Nach dem Rücktritt der Verkehrssenatorin werden dieses Jahr viele Projekte fertig
Berliner Morgenpost vom 02.05.2024 von Thomas Schubert

Berlin  Mit dem vorläufigen Stopp und der Überprüfung des Radweg-Projekts Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg fing ihre Amtszeit an. Nun wird Berlins scheidende Verkehrssenatorin Manja Schreiner die Fertigstellung der Vorzeige-Strecke in ihrem Heimatbezirk Pankow nicht mehr als Regierungsmitglied erleben. Nach dem Rücktritt der CDU-Politikerin in Folge des Entzugs ihres Doktortitels wird klar: Die Eröffnung des über fünf Jahre lang geplanten, 720 Meter kurzen Streckenabschnitts der Schönhauser Allee mit breiten Radwegen wird Schreiners Nachfolger oder Nachfolgerin feiern müssen.

Ironie des Schicksals: Ohne die Neuprüfung des Vorhabens nach Regierungsantritt des schwarz-roten Senats im vergangenen Frühling hätte man die Fertigstellung der zwei Meter breiten, mit Betonleisten geschützten Radstreifen wahrscheinlich schon vor Wochen melden können. Wegen der Verzögerung vor dem Start im vergangenen Herbst gingen die Bauarbeiten kurz vor Weihnachten in eine lange Winterpause – und die Vollendung der Arbeit soll nun erst im Laufe des Frühlings gelingen.

Dadurch rutscht die Neugestaltung des Abschnitts aber wiederum in eine Tabelle, die der Senat für Radweg-Fertigstellungen im Jahr 2024 als Errungenschaft vorweisen kann. Insgesamt 38,7 Kilometer umfasst die Aufstellung von Staatssekretärin Claudia Elif Stutz, die der Linken-Abgeordnete Niklas Schenker abgefragt hat.

Knapp 40 Kilometer Radweg-Strecke bis Silvester 2024 klingen nach einer Leistung, die das CDU-geführte Verkehrsressort aus der Kritik von Rad-Lobbyisten nehmen soll. Doch prompt führt die Auflistung zu neuer Enttäuschung – etwa, weil Spandau komplett leer ausgeht. Das Pensum für den Bezirk liegt tatsächlich bei null. Reich bedacht sind wiederum Bezirke mit Grünen-geführten Verkehrsressorts wie Friedrichshain-Kreuzberg oder Mitte.

Dort, wo nach dem Abgang der streitbaren Grünen- Verkehrsstadträtin Almut Neumann der Stadtplanungsexperte Christopher Schriner übernimmt, steht zum Beispiel die 965 Meter lange Markierung von Radverkehrsanlagen in der Beusselstraße in Moabit auf dem Programm, dazu plant Mitte diverse Fahrradstraßen, etwa in der Wallstraße (1084 Meter), Gartenstraße (544 Meter) und Ungarnstraße (600 Meter). In Senatsregie erfolgt der Abschluss des großen, fahrradfreundlichen Umbaus des früher besonders autolastigen Straßenzuges Mühlendamm , Molkenmarkt und Grunerstraße mit 728 Metern Länge.

In Friedrichshain-Kreuzberg kommt es laut der Planungstabelle des Senats zur Eröffnung einer der längsten Neubaustrecken Berlins überhaupt: Auf 1900 Meter Länge erstreckt sich die künftige Radverkehrsanlage in der Köpenicker Straße und Schlesischen Straße zwischen Bethaniendamm und der Oberen Freiarchenbrücke, knapp 1000 Meter misst der künftige Radfahrstreifen in der Gitschiner Straße und in der Skalitzer Straße von der Lindenstraße bis zur Böcklerstraße – eines von vielen Projekt in der Eigenplanung des Bezirks.

Viel weiter hinten bei den zur Fertigstellung in 2024 gemeldeten Strecken finden sich die Südwest-Bezirke. Dort sticht in Charlottenburg-Wilmersdorf nur die sogenannte Opernroute Nord mit 1276 Metern Strecke heraus, wo die Radplanungsgesellschaft Infravelo als Bauherrin auftritt. Ebenso geschieht es bei der Schaffung von Radwegen auf der Dahlemer Thielallee zwischen Habelschwerdter Allee und Unter den Eichen – das einzige wichtige Projekt für Steglitz-Zehlendorf in diesem Jahr.

Manja Schreiners Heimatbezirk Pankow wiederum blickt neben dem Hauptprojekt Schönhauser Allee einer ganzen Reihe interessanter Vorhaben entgegen – darunter eine der ausgedehntesten Berliner Neubaustrecken in 2024. Über 1697 Meter Länge soll sich die Radialstrecke Grellstraße und Storkower Straße in Prenzlauer Berg hinziehen. Schon seit Jahren angedacht, aber lange Zeit nicht finanzierbar war ein mit Pollern abgesperrter Abschnitt oberhalb der Landsberger Allee und eine Verwendung von neuartigem, grünen Asphalt, der auf der Grellstraße erstmals zum Einsatz kommt.

Auch ein gefährliches Pflaster in Weißensee – die Hansastraße – erhält endlich sichere Radstreifen auf 1080 Metern Länge. Und mehrere Jahre nach dem Bau eines Pollerradwegs auf der Danziger Straße folgt auf dieser wichtigen Meile ein zweiter Abschnitt im Bereich des Bötzowkiezes. 979 weitere, lang ersehnte Rad-Meter, die Manja Schreiner im Amt nicht mehr erlebt.

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