Seit 2020 wurde an den Kolonnaden auf der Museumsinsel in Berlin -Mitte gebaut. Wann sie für das Publikum eröffnet werden
Morgenpost vom 29.08.2024 von Dirk Krampnitz

Eine Braut zieht ihre Schleppe den Steinboden des Säulengangs vor der Alten Nationalgalerie entlang, ihr Angetrauter an ihrer Seite, und der Hochzeitsfotograf geht voraus. Die Kolonnaden auf der Museumsinsel sind ein beliebtes Fotomotiv. Und für Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sind sie sogar „einer der schönsten Orte in Berlin , ein Ort mit mediterranem Flair und unglaublicher Aufenthaltsqualität .“

Der Großteil der Säulengänge entlang der Spree, der Bodestraße und des Neuen Museums sowie der Kolonnadenhof waren bereits bis 2010 wiederhergestellt worden. Nun wurden auch die hinteren restauriert. Die Arbeiten hatten 2020 begonnen und haben rund 13,6 Millionen Euro gekostet. Fürs Publikum eröffnet werden die neuen Kolonnaden am kommenden Sonntag ab 14.30 Uhr. Im Rahmen des Museumssonntags schenkt dort auch die Kolonnadenbar zum letzten Mal in dieser Saison Getränke aus.

Bei der Vorab-Vorstellung am Donnerstag schwärmt Matthias Wemhoff, Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte, über den Entwurf von Baumeister Friedrich August Stüler. „Ein unglaublich wegweisender Entwurf, der die Gebäude verbindet und die Spree auch miteinbindet.“

Erste Kolonnaden auf der Museumsinsel entstanden zwischen 1853 und 1860

Nach Stülers Entwurf entstanden die ersten Säulengänge zwischen 1853 und 1860. Sie erstreckten sich entlang der Ost- und Südseite des Neuen Museums und der Bodestraße. Für die Kolonnaden am Spreeufer und nördlich der Alten Nationalgalerie, erbaut zwischen 1876 und 1878, passten die Architekten Heinrich Strack und Georg Erbkam den ursprünglichen Stüler-Entwurf an. Diese nördlichen Kolonnaden wurden in den vergangenen vier Jahren restauriert.

Stark geschädigte Bauteile wurden in enger Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt demontiert, restauriert und später wieder an der ursprünglichen Stelle und exakt gleich ausgerichtet eingefügt. Dazu wurde das Dach komplett angehoben und gestützt, damit die Säulen entfernt werden konnten. Zudem wurden die zweigeschossigen Einbauten, die 1911 als zusätzliche Räume in die Kolonnaden eingebaut worden waren, entfernt. Für die dort untergebrachte Skulpturenrestaurierungswerkstatt der Alten Nationalgalerie wurden zuvor neue Räume im Bode-Museum eingerichtet.

Kopfbau am Nordende ist jetzt ein offener Pavillon

Der erst 1957 errichtete Kopfbau am Nordende der Kolonnaden wurde als offener Pavillon neu gestaltet: Auch hier wurden die Ausmauerungen entfernt und überdies eine Rampe eingebaut, um einen inklusiven Zugang zu schaffen. „Wir haben auch den Säulenabstand in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz verändert, damit am Ende der Kolonnaden kein Flaschenhals entsteht. Damals war das nicht schlimm, weil dort ja das Ende war, aber nun geht es ja noch weiter“, erzählt Architektin Christina Peterson.

Denn der wiederhergestellte nördliche Säulengang wird in wenigen Jahren eine ganz besondere Rolle im Zusammenhang mit der Grundinstandsetzung und Ergänzung des Pergamonmuseums einnehmen: Ab der Wiedereröffnung des ersten Bauabschnittes (mit dem Altarsaal und dem Nordflügel mit dem Museum für Islamische Kunst und der dort neu aufgestellten Mschatta-Fassade) in 2027 dient er als Zugangsweg für die Besucherinnen und Besucher des Hauses. Der Eingang über den Ehrenhof des Pergamonmuseums wird erst nach Abschluss der Bauabschnitts B wieder möglich sein. 

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