Das ehemalige Kinderkrankenhaus Weißensee sollte eine Oberschule werden - doch der Umbau ist zu teuer. Nur eine ungewöhnliche Lösung könnte den Abriss noch verhindern.
Tagesspiegel vom 19.09.2024 von Christian Hönicke
Dem ehemaligen Kinderkrankenhaus Berlin -Weißensee droht nun doch der Abriss.
Die Umwandlung des denkmalgeschützten Klinik-Komplexes in der Hansastraße in eine Schule kann sich Berlin nicht leisten. Das teilte das Pankower Bezirksamt mit.
Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hatte per Beschluss im Januar gefordert, auf einen Abriss der baufälligen Klinikgebäude möglichst zu verzichten. Das Bezirksamt solle sich stattdessen beim Senat dafür einsetzen, dass das Ensemble erhalten und „zügig zu einem Campus für eine Gemeinschaftsschule“ gestaltet wird. Auch die neu zu errichtenden Gebäude „sollen sich in das Denkmalensemble und den wertvollen Baumbestand einfügen“.
Auch der Landesdenkmalrat hatte im Februar „die grundsätzliche Empfehlung ausgesprochen, den Gebäudekomplex denkmalgerecht instandzusetzen und als Schulstandort zu entwickeln“.
Das Krankenhaus in Weißensee ist nach langem Leerstand 2022 an die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) übertragen worden. Allerdings verfällt der Bau immer weiter, obwohl eine Machbarkeitsstudie schon vor Jahren zu dem Schluss kam, der Schulbau sei dort möglich. Seit Sommer 2020 wartet der Bezirk nach eigenem Bekunden darauf, dass der Senat den Baubeginn bekannt gibt.
Das Szenario: nicht genug Schulplätze für zu viel Geld
Nach Angaben des Bezirks gibt es für den dringend benötigten neuen Schulstandort in Weißensee bisher keine konkrete Finanzierung mit Landesmitteln. Inzwischen hat Berlins Schulstaatssekretär Torsten Kühne (CDU), der das Projekt einst als Pankows Schulstadtrat vorantrieb, erklärt, „dass eine Finanzierung der denkmalgerechten Sanierung aus Mitteln der Berliner Schulbau-Offensive nicht möglich ist, da hier eine angemessene Kosten-Nutzen-Relation nicht gegeben wäre und mit den gleichen Mitteln an anderer Stelle mehr Schulplätze durch Typenbau realisiert werden können“.
Zu viel Geld für zu wenige Schulplätze - damit droht das ruinöse Kinderkrankenhaus endgültig dem Abriss preisgegeben zu werden. Retten könnte es nur ein ungewöhnlicher Ansatz: „Als mögliche Lösung wird eine öffentlich-private Partnerschaft in Form eines Mietkaufs in Erwägung gezogen.“ Dabei würde das Grundstück zunächst an einen privaten Investor verkauft, der dieses dann denkmalgerecht sanieren und dem Land dann wieder übergeben würde: „Der Bezirk würde dann die realisierte Schule nach Mietkauf zurückerlangen.“
Ob diese Variante umsetzbar ist, soll nun geklärt werden. Ende September soll eine „Taskforce“ inklusive Landeskonservator über das Schicksal des Denkmals beraten. Klar ist: So schnell wird auf dem Areal so oder so keine Schulglocke klingeln.