Rund ums Klosterviertel gab es ein Fest zur Umgestaltung der Altstadt
Berliner Morgenpost vom 02.09.2024 von Iris May
Mitte In den Rathauspassagen der WBM Wohnungsbaugesellschaft am Alexanderplatz wird die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit der Stiftung Mitte Berlin am deutlichsten: „Wo wir jetzt stehen, gab es früher fünf Dutzend Adelspalais“, erklärt der Historiker Benedikt Goebel. „Die Vorfahren von Berlins größtem Museumsmäzen James Simon hatten hier eine Baumwollhandlung , gingen in der Wirtschaftskrise pleite.“ Etwa 50 Berliner sind zur Führung durch das Klosterviertel am Sonnabend gekommen. Sie ist Teil des Mitte-Festes an den letzten zwei Augusttagen. Die Führung durchs Klosterviertel war nur eines von 24 Angeboten der Stiftung, zu denen auch Diskussionen und eine Ausstellung mit historischen Stadtansichten in der Parochialkirche gehörten.
Goebels Aussage, dass die Senatsverwaltung sich bislang von der Aufgabe überfordert zeige, eine neue Alte Mitte zu gestalten, habe ihm „einen bösen Brief eingebracht“. Berlin , so Goebel, wolle den Mangel an preiswerten Wohnungen am Molkenmarkt mit Hunderten von Wohnungen „in Gefängnis-Architektur“ bekämpfen, das sei „im Herzen der Stadt vollkommen unangemessen“. Außerdem könne der Senat, der „ordentlich pleite“ sei, nicht länger als 20 Jahre Sozialwohnungen subventionieren. Für Neubauten müsse man privaten Investoren erlauben, Flächen, die jetzt in öffentlichem Besitz seien, zu bebauen. Auch Genossenschaften könnten nicht günstig genug bauen . Für Bestandsmieter mit alten Verträgen könne er sich Mietkauf-Modelle mit staatlichen Bürgschaften vorstellen, mit der „öffentlichen Hand im Rücken“.
Mit der 90-jährigen Volkswirtin Marie-Luise Schwarz-Schilling hat Benedikt Goebel 2022 die Stiftung gegründet, um das Herz Berlins wieder zum Schlagen zu bringen, so das Credo. Wenn er von Bausenator Gaebler grünes Licht erhielte, die Mitte zu gestalten, würde er mit dem Grauen Kloster beginnen, sagt Goebel. „Wenn die Klosterruine wieder ein Dach hat, kann sie ein Schul- und Kulturstandort werden.“ Für die Zukunft wünscht er sich einen „menschenfreundlichen Städtebau “, der die Aufenthaltsqualität in Mitte verbessere. Auch wenn es im Moment nicht danach aussehe, „dass der politische Wille“ dafür vorhanden sei.