Senat präsentiert das Internationale Congress Centrum (ICC) auf Europas größter Immobilienmesse
Morgenpost vom 09.10.2024 von Isabell Jürgens

Berlin  Auf der Expo Real, der größten internationalen Immobilienmesse in Europa, wirbt Berlin um Interessenten für eines der weltweit größten Kongresszentren – das ICC am Messedamm in Berlin . Ein externer Retter mit gut gefülltem Geldbeutel ist auch dringend nötig, denn seit zehn Jahren ist das ehemalige Kongresszentrum geschlossen. Ob sich auf der Messe ein Interessent finden lässt, ist allerdings fraglich: Denn ein potenzieller Investor muss eine ganze Reihe von Auflagen erfüllen, die der Berliner Senat diktiert hat.

Am gemeinsamen Messestand von Berlin und Brandenburg können Besucher der Fachmesse mit VR-Brille einen virtuellen Rundgang durch das riesige, 313 Meter lange, 89 Meter breite und fast 40 Meter hohe Gebäude starten. Und sich davon überzeugen, dass die 45 Jahre alte Architekturikone in der Raumschiff-Optik auch im Inneren viel zu bieten hat. Nämlich 80 Räume und Säle für insgesamt rund 20.000 Menschen. Die Kapazitäten reichen von 20 über 3000 (Saal zwei) bis zu 5000 Plätzen (Saal eins).

Mitgebracht zur Expo Real hat die landeseigene BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH das ICC. Und hofft nun auf „internationale Investoren und Investorinnen mit kreativen Ideen. „In wenigen Wochen will die Berliner Landesregierung das internationale Konzeptverfahren für das ICC starten“, kündigten BIM-Chefin Birgit Möhring und Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey in München an.

Doch wer dem Gebäude neues Leben einhauchen will, muss einige Bedingungen erfüllen, die es in sich haben. Zum einen steht das zu den bekanntesten Bauwerken Berlins gehörende ICC seit fünf Jahren unter Denkmalschutz . Umbauten oder Änderungen an der Fassade sind damit schwierig und teils unmöglich. Zudem werden im Rahmen des europaweiten Konzeptverfahrens Investoren, Betreiber oder Projektentwickler gesucht, die das ICC im Erbbaurecht erwerben – also nur auf Zeit Eigentümer des Gebäudes werden. Dafür bei den Banken eine Finanzierung zu bekommen, wird damit jedenfalls nicht einfacher.

Und viel Geld wir jeder Interessent mitbringen müssen. Trotz zahlreicher Untersuchungen und Gutachten ist nicht klar, wie viel eine Sanierung und Modernisierung tatsächlich kostet. Die Angaben schwankten schon zum Zeitpunkt der Schließung zwischen 200 und 400 Millionen Euro . Angesichts der Baukostensteigerungen in den vergangenen Jahren muss inzwischen von deutlich höheren Kosten ausgegangen werden. Und die vom damaligen Senat zugesagten 200 Millionen Euro sind angesichts des Haushaltslochs in der Hauptstadt ohnehin gestrichen.

Berlin will aber nicht nur kein Geld für die dringend notwendige Modernisierung ausgeben, sondern schreibt zusätzlich auch noch vor, wie das künftige Nutzungskonzept aussehen soll. „Ziel des Konzeptverfahrens ist es, Investor:innen zu finden, die die Verpflichtung zur Wiederinbetriebnahme des ICC für eine vom Land Berlin mitgetragene Nutzung für Kunst, Kultur- und Kreativwirtschaft sowie Innovation und Technologie ohne einen finanziellen Beitrag des Landes Berlin übernehmen“, heißt es unmissverständlich in der Ankündigung zum Konzeptverfahren . Der Betrieb im Leerstand verschlingt jedes Jahr rund zwei Millionen Euro.

Bauplätze neben dem Komplex sollen Projekt schmackhaft machen

Dafür allerdings könne der Investor neben dem existierenden und nicht unter Denkmalschutz stehenden ICC-Parkhaus ein weiteres zum Komplex gehöriges Parkplatzgrundstück neu bebauen.

Wie diese bauliche Veränderung aussehen könnte, dazu legte das Berliner Planungsbüro Behles & Jochimsen Architekten dem Berliner Baukollegium eine erste Machbarkeitsstudie vo r. Darin legten sie verschiedenste Varianten möglicher Ergänzungen vor. Auf dem Parkplatz auf der dem ICC gegenüberliegenden Seite der Neuen Kantstraße könnte demnach ein Hochhaus stehen.

Und das Parkhaus am anderen Ende des ICC könnte um zwei bis vier Etagen aufgestockt werden, um dort zusätzliche Nutzungen unterzubringen. Möglich wäre demnach auch ein kompletter Abriss des Parkhauses und die Errichtung eines weiteren Hochhauses. Was allerdings laut Machbarkeitsstudie schwierig sei, weil unter dem Parkhaus Straßen und Tunnel verlaufen, die nicht nur teilweise ebenfalls denkmalgeschützt , sondern auch weiterhin erforderlich sind.

„Als Immobilienexpertin im Land Berlin sind wir stolz, dass wir im Auftrag der Senatsverwaltung dieses Verfahren steuern. Es ist ein Gebäude mit besonderer Strahlkraft weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Die Expo Real ist der geeignete Ort, um diese besondere Immobilie zu präsentieren und damit den baldigen Start des Verfahrens einzuläuten“, äußert sich Birgit Möhring, Geschäftsführerin der BIM GmbH, zum bevorstehenden Verfahren. Allerdings: Wann genau das Verfahren beginnen soll, sagte die Managerin nicht.

Die Erwartungen des Landes Berlin an das Konzeptverfahren sind jedenfalls hoch: Vorbild soll das Centre Pompidou in Paris sein, hatte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) noch im September 2023 bekräftigt.

Doch nicht nur für das Kongress-Raumschiff sucht Berlin solvente Investoren, Darüber hinaus präsentiert die BIM an ihrem Messestand weitere Immobilien und Liegenschaften der Hauptstadt, die auf Investoren warten. Darunter das ehemalige Stadtbad Lichtenberg (Hubertusbad).

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