Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) hat gut gewirtschaftet und plant Bau neuer Wohnungen
Berliner Morgenpost vom 14.06.2024 von Isabell Jürgens

Berlin  Die großen börsennotierten Immobilienkonzerne wie Vonovia und Adler haben im Geschäftsjahr 2023 milliardenschwere Verluste eingefahren. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) hat dagegen das Krisenjahr 2023 sogar mit einem Gewinn von knapp 37 Millionen Euro abgeschlossen, wie aus dem WBM-Geschäftsbericht 2023 hervorgeht, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Die guten Zahlen haben einen positiven Effekt vor allem auf die Neubautätigkeit, wie WBM-Geschäftsführer Steffen Helbig ausführte: „Derzeit haben wir 1200 Wohnungen im Bau .“

Im letzten Jahr 462 neue Wohnungen im Zentrum der Stadt fertiggestellt

Während die großen Immobilienkonzerne ihre Bautätigkeit in Berlin so gut wie eingestellt haben, hat die WBM eine ganze Reihe von Projekten in der Pipeline. Und da die WBM traditionell besonders in den Bezirken Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg verankert ist, entstehen auch in diesen Bezirken, in denen die Wohnungsnachfrage besonders hoch ist, neue Wohnungen.

Fertiggestellt wurden im Jahr 2023 laut Geschäftsbericht 462 neue Wohnungen, darunter 210 auf der Fischerinsel in Mitte und 66 im Bereich Stralauer Allee in Friedrichshain. Aktuell im Bau sind 1200 Wohnungen – etwa im Bezirk Mitte an der Rathenower Straße (108 Wohnungen), der Bernauer Straße (87 Wohnungen), der Berolinastraße (72 Wohnungen) und der Köpenicker Straße (102 Wohnungen). In Friedrichshain an der Weinstraße (33) und im zweiten Bauabschnitt an der Stralauer Allee entstehen weitere 50 Wohnungen.

„Wir sehen auch noch weiteres Potenzial für Neubauvorhaben auf unseren eigenen Grundstücken“, ergänzte Co-Geschäftsführer Lars Dormeyer. Gerade vom Land Berlin übertragen wurde etwa ein Baugrundstück am Molkenmarkt vis-à-vis vom Roten Rathaus. Dort sollen rund 129 Wohnungen entstehen sowie 102 Gewerbeeinheiten. Auch an der Breiten Straße in Schlossnähe wird die WBM bauen . Dazu läuft gerade ein Architekturwettbewerb, der Siegerentwurf für die rund 70 Wohnungen soll Anfang Juli feststehen. „Bis wir hier mit dem Hochbau starten können, wird es aber wohl 2028 sein“, so Dormeyer. Im Jahr 2024 wird mit der Fertigstellung von 331 Wohnungen in sieben Bauprojekten gerechnet.

Zu den eher langfristigen Projekten gehört auch das auf dem Areal des ehemaligen DDR-Spaßbades SEZ mit bis zu 600 Wohnungen. Nach langem Rechtsstreit hatte der Bundesgerichtshof in Karlsruhe in letzter Instanz zugunsten des Landes Berlin entschieden. Der Investor muss, so das Urteil, das Gelände nun herausgeben.

Weitere Wohnungen im Innenstadtbereich sollen in den kommenden Jahren vornehmlich durch Nachverdichtung bestehender Siedlungen entstehen. „Die Anzahl ist aber überschaubar“, sagte Dormeyer. Deshalb baut die WBM nun auch verstärkt außerhalb der Innenstadt.

So hat die WBM in Lichtenberg von der Cosimo Investment Group eine Projektentwicklung auf einem 20.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Konrad-Wolf-Straße in unmittelbarer Nachbarschaft zum Sportforum Berlin übernommen.

Mittlerweile auch in Bezirken wie Spandau aktiv

Insgesamt werden 441 Wohnungen sowie eine Kita entstehen. Mehr als die Hälfte der Wohnungen wird über die Wohnungsbauförderung des Landes Berlin realisiert und an Inhaber von Wohnberechtigungsscheinen (WBS) vergeben. Im Juli dieses Jahres soll der Grundstein gelegt werden, die Fertigstellung ist für 2026 anvisiert.

Schon einen Schritt weiter ist die WBM im Spandauer Ortsteil Staaken. Das Projekt am Eidechsenweg, auf dem Gelände eines ehemaligen Fliegerhorsts, wurde vom Bauunternehmen Kondor Wessels entwickelt; 144 der insgesamt 430 Wohnungen hat die WBM gekauft. An diesem Freitag wird für diesen Bauabschnitt der Grundstein gelegt.

Trotz der regen Bautätigkeit , betont WBM-Geschäftsführer Helbig, liege der Verschuldungsgrad des Unternehmens lediglich bei 21,5 Prozent beziehungsweise 1,3 Milliarden Euro. Kein Vergleich zu den privaten Wohnungsriesen Vonovia (2023: 47,3 Prozent) oder der kriselnden Adler Group (97,6 Prozent).

„Wir sind trotz der angespannten Marktlage ein gesundes Unternehmen auf stabilem Wachstumskurs“, so Helbigs Botschaft. Weder an den Investitionen noch an den Instandhaltungen werde man sparen. Laut Geschäftsbericht hat das Unternehmen 70 Millionen Euro in die Instandhaltung seiner rund 34.000 Wohnungen investiert. „Damit ist gut ein Drittel unserer Mieteinnahmen in Höhe von 200 Millionen Euro in die Instandhaltung und Modernisierung unserer Bestände geflossen“, so Helbig weiter. Weitere 130 Millionen Euro betrugen die Ausgaben für den Neubau.

Die durchschnittliche Kaltmiete pro Quadratmeter betrug im Berichtsjahr 6,51 Euro je Quadratmeter und Monat. Zur guten Bilanz haben die Einnahmen aus Gewerbemieten beigetragen. Die WBM vermietet berlinweit , überwiegend aber in der Innenstadt, rund 24.000 Quadratmeter Gewerbeflächen (439 Einheiten), die im Durchschnitt knapp unter 14 Euro betragen.

Insgesamt wurden damit 92 Millionen Euro erwirtschaftet. Ein gutes Geschäft war auch die Vermietung von den rund 7000 Pkw-Stellplätzen in der Innenstadt. Die Einnahmen aus der Vermietung belaufen sich auf rund fünf Millionen Euro im Jahr.

Die Berliner Morgenpost im Internet: www.morgenpost.de