die meisten Grundstücke hatte sie schon 2018 bei der Grundstücksvergabe durch den Sanierungsträger ergattert. Später kam noch ein weiteres von einem privaten Investor dazu. 2020 begann der Bau . Im Oktober 2022 wurde das Richtfest gefeiert.

Museumsverwaltung und Restaurant My Keng

In das Klingnersche Haus wird die Verwaltung des Museums Barberini einziehen, das sich gleich gegenüber auf der anderen Seite des Alten Markts befindet. Bereits im Juni 2023 waren drei aus Sandstein gefertigte Skulpturen auf das frühere Klingnersche Haus gehievt worden.

Auch ein Restaurant soll es dort geben. Schon vor zwei Jahren wurde bekannt, dass der Betreiber des My Keng in der Brandenburger Straße auch am Alten Markt ein Restaurant eröffnen will. „Der ist auch immer noch dabei“, so PWG-Vorstandssprecher Matthias Pludra.

Bei den anderen Räumlichkeiten für die Gastronomie sieht es allerdings weniger klar aus. Die Branche tue sich derzeit etwas schwer, wenn es um Investitionen gehe, beschreibt Pludra seinen Eindruck.

29 Wohnungen will die Genossenschaft zu Preisen von zehn Prozent unterhalb des Mietspiegels anbieten. Vier weitere, in dem ehemals privaten Bauprojekt , werden teurer. Die Arbeiten bei der PWG sind weitgehend auf der Zielgeraden. „An den Figuren, an den Dächern und an der Haustechnik wird gearbeitet“, so Pludra. „Im Sommer sollen die Wohnungen nutzbar sein.“ Einen genaueren Termin nennt er nicht. Damit wäre das gesamte Projekt ein Jahr später fertig als ursprünglich geplant. Unter anderen hatte es in der Bauphase Schäden an unterirdischen Leitungen gegeben, die repariert werden mussten.

Die originalen Gebäude in der ehemaligen Schloßstraße waren einst von 1750 bis 1754 im Zuge der Stadtverschönerung unter Friedrich II. errichtet worden. Sie wurden in der Nacht von Potsdam am 14. April 1945 zerstört beziehungsweise schwer beschädigt und später abgetragen. Später stand auf dem Areal die Fachhochschule bis zu ihrem Abriss 2017 . Gemäß dem Leitbautenkonzept werden die Fassaden des neuen Plögerschen Gasthofs an der Anna-Zielenziger-Straße 7 und des Klingnerschen Hauses Am Alten Markt 3 nach historischem Vorbild rekonstruiert.

Sozialwohnungen und öffentliche Nutzung

In der Potsdamer Mitte entsteht ein Wohn- und Geschäftsquartier auf dem Grundriss der Vorkriegszeit. Den größten Teil der Bauflächen entwickeln die PWG und die Genossenschaft „Karl Marx“, an deren Acht-Ecken-Haus inzwischen auch schon das Gerüst abgebaut wurde. Die Vergabe der Baurechte vor Ort war von den Stadtverordneten unter anderem an die Schaffung von Sozialwohnungen und an öffentliche Nutzungen gekoppelt. Alles zusammen bildet den sogenannten Block III.

Nördlich davon schließt sich Block IV an: Dort werden um das bestehende Gebäude der Stadt- und Landesbibliothek herum die Pro Potsdam, das Studentenwerk und zwei private Bauherren Neubauten errichten, wenn Block III fertiggestellt ist. Block V bezeichnet das Areal des Plattenbaus am Staudenhof , das nach dessen Abriss neu bebaut werden soll.

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