Tagesspiegel vom 08.04.2024 von Teresa Roelcke

Mindestens für einen der drei Blöcke für das neue Viertel am Molkenmarkt soll noch in diesem Jahr ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben werden.
Das sagte Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt am Montag im Stadtentwicklungsausschuss. Los gehe es vermutlich im Spätherbst oder Winter.

Am realistischsten ist eine Ausschreibung noch 2024 wohl für Block A, der vor dem Alten Stadthaus entstehen soll. Je nach Dauer der archäologischen Grabungen in Block B an der Ecke von Spandauer und Grunerstraße könnte auch für diesen Block der Wettbewerb schon dieses Jahr starten. Aber: „Die Grabungen geben uns den Takt vor“, sagte Kahlfeldt.
Aktuell ist die Stadtentwicklungsverwaltung dabei, ein Büro zu identifizieren, das im Laufe des Jahres ein Gestaltungshandbuch für den Molkenmarkt erarbeiten soll. Die Ausschreibung dazu hatte zuletzt zu Kritik geführt, weil die Bezahlbarkeit der Gebäude kein Kriterium war. Der SPD-Abgeordnete Mathias Schulz bekräftigte nun im Ausschuss: „Der Fokus liegt auf bezahlbarem Wohnen, guter Architektur und nachhaltigem Bauen. An diesen Prioritäten hat sich nichts geändert.“

Auch bezüglich des Freiraums zwischen Fernsehturm und Spree betonte Schulz, es bestehe ein „großer Konsens“, dass man für die Weiterentwicklung des Areals den Siegerentwurf des Landschaftsarchitekten Stephan Lenzen umsetzen wolle, der 2021 nach einer umfangreichen Öffentlichkeitsbeteiligung von einer Jury ausgesucht wurde. Dem widersprach sein Koalitionspartner Christian Gräff (CDU): „Ich glaube, niemand ist hundertprozentig zufrieden mit diesen Plänen.“ Es sei zum Beispiel fraglich, ob der Neptunbrunnen an der richtigen Stelle sei.

Auch die selbsternannte „ Planungsgruppe Stadtkern“ um den Historiker Benedikt Goebel hatte kürzlich „ Eckpunkte für die Stadtentwicklung zur Berliner Mitte “ veröffentlicht, unter anderem mit Kartenmaterial für eine Bebauung des Rathaus-Forums: „ Berlin leistet es sich, Flächen ungenutzt zu lassen, die in allen anderen Metropolen der Welt Ort der maximalen Wertschöpfung sind.“ Die Senatsbaudirektorin Kahlfeldt wird im Dokument explizit als ehemaliges Mitglied der Gruppe aufgezählt.

Trotz solcher Wortmeldungen: Allem Anschein nach will die landeseigene Grün Berlin GmbH den Siegerentwurf im Namen der Umweltverwaltung beharrlich umsetzen, als „grüne Oase“ und öffentlicher, nicht-kommerzieller Ort, wie Anke Wünnecke aus der Verwaltung dem Ausschuss berichtete. Im Juli werde es eine weitere Öffentlichkeitsveranstaltung zum Stand der Planungen geben. Im Herbst sollen archäologische Grabungen beginnen, bis 2030 soll der Freiraum dann komplett umgestaltet sein.

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