Tagesspiegel vom 05.06.2024 von Reinhart Bünger
Die von der Stiftung Bauakademie in Auftrag gegebene Vorstudie der Architekten Schneider + Schumacher zur Wiedererrichtung der Bauakademie stößt in Teilen der Berliner Öffentlichkeit auf klare Ablehnung . Der Tagesspiegel hatte die auf den 6. März datierte Untersuchung exklusiv veröffentlicht. Die Stiftung Bauakademie nahm zum weiteren Wettbewerbsverfahren zur Wiedererrichtung des Schinkelschen Meisterstücks sowie zu den Kosten der Studie auf Anfrage keine Stellung.
„Nur die vollständige Rekonstruktion der Bauakademie wird zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führen“, überschreibt eine Allianz baukulturell engagierter Berliner Bürgervereine nun eine gemeinsame Erklärung vom Dienstagnachmittag. Die Gleichartigkeit aller vier Seiten des historischen Bauakademiegebäudes sei ein zentraler Bestandteil des architektonischen Konzepts, das keinem politischen Kompromiss zum Opfer fallen dürfe. Eine vollständige Rekonstruktion und die Gewährleistung von Barrierefreiheit, die die Vorstudie aufzeigen wollte, seien kein Widerspruch.
Gestaltungswettbewerb angeregt
„Es wäre ein schwerer Fehler, beim Wiederaufbau des Bauakademiegebäudes auf dieses historisch, konzeptionell und städtebaulich bedeutende Charakteristikum zu verzichten“, heißt es in einer Erklärung der Allianz.
In einem Antrag an das Abgeordnetenhaus hatten die Berliner Koalitionsparteien CDU und SPD wie berichtet den Vorschlag gemacht, dass beim Wiederaufbau des Bauakademiegebäudes drei Seiten die historischen Fassaden wieder erhalten sollen, die vierte Seite jedoch „für zeitgemäße Anforderungen , wie vor allem die eines behindertengerechten Zugangs und einer Beleuchtung“, geöffnet werden könne.
Zur Allianz baukulturell engagierter Berliner Bürgervereine gehören: Berliner Historische Mitte, Errichtungsstiftung Bauakademie, Forum Stadtbild Berlin, Gesellschaft Historisches Berlin, Planungsgruppe Stadtkern im Bürgerforum Berlin und Stadtbild Deutschland, Ortsverband Berlin. Sie forderte „die vollständige Wiederherstellung der historischen Fassaden des Bauakademiegebäudes “.
Auch der Verein „Freunde der Schinkelschen Bauakademie “ hält diesen aufkommenden „Kompromiss“ der 3+1-Lösung für „ausgesprochen unglücklich“. Andreas Schulten, Vorsitzender des Vereins, sagte dem Tagesspiegel: „Man hat wirklich den Eindruck, dass auf diesem Kampfplatz lediglich mit Säbeln und wenig mit Florett gekämpft wird.“
Multifunktionssaal entbehrlich
Schulten, langjähriger Generalbevollmächtigter der Bulwiengesa AG, die Immobiliendaten erhebt und im Kundenauftrag auswertet, wies zudem darauf hin, dass der bisher im Inneren geplante Multifunktionssaal entbehrlich ist. Im Umfeld des Schinkelplatzes 1 stünden vier bis sechs Säle leer. Dazu gehören unter anderem das Kronprinzenpalais des Bundes und das Palais am Festungsgraben , das dem Land Berlin gehört und seit Jahren nicht instand gesetzt wird.
In einer Erklärung schrieben die „Freunde der Schinkelschen Bauakademie “ am Montag: „Die Idee einer modernen Südfassade ( 3+1-Modell ), auf die sich auch die Anträge der Fraktionen im Abgeordnetenhaus wie auch die Presseerklärung der Bürgervereine beziehen, ist ein fataler Rückschritt in der Kompromissfindung.“
Ein Gebäude, das nicht viermal die gleiche Fassade zeigen würde, wäre künftig am Standort ein historischer und städtebaulicher Leer-Raum . Es sei notwendig, in den kommenden Wochen „auf transparentem, vertrauensvoll abgestimmtem Weg zu Abstimmung und Beschlussfassung zu kommen“. Der Verein empfahl dem Land Berlin , „eine fachlich und politisch versierte Person zu entsenden und mit Entscheidungsbefugnis zu bemächtigen“. Diese Person solle direkt zusammen mit dem Gründungsdirektor der Bundesstiftung, Guido Spars , planen und gemeinsam kommunizieren.
Für den Verein stellte Schulten infrage, dass die Bauakademie tatsächlich ein konventionelles Bürogebäude für die Bundesstiftung werden solle, mit angeschlossenen Multifunktionsräumen. Der Verein regte einen Gestaltungswettbewerb mit einer offeneren und flexiblere Raumfolge im Inneren des Gebäudes an.